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Fähre Zukunft der Elbfähre bleibt ungewiss

Die von der Stilllegung bedrohte Elbfähre Ferchland-Grieben schien gerettet. Jetzt geht das Bangen weiter.

Von Birgit Schulze 28.06.2020, 21:00

Grieben/Ferchland l Zu Beginn der kommenden Woche hätte der Vertrag zwischen der Gemeinde Elbe-Parey und dem Investor geschlossen werden sollen. Den Weg dafür glaubten die Gemeinderäte am Donnerstagabend geebnet zu haben: Sie votierten für den Verkauf der Fähre zum 1. Juli an einen bisher nicht bekannten Investor. Denn am 30. Juni zieht sich die Kommune als Fährbetreiberin definitiv zurück.

Doch nun wird am nächsten Dienstag auf unabsehbare Zeit Schluss sein mit der Elbfähre Ferchland-Grieben: Am Freitagnachmittag habe sich der Investor zurückgezogen, berichtete Pareys Bürgermeisterin Nicole Golz (parteilos). Hintergrund sei gewesen, dass der potenzielle private Betreiber das Personal von der Gemeinde nur „ausleihen“ und nicht selbst übernehmen wollte. Das aber, erklärt Nicole Golz, wäre rechtlich nicht möglich gewesen.

Der Verkauf sollte zum aktuellen Verkehrswert geschehen. Der neue Betreiber wäre dann auch für die Verlängerung des Fährzeugnisses und der damit verbundenen Schiffsuntersuchung (Landrevision) verantwortlich gewesen, erklärte die Verwaltung in Parey.

Der Gemeinderat hat seine Bürgermeisterin aber auch beauftragt, in Zukunft und auch vorsorglich alles zu unternehmen, den Fährbetrieb im Falle eines Scheiterns des Investors fortführen zu können – wie sich nun herausstellt, offenbar in weiser Voraussicht. „Das betrifft insbesondere Gespräche mit allen am Fährbetrieb interessierten Gemeinden, Landkreisen und Behörden sowie die arbeitsvertragliche Gestaltung der Verträge der bisherigen Fährleute“, teilte der stellvertretende Bürgermeister, Michael Rindert, mit.

In den vergangenen Wochen hatte es massiven Bürgerprotest gegen die beschlossene Stilllegung der Fähre gegeben (Volksstimme berichtete). Es wurden Demonstrationen organisiert und Unterschriften gesammelt. Die Stilllegung zum 30. Juni war beschlossen worden, nachdem monatelang über eine Finanzierbarkeit der großen Landrevision (Fähren-TÜV) diskutiert worden war.

Die sollte mehr als eine Million Euro kosten, hieß es aus der Pareyer Verwaltung. Das Land stellt für die Revision landesbedeutsamer Fähren aber maximal 500 000 Euro zur Verfügung. Dass der Fähren-TÜV so teuer werden müsse, hinterfragte nicht nur Griebens Ortsbürgermeisterin Rita Platte. Auch die Werft, die den Kostenvoranschlag für alles, was auf dem Fährschiff zu reparieren oder zu erneuern wäre, erstellt hatte, ruderte zurück. Um die Fähre weiter fahrtüchtig zu halten, wäre nicht alles, was in dem Kostenangebot aufgeführt wurde, auch erforderlich, erklärte Corinna Barthel von der Schiffswerft Derben.

Die Betriebskosten und sich künftig verschärfende Bedingungen für den Betrieb einer Motorfähre wie in Ferchland flossen ebenso in die Diskussionen ein. Bürgermeisterin Golz bekam Kritik für den in der Coronakrise gefassten Stilllegungsbeschluss.

Nun sollte sie den Verkauf der Fähre abwickeln. Schon zwischen 2000 und 2010 war die Fähre Ferchland-Grieben privat betrieben worden. Damals stand die Fähre mehrere Monate lang still, weil der private Betreiber in Insolvenz gegangen war. Im April 1998 war die Fährverbindung Ferchland-Grieben nach rund 40 Jahren ohne Verbindung wieder eingeweiht worden. Die damaligen Gemeinden Ferchland und Grieben hatten, unterstützt von den jeweiligen Verwaltungsgemeinschaften und Landkreisen sowie mit Förderung durch das Land, die Verbindung wieder aktiviert.

Betrieben wurde die Fähre zunächst von der „QSG Genthin“ (Qualifizierungs- und Strukturförderungsgesellschaft) die aber bald aus dem Vertrag ausstieg. Im Oktober 2000 wurde die Fähre privatisiert, 2010 ging das Unternehmen in Insolvenz, die Kommune musste die Fähre für viel Geld aus der Insolvenzmasse zurückkaufen.