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Gesellenstück Carolin überzeugt mit einer Tür

Sieben Auszubildende der Tischler-Innung Stendal lieferten jetzt ihre Gesellenstücke ab. Sie wurden allesamt für gut befunden.

Von Volker Langner 16.07.2018, 01:01

Stendal l „Ich war ja so aufgeregt“, gestand Carolin Steller. Umso größer war die Freude, „dass es so toll gelaufen ist“. Mit ihrem Gesellenstück, einer einflügeligen Hauseingangstür mit festen Seitenteil, verdiente sich die 19-Jährige die Note eins. Und scheint damit für ihren „Traumberuf“ gerüstet.

Dabei wollte die Havelbergerin eigentlich einmal Tierpflegerin werden. Doch in der 9. Klasse absolvierte das Mädchen, das zu Hause so gern mit ihrem Vater werkelte, ein Schülerpraktikum bei der Bau- und Möbeltischlerei Dähne in Warnau. „Das hat mir richtig gut gefallen. Als mich dann mein Papa ermutigt hat, eine Tischlerausbildung zu machen, habe ich es probiert.“

Um die 60 Bewerbungen schrieb die Havelbergerin. Antworten gab es nicht. Fast nicht – „weil ich ein Mädchen bin?“ Aber ihr Praktikumsbetrieb aus der 9. Klasse meldete sich und bot ihr einen Ausbildungsplatz. Dort fühlte und fühlt sie sich wohl. „Die Kollegen sind hilfsbereit und offen. Wir Azubis wurden vor allem von Matthias Schmok unterstützt“, berichtet Carolin Steller, die von der Warnauer Tischlerei nach bestandener Gesellenprüfung übernommen wird.

Insgesamt sieben Azubis stellten sich der Prüfung in diesem Ausbildungsjahr im Kreis Stendal. „Wir haben in diesem Jahr durch die Bank hochwertige Gesellenstücke“, freut sich Berufsschullehrer Joachim Friedrich vom fünfköpfigen Prüfungsausschuss. Und dessen Vorsitzender Reik Lücke, Tischlermeister aus Tangermünde, ergänzt: „Die Leistungsdichte ist gleichmäßig hoch.“ Doch die Fachleute erzählen auch von Schattenseiten. So haben während der dreijährigen Ausbildungszeit elf Tischler-Azubis ihre Ausbildung abgebrochen.

Für Gorden Loskarn aus Vielbaum kein Thema. Der 22-Jährige, der seine praktische Ausbildung bei der Tischlerei Schulze in Seehausen absolvierte, mag seinen Beruf, mag Holz. Es sei ein „warmes Material“, das schnell verändert werden könne. Bei seinem Vater konnte er zusehen, auch mal mit zufassen, als der Holz in Form brachte, beispielsweise beim Carportbau, beim Partyraum, bei Möbeln. „Das fand ich faszinierend.“

Und ansteckend. Nun hat Gorden Loskarn seinen Gesellenbrief in der Tasche. Mit einem Doppelbett, in dem er unter anderem selbst geräucherte Eiche und Buche verbaute, lieferte er sein Gesellenstück ab. Darauf ist er stolz. Aber er sagt auch: „Ich glaube, jetzt als Geselle fängt das Lernen erst richtig an.“