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Eine tierische Geschichte Ein Alpaka im Kaffeeladen

Gastronomin Marianne Kraßort kam am Mittwoch mit Alpaka ins Kaffekult.

Von Donald Lyko 27.08.2015, 01:01

Stendal l Vor vier Jahren hatte sich Geschäftsfrau Marianne Kraßort Alpakas angeschafft. Als sie im vergangenen Jahr ihre Herde in Klinke auffrischen wollte, wurde sie in Au-s­tralien fündig. Denn aus dem Mutterland der Alpakas, Peru, dürfen keine Tiere mehr au-s­geführt werden. Als es noch möglich war, hatte ein aus­tralischer Züchter einige Tiere erworben – und aus deren Nachkommenschaft kaufte Marianne Kraßort zwei Tiere für ihre eigene Herde. Als die Alpakas nach langer Reise und Quarantäne endlich in der Altmark ankamen, machte Hengst „Sunset Soldier“ allen große Sorgen.

„Er hatte die lange Reise um die Welt herum nicht gut überstanden“, berichtet Marianne Kraßort: „Als er mittags eintraf, war der Zustand des Alpakas dramatisch schlecht, so dass als lebensrettende Maßnahme nur noch eine Infusion helfen konnte, um den nahenden Tod zu verhindern.“ Die Züchterin rief Tierarzt Dr. Christoph Lagemann aus Plätz. „Zur Behandlung musste ein Blutgefäß am Hals angestochen werden. Ich hatte den Kopf meines Alpakas im Schoß. Das Blut spritzte, mir war übel“, erzählt sie über jenen Tag im Juni vergangenen Jahres. Zu Christoph Lagemann sagte sie in jenem Moment: „Jetzt weiß ich, warum ich kein Tierarzt geworden bin.“

Als der Veterinär darauf antwortete, sie habe doch alles richtig gemacht, ein wunderschönes Café in Stendal aufgebaut und müsse am Wochenende nicht zum Notdienst rausfahren, kam das Gespräch auf jenes Café am Fuße des Rolands. Als Marianne Kraßort spontan mit der Frage „Wollen Sie es haben?“ antwortete, schaute der Tierarzt etwas überrascht. Was er nicht wusste: Zu dieser Zeit war die Geschäftsinhaberin auf der Suche nach einem Nachfolger. Was er aber wusste: Sein Schwager Nikolas Frank, in der Gastronomie erfahren und viele Jahre in Hamburg tätig, suchte nach einer Auszeit gerade nach einer neuen Herausforderung.

Wenig später trafen sich Marianne Kraßort und Nikolas Frank – und ein paar Monate später übernahm er das „Kaffeekult“, sie betreibt weiterhin die Kaffeerösterei. „Mein Alpaka-Hengst überlebte und wurde somit zum Geschäftsstifter“, sagt Marianne Kraßort. Ein Jahr ist dieses Ereignis jetzt her. Aus diesem Anlass durfte „Sunset Soldier“ – wegen der Hitze in den vergangenen Woche geschoren und ohne flauschiges Fell – gestern dem Café am Marktplatz einen Besuch abstatten – sehr zur Freude der Kunden.

Im Januar 2011, als sie ihre Kaffeeprodukte auf der Grünen Woche in Berlin vorgestellt hatte, kam Marianne Kraßort in der Tierhalle an Alpakas vorbei – und die Neugier, mehr über diese Tiere zu erfahren, war geweckt. Nach drei Monaten Recherche, Seminaren und Besuchen bei Züchtern kamen im Mai 2011 die ersten fünf tragenden Stuten auf ihren Hof. Mittlerweile gehören rund 30 Tiere zur Herde.