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Filzwerkstatt Ein Projekt, das an der Basis ansetzt

Das Gemeinschaftsprojekt „Filzwerkstatt“ wird in Stendal für ein weiteres halbes Jahr fortgesetzt.

Von Anne Toss 16.08.2016, 01:01

Stendal l Seit einem Jahr gibt es das Filzprojekt in Stendal, das durch eine Kombination von Handarbeit und deutscher Sprache Geflüchteten bei der Integration und besonders beim Deutschlernen helfen soll. Während des Projektverlaufs zeichnete sich ab, dass dieser Grundgedanke – arbeitsbegleitend Deutsch zu lernen – doch schwieriger umzusetzen war, als anfangs gedacht. „Deutsch trat bei den Handarbeiten in den Hintergrund“, sagt Projektleiterin Eleonore Loof, „die Frauen redeten oft in ihrer eigenen Sprache. Wir haben gemerkt, dass das so nicht funktioniert.“ Sie und ihr Mann, Detlef Loof, sowie Henning Sander betreuen als ehrenamtliche Mitarbeiter das Filzprojekt.

Deshalb gebe es nun eine andere Herangehensweise. An drei Tagen in der Woche werde verstärkt Deutschunterricht gegeben, sodass die Teilnehmerinnen weiterführend einen Sprachkurs auf dem Level A1 beginnen können. „Denn ohne Grundlagen sind sie auch dort aufgeschmissen“, so Eleonore Loof. Außerdem gibt es seit Januar ein zusätzliches Sprachangebot für Männer, das gezielt einen Wortschatz für das Berufsleben vermitteln soll.

„Allein Deutsch zu lernen, reicht nicht aus“, sagt Detlef Loof, der vorrangig die männlichen Geflüchteten betreut. „Auch eine berufliche Integration muss Bestandteil sein.“ Daher begleitet er die Männer auch zur Arbeitsagentur, hilft ihnen bei der Suche nach Praktika oder Jobs. „Der Großteil der afghanischen Teilnehmer ist angelernt, hat also keinen Berufsabschluss“, berichtet Loof, „trotzdem sind sie fachlich kompetent und können hier Fuß fassen.“ So sei beispielsweise ein Teilnehmer mittlerweile in einer Fleischerei tätig, drei weitere würden als Fliesenleger arbeiten.

Am Filzprojekt – initiiert von der Kaschade-Stiftung und unterstützt von der Stendaler Wohnungsbaugesellschaft (SWG), den Stadtwerken Stendal, der Hochschule Magdeburg-Stendal sowie der Freiwilligen-Agentur Altmark – kann jeder teilnehmen, „der Status interessiert uns nicht, da wir keine öffentlichen Gelder in Anspruch nehmen“, sagt Hans-Jürgen Kaschade. Das Projekt wird von der Stiftung finanziert. Laut ihm bekommen Geflüchtete hier die Chance, Dinge aufzuholen. „Sie haben die Möglichkeit, auch einen Schritt zurückzugehen“, sagt Kaschade unter anderem im Hinblick darauf, dass nicht jeder gleich schnell eine fremde Sprache lernen könne.