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Flüchtlinge Sieben Schüler ohne Platz

Trotz einer bestehenden Schulpflicht können im Landkreis Stendal nicht alle Kinder von Asylbewerbern zur Schule gehen. Es fehlen Lehrer.

Von Bernd-Volker Brahms 10.02.2017, 00:01

Stendal l Die Integration der Flüchtlingskinder in den regulären Schulunterricht ist eine große Aufgabe für die Lehrer im Landkreis Stendal. Insgesamt sind es 513 Schüler, die sich auf alle Schulformen verteilen. Das Gros der Schüler – nämlich 411 – wird in Schulen der Hansestadt Stendal unterrichtet.

Um die Lehrkräfte zu unterstützen, wurden 2015 mehrere Sprachlehrer vom Land eingestellt, zumeist pädagogische Seiteneinsteiger. „Das hat gut funktioniert“, sagt Denis Gruber (SPD), der 1. Beigeordnete des Landrates. Haken nur: Das Land hat die Stellen befristet und die Verträge zum Ende des vergangenen Jahres auslaufen lassen. Allein vier Lehrer an der Berufsbildenden Schule in Stendal stehen seit Anfang 2017 nicht mehr zur Verfügung.

„Das hat gravierende Auswirkungen“, sagt Gruber. Sieben Schüler im Alter von 16 bis 18 Jahren, die eigentlich die BBS besuchen sollen, können dort nicht aufgenommen werden. Und das trotz Schulpflicht, die auch für Asylbewerberkinder gilt. „Wir haben das ans Bildungsministerium weitergeleitet.“

Aber auch der bisherige Unterricht für die 125 Asylbewerberkinder an der BBS kann nur eingeschränkt erfolgen. Von den sechs Sprachklassen innerhalb des Berufsvorbereitungsjahres (BVJ) können drei lediglich an vier Tagen und die übrigen drei an drei Tagen unterrichtet werden.

„Wir haben schon im Oktober dem Ministerium mitgeteilt, dass wir weiteren Bedarf haben“, sagt Gruber. Die Antwort habe durchblicken lassen, dass möglicherweise eine Lösung gefunden würde. Auch nach Rücksprache mit Schulleiter Lothar Bätz hat sich nichts geändert. Dieser hatte schon im September des vergangenen Jahres im Kreisschulausschuss auf die sich anbahnende Situation aufmerksam gemacht.

Auch die Sekundarschulen in Stendal sind bis zum Anschlag ausgelastet, sagt Gruber. 161 Schüler verteilen sich auf drei Schulen, wobei die Komarow-Schule derzeit schon 101 Flüchtlingskinder aufnimmt. Allerdings sei eine Auslagerung nach Goldbeck, wie es geplant war, nicht möglich, so Gruber. Auch in Goldbeck wurde eine Stelle eines Sprachlehrers gestrichen.

Nach Angaben des Bildungsministeriums seien landesweit 84 Sprachlehrerstellen zum 31. Dezember 2016 ausgelaufen. Allerdings sei ein Teil davon verlängert worden, es gebe mittlerweile 50 unbefristete Sprachlehrerstellen im Land, eine davon im Landkreis Stendal. Nach Angaben von Ministeriumssprecher Stefan Thurmann seien im Landkreis Stendal fünf von acht Stellen bis Schuljahresende verlängert worden.