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Graffiti-Bild Sprayerkunstwerk ist bald fertig

In Stendal in der Hallstraße wird ein riesiger, kahler Giebel mit einem Kunstwerk aus Spraydosen verziert.

Von Bernd-Volker Brahms 09.06.2016, 01:01

Stendal l „Jetzt komme ich ins Stadium, wo es Spass macht“, sagt Michael Braune. Der 39-jährige Stendaler Profi-Sprayer arbeitet seit fast vier Wochen an einem riesigen Kunstwerk in der Hallstraße 4. Begonnen hat er zunächst mit den groben Fluchtlinien und großen Flächen. Mittlerweile ist er mit den Details beschäftigt. Dazu gehören die Schriftzüge, Antennen und Comic-Figuren.

Die gesamte Fassade ist mit einem Baugerüst versehen, so kann Braune in luftiger Höhe an dem Wandbild arbeiten. Allerdings wird nicht die gesamte Fassade besprüht, sondern vorrangig in der linken oberen Hälfte, insgesamt rund 100 Quadratmeter. Dargestellt wird ein historisches Häuser- ensemble, so wie es stilprägend in der Hallstraße um das Jahr 1900 herum war. Zu den Seiten hin laufen die Konturen aus.

„Das Bild soll spannungsvoll rüberkommen“, sagt Braune. Er sieht sich mit seiner Arbeit weiter in der Sprayerszene verhaftet, von wo er als Künstler vor fast 25 Jahren gekommen ist. Angefangen hat der gelernte Möbeltischler und studierte Industriedesigner und Innenarchitekt mit dem Verzieren von Industriebrachen.

Er jobbte nebenbei, sparte Geld und finanzierte sich so Reisen um die ganze Welt, bei denen er mit Gleichgesinnten Graffitis entstehen lassen konnte. In Neuseeland, Australien, China, Mexiko, Island, Dänemark, Schweden und natürlich auch in den USA in New York war er schon. Zuletzt war der Familienvater in Equador. Zunehmend bekommt der 39-Jährige bezahlte Aufträge, so konnte er in Osterburg einige Wände verzieren. Aber auch in Stendal ist er präsent, so an der Ecke Beckstraße/Hospitalstraße oder beim Edeka-Markt im Schadewachten.

„Das Bild hier ist was Besonderes, nicht unbedingt wegen der Größe“, sagt Braune. Jedoch sei dies so zentral in der Innenstadt gelegen, dass viele Menschen das Kunstwerk einfach nicht übersehen können. „Wenn man das in der eigenen Stadt hat, dann ist das toll“, sagt der Sprayer. „Das Sprayen im Ghetto ist das eine, das ist hier was anderes“, sagt Braune.

Er habe in den vergangenen Wochen bereits eine überwältigende Resonanz erfahren. „Viele sind stehengeblieben und haben mir Anerkennung ausgedrückt“, sagt der Künstler. Besonders toll fand er einen Mann aus der Nachbarschaft, der das Kunstwerk zunächst sehr skeptisch betrachtete und mittlerweile voll des Lobes dafür ist.

In einer Woche soll das Bild offiziell freigegeben werden. Zusammen mit 22 Sponsoren ist eine kleine Feier geplant, teilt das Stendaler Ehepaar Rolf und Gudrun Walinda mit. Ihnen gehört das Haus, das sie 2008 saniert haben.

Künstler Braune hofft, dass er noch öfter die Möglichkeit bekommt, um in Stendal kleinere und größere Wände mit der Spraydose zu verzieren. „In Städten wie Hamburg und Berlin gibt es sogar Stadtführungen zu Graffiti-Häusern“, erzählt der Künstler, der sich „Peka“ nennt. Bald könnte sich das auch für Stendal lohnen.