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Ehrenamtskarte Stendal verschiebt Belohnung

Die Ehrenamtskarte ist tot - es lebe die Ehrenamtskarte. Warum sich der Stadtrat Stendal gegen eine Einführung der Karte entschieden hat.

Von Siegfried Denzel 07.07.2020, 23:01

Stendal l Die Idee ist ganz einfach: Wer seit mindestens zwei Jahren wöchentlich wenigstens fünf Stunden ehrenamtlich tätig ist, soll in den Genuss der Ehrenamtskarte und damit von vergünstigten Eintrittspreisen oder sonstigen städtischen Kultur- und Freizeitleistungen kommen. Doch was simpel klingt, ist noch lange nicht einfach in die Praxis umzusetzen – wie sich im Rat am Montagabend gezeigt hat.

So beantragte AfD-Fraktionschef Arno Bausemer zunächst, die von der Stadt als Kooperationspartnerin auserkorene Freiwilligen-Agentur Altmark aus dem Projekt herauszunehmen und lieber rein kommunal zu agieren. Doch als Xenia Schüßler (CDU) einen weiteren Änderungsantrag einbrachte, der neben der grundsätzlichen Zustimmung zu einer Ehrenamtskarte den Auftrag an Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) enthielt, sich für eine flächendeckende Einführung in Sachsen-Anhalt einzusetzen, signalisierte Bausemer Zustimmung – und zog seinen Antrag zurück: „Wir verschieben die Ehrenamtskarte damit zwar um ein halbes Jahr, aber wir stellen sie auf eine breitere Basis.“

Bereits im Rat gab’s dafür eine breite Basis: 23 Abgeordnete votierten für den CDU-Änderungsantrag, zwölf lehnten ihn ab, zwei enthielten sich. Bestandteil dieses Antrags ist auch ein Termin: Statt die Karte am 1. Januar 2021 in Stendal einzuführen, soll es nun in ganz Sachsen-Anhalt der 1. Juli sein. Außerdem, so die damit verbundene Erwartung, soll sich Stendal mit dem Altmarkkreis Salzwedel abstimmen. Dort gebe es eine ähnliche Initiative, so Schüßler.

Allerdings: Das Salzwedeler Konzept beruhe auf Ideen aus Stendal, sagte Marion Zosel-Mohr von der Freiwilligen-Agentur gegenüber der Volksstimme. Hatte SPD-Fraktionsvorsitzender Herbert Wollmann CDU und AfD während der Sitzung noch vorgeworfen, die Einführung der Karte „um mindestens ein Jahr zu verzögern“, sieht sie die Situation deutlich entspannter: „Wir haben jetzt immerhin einen Grundsatzbeschluss“, nachdem Vergünstigungen für ehrenamtlich tätige Frauen und Männer schon seit zwölf Jahren in der Diskussion seien.

Dass der Rat OB Schmotz beauftragt hat, sich auf Landesebene für die Ehrenamtskarte einzusetzen, beschere ihr gar einen neuen Verbündeten, freut sich Zosel-Mohr: So habe sie erst am Freitag im Ministerium für Arbeit und Soziales als Vertreterin der Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligen-Agenturen die Idee einer landesweiten Lösung ins Gespräch gebracht.

Übrigens: Sparpotenzial ist mit dem Ratsbeschluss nicht verbunden. Zwar hatte der Rat im Vorfeld 30.000 Euro für die Freiwilligen-Agentur bewilligt und damit die Erwartung verbunden, dass sie dafür auch die Einführung der Karte organisiert. Weil es sich dabei um einen Haushaltsbeschluss handelt, bekommt die Agentur das Geld nun auch ohne Karte.