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Feuerwehr-Jugend Nachwuchsarbeit mit Meeresgott

Die letzte volle Ferienwoche eines jeden Sommers ist auch die des Zeltlagers der Jugendfeuerwehren der Hansestadt.

Von Egmar Gebert 05.08.2018, 17:53

Stendal l Ein kurzes Zucken durchfährt Ina Peckers Körper, als sie ihren Namen hört, dann sprintet die 15-Jährige davon. Bruchteile von Sekunden später hat „Häscher“ Rick Althoff die Situation erfasst, setzt mit einem Sprung über die knapp einen Meter hohe Hecke, die den Badebereich von der Liegewiese trennt. Die Aufholjagd ist kurz, obwohl das Mädchen gut zu Fuß ist. „Alter, vor Rick kann keiner abhaun“, sprudelt es anerkennend aus dem 14-jährigen Jan Pflug heraus. Wissend, dass Ina nicht die Einzige bleiben wird, die diese Neptunfest-Erfahrung am Sonnabend auf dem Außengelände des Altoa macht. Was sich in diesen Sekunden eher unbewusst in Jans Hirn einbrennt: Es kann nicht schaden, als echter Feuerwehrmann, wie der Rick schon einer ist, ein bisschen sportlich zu sein.

Ein erfreulicher und gewollter Aha-Effekt, wie ihn das diesjährige Sommerzeltlager der Jugendwehren der Hansestadt Stendal im Dutzend bietet.

Zum 27. Mal findet es statt, zum zweiten Mal unter Leitung von Stadtjugendfeuerwehrwart Frank Oelze. Er und sein 15-köpfiges Organisationsteam – alle Mitglieder der Ortswehren oder der Feuerwehrfördervereine – „opfern“ eine Woche Urlaub fürs Zeltlager. Sie tun es gern. Die rund 80 Zehn- bis 16-Jährigen von ihnen Betreuten sollen möglichst viel mitnehmen aus dieser außergewöhnlichen Ferienwoche. „Natürlich soll auch der Spaß für die Jungs und Mädels nicht zu kurz kommen.

Immerhin haben sie Ferien“, sagt der Zeltlager-Chef und nennt ein paar Stichpunkte: Besuch im Filmpark Babelsberg, Disco, das Neptunfest nicht zu vergessen. Doch worum es dem Satdtjugendfeuerwehrwart Oelze und seinen Mitstreitern im Kern geht, sagt er in einem Satz: „Vor allem geht es um Kameradschaft.“ Feuerwehr sei immer eine Teamleistung. Auf einander achten, für den anderen da sein, als Mannschaft denken und handeln.

Das und den Ferienspaß in der richtigen Mischung anzubieten, ist eine Gabe, die den Organisatoren des Sommerzeltlagers der Jugendwehren 2018 gegeben scheint. Und die setzten sogar noch eins drauf. Nicht nur, dass es während der sieben Tage viele spielerisch verpackte Wettkampfsituationen zu meistern gab. Da wurde um die Wette gekegelt, Go-Kart gefahren, war ein Klettergarten zu meistern, eine Nachtwanderung zu bestehen, an deren Stationen feuerwehrtechnisches Wissen gefragt war, um einige Beispiele des Programms zu nennen.

Da wurde auch nach Möglichkeiten Ausschau gehalten, den Blick der jungen Leute für Perspektiven zu schärfen. Für nicht wenige der Jungen und Mädchen aus der Feuerwehr-Nachwuchsgarde der Hansestadt wird das Thema Berufswahl in naher oder nicht mehr all zu ferner Zukunft aktuell. Ein Besuch in der Stendaler Autostadt Rosier und das Kennenlernen der beruflichen Wege, die sich dort für junge Leute auftun können, war das Ergebnis dieser Suche.

Nicht ganz uneigennützig, aber aus Feuerwehrsicht durchaus legitim. Natürlich ist Frank Oelze und den Feuerwehrleuten der Hansestadt daran gelegen, dass möglichst viele aus der Jugendwehr eine berufliche Zukunft in der Altmark finden. Nur so bleiben sie auch den Ortswehren als aktive Mitglieder, die sie ab dem 16. Lebensjahr werden können, erhalten. Oelze: „Wenn es bei 20 Prozent der Jugendwehrmitglieder klappt, wäre das top. Aber ich glaube, wir sind da ganz gut aufgestellt.“

Optimismus, der aus eben solchen jungen Leuten wie dem 14-jährigen Jan Pflug und der 15-jährigen Ina Pecker erwächst. Beide wollen aktive Mitglieder ihrer Feuerwehren werden – und bleiben, vorausgesetzt, sie finden in Stendal eine berufliche Perspektive.