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Gastronomie Tangermünde will Hafenfläche verpachten

Die Stadt Tangermünde hat die Bewirtschaftung der Gastronomiefläche am Hafen neu ausgeschrieben. Die Pächterin ist irritiert.

Von Anke Hoffmeister 30.01.2021, 10:00

Tangermünde l Ab Januar 2022 könnte ein neuer Betreiber am Hafen von Tangermünde für ein gastronomisches Angebot sorgen. Die Stadt Tangermünde hat jetzt dafür den Weg geebnet und die 25 mal 25 Meter große Fläche auf der beliebtesten Flaniermeile der Kaiserstadt ausgeschrieben. Wer sich mit der Idee, hier künftig Gäste zu bewirten, anfreunden kann, muss ein Konzept vorlegen. Er muss damit rechnen, dass ihm das Hochwasser für eine gewissen Zeit den Weg zu seinem Café versperrt oder, dass ganz und gar seine komplette Einrichtung im Wasser zerstört wird.

Saskia Dölle (38) kann das alles bestätigen. Sie betreibt seit 2010 an diesem Ort ihr Hafen-Café. Sie hatte beim Elbehochwasser 2013 erlebt, was es bedeutet, wenn das Wasser kommt und geht. Von ihrem zwölfeckigen Pavillon war damals nur noch die Spitze des Daches zu sehen. Der Rest geriet unter Wasser.

Mit Unterstützung ihres Vaters Werner Dölle hatte sie 2009 die Fläche auf dem etwas höher gelegenen Rondell am Hafen zwischen Spielplatz und Parkfläche einen Pavillon aus Holz und Glas errichtet. Das Bauwerk ist unten offen, damit bei Hochwasser das Wasser rein- und wieder rausfließen kann. Die Inneneinrichtung hat die heute 38-Jährige so gestaltet, dass sie jederzeit schnell aus- und wieder eingebaut werden kann, um sie dem Wasser nicht überlassen zu müssen.

Als sie ihren ersten Vertrag mit der Stadt abschloss, war dieser für fünf Jahre ausgelegt, die weiteren für jeweils drei Jahre. Der letzte wurde nicht verlängert. „Warum, das weiß ich nicht“, sagt sie. Und: „Mit mir wurde nicht gesprochen. Ich habe keine Ahnung, weshalb ich keine Pachtverlängerung erhalten habe. Ich hatte beantragt, ihn wieder auf fünf Jahre zu verlängern.“ Zuletzt sei ihr Vertrag nur noch bis Ende 2021 verlängert worden.

„Als ich erfahren habe, dass die Fläche neu ausgeschrieben wird, hat es mir den Boden unter den Füßen weggerissen“, berichtet sie. „Bei einer längeren Pachtzeit hätte ich sicher mehr investiert“, gibt sie zu verstehen. „Doch bei drei Jahren kann ich mich doch nicht finanziell nackig machen.“ Zumal das Café nun auch nicht die Gewinne abwerfe, um über die Maße Geld ausgeben zu können.

Eines weiß die 38-Jährige jedoch schon heute mit Gewissheit: „Ich will diesen Platz nicht verlieren. Zehn Jahre sind doch keine Zeit, um aufzugeben. Hier steckt so viel Herzblut drin. Und ich arbeite sehr gern in meinem Café“, betont sie. In der Vergangenheit hatte die Tangermünderin ihren kleinen Gastronomiebetrieb mit Kaffee, Eis, Kuchen und anderen Kleinigkeiten mit Angestellten und Aushilfen betrieben. Die Tourismussaison war und ist zugleich ihre Saison. „Im Winter sind doch kaum Leute am Hafen. Wenn sie im Winter spazieren gehen, dann durch die Innenstadt“, sagt sie. Außerdem sei es sehr wetterabhängig, wie viele Menschen gerade unterwegs sind.

Hinzu komme, dass sie für den Winter das Wasser abstellen muss. Ihr Café ist unbeheizt, da es aus genannten Gründen nach unten offen gebaut wurde. Und ohne Heizung würde das Wasser einfrieren. Ist kein Wasser da, können auch die Toiletten nicht benutzt werden.

„Als ich 2010 hier anfangen konnte, war das für mich wie ein Sechser im Lotto“, erinnert sie sich. Aus diesem Grund habe sie nach wie vor großes Interesse daran, auf der Hafen-Fläche ihrer Selbstständigkeit nachgehen zu können. Ein Konzept, dass sie wie alle anderen Bewerber um die ausgeschriebene Fläche jetzt einreichen muss, erarbeitet sie noch. „Es soll so richtig reinhauen“, sagt sie. Denn nur so, das ist ihr bewusst, könne sie überzeugen und ihren Traum von einem eigenen Café weiter leben.

Wer sich um die Gastronomiefläche bewirbt, der bewirbt sich lediglich um den Platz zwischen Hafen und Stadtmauer. Er selbst muss dafür sorgen, dass darauf ein Bauwerk entsteht, dass dem Denkmalschutz entspricht und genehmigt werden muss. Allerdings hat der Pächter den Vorteil, bei Stadtfesten und anderen großen Veranstaltungen in Tangermünde mitten im Geschehen zu sein. Ob Burgfest, Töpfermarkt, Weihnachtsmarkt oder Elbdeichmarathon – Tausende Besucher halten sich am Hafen auf.

Bis Ende April kann sich jeder, der Interesse hat, bei der Stadtverwaltung mit einem Konzept bewerben. Die komplette Ausschreibung ist auf der Internetseite der Stadt zu finden. Letztendlich entscheidet der Stadtrat, wer ab 2022 für zehn Jahr Gastronomie an diesem Standort anbieten darf.