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Entsorgung Stendal ist beim Müll ganz vorne

Die Stendaler Wohnungsbaugesellschaft hat den ersten Müllplatz in ganz Ostdeutschland, auf dem Abfall unterirdisch entsorgt wird.

Von Thomas Pusch 21.12.2016, 00:01

Stendal l Unterirdisch, dieses Attribut ist oftmals negativ besetzt, vor allem, wenn es um Leistung geht. Bezeichnet es aber die Müllentsorgung, dann kann unterirdisch zum positiven Etikett werden. Unterflurabfallentsorgung heißt der Fachbegriff, und die Stendaler Wohnungsbaugesellschaft hat am Dienstag den ersten Müllplatz eröffnet, an dem der Müll in drei Metern Tiefe verschwindet, die Einwurföffnung nur einen Meter über dem Boden herausragt. Damit ist die SWG ein Vorreiter in Ostdeutschland, nur noch in Berlin stehen gleiche Müllcontainer.

„Der größte Vorteil ist, dass unsere Mieter jetzt keine Chipkarte mehr brauchen, wenn sie ihren Müll wegbringen“, sagte SWG-Geschäftsführer Daniel Jircik. Die Klappe lässt sich mit dem Hausschlüssel aufschließen. Das Kartensystem sei kompliziert gewesen, habe außerdem suggeriert, dass etwas bezahlt werden müsse. Die Einwurfluken seien groß genug für 80-Liter-Beutel, und durch die geringe Höhe könnten auch ältere Menschen, Rollstuhlfahrer und Kinder bequem den Müll wegbringen.

Und der wird fein säuberlich getrennt. Es gibt Schächte für Restmüll, Papier, Biomüll und Verpackungsmüll mit dem grünen Punkt. Der gelbe Deckel bleibt allerdings noch verschlossen. „Wir haben mit dem Dualen System eine Abstimmungsvereinbarung, die noch bis Ende 2017 gilt und nur Gelbe Container vorsieht“, erklärte Madlen Gose, Geschäftsführerin der Abfallentsorgungsgesellschaft ALS. Erst danach könne eine neue Regelung getroffen werden, die frühestens ab 2018 gilt. Die Gelben Container werden nun am neuen Müllplatz aufgestellt.

Bis zum 31. März sind die Unterflurtonnen sozusagen in der Probezeit. „Wir werden erfassen, welche Müllmengen zusammengekommen sind, welche Abholrhythmen notwendig sind, wie der Müll zusammengesetzt ist, und davon auch Fotos machen. Jircik ist sehr zuversichtlich, dass die Tonnen die Probe bestehen werden. Zwei weitere Standorte, diesmal an Hochhäusern, sind für das kommende Jahr bereits in den Haushalt der SWG eingestellt worden.

Madlen Gose ist dem Projekt gegenüber auch nicht abgeneigt. „Ich finde es sehr gut vorbereitet, und es sieht auch gut aus“, sagte sie. SWG-Chef Jircik lässt sich das auch etwas kosten, ein Vierer-Stellplatz wie jetzt an der Friedrich-Ebert-Straße kostet 30.000 Euro. „Dafür sparen wir perspektivisch aber Geld, beispielsweise für die Zusatzfirma, die derzeit noch den Müll neben dem Müll wegmachen muss“, geht für ihn die Rechnung voll und ganz auf.

Auf die Idee brachte ihn Facility Manager Joachim Rieser: „Der Chef sagte, am besten der Müll verschwindet in einem Loch in der Erde, und ich kannte da etwas.“ Rieser stellte den Kontakt zu der Herstellerfirma her, die jene Anlagen erstmals 2009 in Hamburg und Hagen aufstellte. Mittlerweile gibt es einen positiven Mülltourismus nach Stendal. „Vertreter von Kommunen, Abfallentsorgern und Wohnungsunternehmen begutachten das System“, freute sich Jircik.