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Garten-Aktion In Stendal wohnt der Super-Gärtner

Volker Beese-Meier aus Stendal hat den schönsten Garten im Landkreis. Die Volksstimme hat ihn in seiner Wohlfühl-Oase besucht.

Von Antonius Wollmann 19.07.2019, 17:00

Stendal l Großspurigkeit kann man Volker Beese-Meier beim besten Willen nicht vorwerfen. Dabei hätte der Stendaler eigentlich allen Grund dazu, seine Bescheidenheit dranzugeben und mit einem neuen Selbstverständnis aufzutreten. Seit dem vergangenen Sonnabend nämlich ist er ganz offiziell der Pächter des schönsten Kleingartens im Landkreis Stendal. Die Jury des Kreisverbandes der Gartenfreunde hat so entschieden und die Parzelle 26 des Kleingartenvereins „Am Uenglinger Weg Stendal“ mit dem begehrten Titel ausgezeichnet.

Der Erfolg, so viel ist sicher, kann kein Zufallsprodukt sein. Dafür schaut die Wettbewerbskommission zu kritisch hin und ist die Konkurrenz schlicht zu riesig. Hunderte Parzellen begutachteten die Gartenexperten im Juni mit strengem Blick. Dass nur eine minimale Zahl anderer Parzellen in der Lage war zu konkurrieren, beweist, dass der Stendaler seinem Garten eine Pflege zukommen lässt, die über das normale Maß weit hinausgeht. Und so steht nun der Pokal – trotz aller Zurückhaltung des Gewinners - gut sichtbar zwischen diversen HSV-Utensilien auf einem Holzboard auf der schattigen Terrasse vor der Laube. Gäste sollen ruhig Notiz nehmen vom Prestigeerfolg.

Ansonsten gibt sich der 51-Jährige so wie immer. Was bedeutet: Mit den Nachbarn wird gescherzt, nebenbei nach den Pflanzen geschaut und die Fische im kleinen Teich gefüttert. Mit der Auszeichnung habe er dabei überhaupt nicht gerechnet, erzählt der gelernte Bäcker. „Ich war wirklich ziemlich erstaunt, als ich aufgerufen wurde“, sagt er. Auf die Begehung habe er sich nicht besonders vorbereitet. Vielmehr sei es für ihn selbstverständlich, dafür zu sorgen, dass sein Rückzugsort in einem guten Zustand ist. „Im Sommer bin ich jeden Tag fast zwei Stunden hier, um die nötigen Arbeiten zu erledigen“, sagt Volker Beese-Meier.

Kein Wunder also, dass der Rasen saftig grün ist, auf akkurate Länge getrimmt. Was genauso auf die Hecke zutrifft. Die weist außerdem die ideale Höhe von 1,20 Meter vor. Auch in den Zeiten, in denen bei den Begehungen der Zollstock nicht mehr mit eiserner Härte über Erfolg und Misserfolg entscheidet, sicherlich kein Nachteil bei der Beurteilung. Mit großer Sorgfalt sind genauso die Beete angelegt. Läuft die jeweilige Ernte gut, dann muss der Vorzeige-Gärtner eigentlich gar nicht mehr in den Gemüseabteilungen der örtlichen Supermärkte vorbeischauen. Tomaten wachsen bei ihm, außerdem Zucchini, Gurken, Porree, Bohnen, Paprika und Blumenkohl. Und natürlich Erdbeeren. Die in diesem Jahr im Übrigen wirklich super gewachsen sind, wie Volker Beese-Meier berichtet.

Es ist dennoch nicht der Fall, dass der Gartenfreund seine Parzelle in erster Linie zur Selbstversorgung nutzt. Der Faktor Erholung spielt eine ebenso große Rolle. Drum ist gut die Hälfte der 400 Quadratmeter großen Fläche nicht im klassischen Sinne bewirtschaftet. Zwei große Rasenflächen hat er angelegt, dazu den Teich, an dem man wirklich vorzüglich im Sonnenschein entspannen kann. In einem super Zustand ist auch seine Laube. Kleine Küchenzeile, Toilette, Satellitenempfang für den Fernseher – mehr geht eigentlich nicht. Der Garten als Fluchtort, um der Enge der Wohnung zu entkommen und stattdessen die Natur zu genießen – in Parzelle 26 wird dieser von vielen Hobbygärtnern gehegte Traum wahr. „Ich bin vor 20 Jahren in eine Platte gezogen, bin aber dörflich aufgewachsen. Nur in der Wohnung zu sitzen, kam für mich nie in Frage“, erklärt der Sieger seine Leidenschaft. Die Fähigkeiten dazu eignete er sich in Kindertagen an, sein Vater arbeitete in der Landwirtschaft. Spaten und Hacke gehörten zum Alltag. In der Stadt wollte er darauf nicht verzichten.

Dass Volker Beese-Meier die Balance zwischen Nutz-und Erholungsgarten so gut gelingt, rechnete ihm die Jury hoch an. Oder um es mit den Worten des Kreisvorsitzenden der Gartenfreunde, Manfred Meckel, zu sagen: „Alles, was ein Garten bieten kann, hat Volker Beese-Meier extrem gut umgesetzt.“ Ein schöneres Lob kann ein Gärtner wohl kaum einheimsen.