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Gelbe Tonne Code zerkratzt – Abfall bleibt stehen

Ärger um die gelbe Tonne in Hassel. Bei der jüngsten Leerung blieb ein Dutzendstehen.

Von Volker Langner 15.09.2015, 01:01

Stendal l Alle vier Wochen das gleiche Prozedere: Gelbe Tonne an die Straße rollen, Leerung, dann kommt die Tonne wieder an ihren Platz im Hof, im Schuppen, im Vorgarten. Doch nach der jüngsten Tour der Firma Cont-Trans, die für die Entsorgung der Leichtverpackungen im Kreis Stendal verantwortlich zeichnet, staunte eine Reihe vom Hasselern im Wohngebiet Am Weidenplan schlecht: Ihre Tonnen waren nicht geleert worden. Es betraf rund ein Dutzend benachbarte Haushalte, an einem Kreisel gelegen beziehungsweise in dessen unmittelbarer Nähe.

Warum hatte Cont-Trans sie nicht geleert? Hatte jemand sein Auto im Kreisel abgestellt, was schon einmal passiert war, und dem Entsorgungsfahrzeug die Durchfahrt versperrt? Gab es Fehlwürfe, also war das Falsche in die gelbe Tonne gewandert? Vermutungen gab es einige. Aufklärung gaben telefonische Nachfragen bei Cont-Trans. Bei allen Tonnen, die nicht geleert wurden, waren die Barcodes beschädigt, die zur Identifikation und Zuordnung der Behältnisse dienen.

Auch da schossen wieder die Vermutungen ins Kraut. Ein Dummer-Jungen-Streich, wie eine Anwohnerin meinte? Schließlich waren in der Vergangenheit im Hasseler Kreisel bereits gelbe und andere Tonnen mit Kreide beschmiert worden. Thomas Winter, bei Cont-Trans für alles rund um die gelbe Tonne zuständig, hat vor Ort eine andere Beobachtung gemacht: „Es sieht so aus, als hätte sich jemand mit einem Spachtel oder Ähnlichem an den Aufklebern zu schaffen gemacht.“ Eine klassische Manipulation also? „Vielleicht will sich da jemand kostenlos entmüllen und dafür sorgen, dass er nicht zu identifizieren ist“, stellt Winter eine These auf.

These hin, Vermutung her – für die betroffenen Hasseler zählt erst einmal, ob und wann ihre Tonnen wieder geleert werden. Der Barcode sei dafür unerlässlich macht Winter klar.

Dass Cont-Trans die Tonnen stehen ließ, löste Unmut aus. Das Unternehmen habe seine Aufgabe als Dienstleister nicht wahrgenommen, meint ein Anwohner und fügt hinzu: „Wenn wir die Tonnen zur Leerung rausstellen, können wir sie doch nicht den ganzen Tag bewachen.“ Ein anderer sagt, die Tonnen seien nicht Eigentum der Grundstückseigentümer und damit dürften jene auch nicht zur Kasse gebeten werden. Und ein weiterer Betroffener macht klar: „Ich erwarte eine Leerung. Ansprechpartner ist für mich die ALS.“

Das stimme nur bedingt, erklärt Madlen Gose, Geschäftsführerin der Abfall-entsorgungsgesellschaft des Landkreises Stendal (ALS) auf Volksstimme-Nachfrage. „Für Fragen der Abfalltrennung sind wir als ALS zuständig, für Fragen zu den Behältern für die Leichtverpackungen ist es Cont-Trans“, so Gose.

Bei den Tonnen, für die die ALS als öffentlicher Entsorger verantwortlich zeichnet – Restmülltonne, Papiertonne, Biotonne –, gelten bei Beschädigungen klare Regeln: Bei Verschleiß wie abgenutzten Rollen oder bei Vandalismus nimmt die ALS die Reparaturen auf eigene Kosten vor. Verursacht der Nutzer Schäden, weil er beispielsweise zu heiße Asche in die grauen Tonne füllt, dann wird er beim Nachweis auch zur Kasse gebeten. Wenn am Entsorgungstag Tonnen auf die Straße gestellt und diese dort beschädigt werden, würde die ALS die Nutzer nicht belangen, sagte Gose.

Aber wie verfährt Cont-Trans mit den ab- und zerkratzten Barcodes von Hassel und den dazugehörigen gelben Tonnen?

„Wir suchen natürlich nach einer vernünftigen Lösung“, versichert Winter.

Er unterbreitet zwei Vorschläge: Zum einen könnten sich die Nachbarn zusammentun und einen Termin mit dem Entsorgungsunternehmen vereinbaren. „Dann werden die Tonnen geleert und eingelesen, und es wird ein neuer Barcode angebracht.“ Die Gesamtkosten für die Nutzer beziffert Winter auf 50 bis 70 Euro; umso mehr sich an der Aktion beteiligen, umso geringer die Kosten für den Einzelnen. „Wenn am Auto der Lack zerkratzt wird, kommt ja auch niemand auf den Gedanken, zum Autohaus zu gehen und die Reparatur dort kostenlos vornehmen zu lassen“, sagt er.

Allerdings sieht Winter noch eine zweite Möglichkeit: Die Leerung der Tonnen erfolgt erst bei den nächsten turnusmäßigen Entsorgungstour. Dann könnten die Barcodes erneuert werden, ohne dass zusätzlich Fahrzeug und Mitarbeiter eingesetzt werden müssen. Offensichtlich favorisiert die Mehrzahl der Hasseler die zweite Variante, zumal eine Reihe von ihnen noch genug Stauraum in den gelben Tonne hat.