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Millioneninvestition Saatgut aus der Altmark: Eine Marke nimmt in Stendal Fahrt auf

Die grünen Firmenfahrzeuge mit der Aufschrift „Saatgut aus der Altmark“ sollten den Zusatz „für die Altmark“ erhalten. Denn das Unternehmen am Stadtrand der Hansestadt Stendal investiert 9,5 Millionen Euro in die Zukunft: für Standortsicherung, Produkterweiterung, Qualität und Imagegewinn.

Von Regina Urbat Aktualisiert: 21.06.2021, 07:31
Das Herzstück der neuen Anlage ist ein hochmoderner Farbausleser.   Sichtlich stolz darauf  sind Aike Schwarz (links) und Horst Bremer, Junior- und Senior-Chef der Altmarksaaten GmbH Stendal.
Das Herzstück der neuen Anlage ist ein hochmoderner Farbausleser. Sichtlich stolz darauf sind Aike Schwarz (links) und Horst Bremer, Junior- und Senior-Chef der Altmarksaaten GmbH Stendal. Fotos: Regina Urbat

Stendal - Monteure und Handwerker verschiedener Gewerke geben sich die Klinke in die Hand. Es wird geschweißt und geschraubt auf allen vier Ebenen der nigelnagelneuen Halle auf dem Firmengelände der Altmarksaaten GmbH im Hohen Weg 10 in Stendal.

Von außen betrachtet, lässt der riesige silbernen Blechkasten wenig erahnen, dass dort zwar nicht die größte, jedoch mit die modernste Aufbereitungsanlage für Saatgut auf konventioneller und nun auch auf ökologischer Basis steht. Ob Reinigungs-, Beiz-, Lager– und Transporttechnik – alles ist hochmodern und noch unbenutzt.

Start in acht Wochen

Der Baubeginn der Halle ist im Frühjahr 2020 gewesen. Verzögerungen gab es beim Fundament wegen Lieferengpässen. Seit 1. März sind die Monteure am Werk, in etwa acht Wochen soll die hochmoderne Anlage in Betrieb gehen.

Dafür hat das Traditionsunternehmen mit dem Hauptsitz in Stendal und den beiden Standorten in Lüderitz und Jeeben bei Beetzendorf im Altmarkkreis Salzwedel 9,5 Millionen Euro investiert. „40 Prozent sind EU-Fördergeld“, sagt Horst Bremer, Senior-Geschäftsführer der Altmarksaaten GmbH. Er ist ebenso Geschäftsführer der neuen Anlage, die unter den Namen Hybrid-Saaten Altmark firmiert. Für den 70-jährigen Diplom-Agraringenieur und dem Altmarksaaten-Juniorchef, Aike Schwarz, sei es eine wichtige Investition in die Zukunft. „In erster Linie, um sich weiter am Markt behaupten zu können. Vor allem für die Sortierung und Aufbereitung von Hybrid-Saaten und Bio-Getreidesorten, die laut Experten immer mehr im Kommen sind, musste eine neue Halle gebaut werden.

Blick  aus zwölf Meter Höhe  in die neue Produktionshalle. Links ist die Pallettier- und Verpackungsanlage zu sehen. Rechts wird das Saatgut für den Versand gelagert, wenn die Monteure fertig sind.
Blick aus zwölf Meter Höhe in die neue Produktionshalle. Links ist die Pallettier- und Verpackungsanlage zu sehen. Rechts wird das Saatgut für den Versand gelagert, wenn die Monteure fertig sind.
Foto: Regina Urbat

„Eine Modernisierung der bestehenden Anlage, die schon dreimal umgebaut wurde, kam nicht infrage“, sagt Bremer. Diese Einschätzung verdeutlichen er und Schwarz beim Rundgang mit der Volksstimme - vergleichbar mit dem Weg eines Getreidekorns, das künftig in der 2.500 Quadratmeter großen Halle aufbereitet wird.

Die Rohware, aus dem später das Saatgut hergestellt wird, wird von den unter Vertrag stehenden Vermehrungsbetrieben aus der Altmark in die Annahmegosse transportiert. In dem Vorbau befindet sich ein sechs Meter tiefer Schacht mit einem Fassungsvermögen von 40 Tonnen. „Das reicht dicke, denn die Lkw dürfen nur 25 Tonnen laden“, sagt Horst Bremer.

Im zweiten Anbau nebenan befindet sich eine Staubkammer. In der wird das unverwertbare Material gelagert und landet anschließend in einer Biogasanlage. Der Zeit angepasst ist auch das Dach. Auf der Fläche ist eine Photovoltaikanlage installiert, die Strom für den Betrieb liefert.

Zurück zum Korn: Die abgekippten Feldfrüchte werden mit einem mächtig großen Elevator zur weiteren Verarbeitung in eine der drei Etagen zur Verarbeitung befördert. Ist der Prozess abgeschlossen, wird das Korn im Silo gelagert.

Korn kommt vor die Kamera

24 Silos sind es insgesamt an der Zahl, die alle unter dem Hallendach stehen. „Nun wissen Sie, warum wir die Halle 17 Meter hoch gebaut haben“, sagt Aike Schwarz. Das habe den Vorteil, „dass wir unabhängig von der Witterung das Saatgut produzieren können“, fügt der 30-Jährige Agraringenieur mit Master-Abschluss hinzu. Jedes Silo könne 100 Tonnen Getreide aufnehmen.

Ins Schwärmen kommen die Geschäftsführer bei der Vorstellung der modernsten Technik wie dem Farbausleser, der die Aufbereitung von Saatgut erheblich erleichtert. Mit Kameras ausgestattet, werde das schwarze Mutterkorn erkannt und gezielt herausblasen, erläutert Horst Bremer. Ebenso modern funktionieren der Tischausleser, der für die Nachlese verantwortlich ist, und ein Spezialreinigungsgerät namens Trieur.

Während die Technik für die Verpackung des Saatguts in Säcken und Big-Bags samt Palettierung auch schon steht, fehlt noch gänzlich die Ausstattung für die Schaltzentrale. In dem dafür vorgesehenen Raum wird ein Mitarbeiter sitzen und die gesamte Anlage steuern. „Ich hoffe in acht Wochen“, sagt Horst Bremer.

Die neue Produktionsstätte mit modernster Anlage im Hoher Weg 10 in Stendal, die unter Hybrid-Saaten Altmark firmiert. Auf dem Dach befindet sich eine Photovoltaikanlage.
Die neue Produktionsstätte mit modernster Anlage im Hoher Weg 10 in Stendal, die unter Hybrid-Saaten Altmark firmiert. Auf dem Dach befindet sich eine Photovoltaikanlage.
Foto: Regina Urbat