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Grüne Woche Messe in Berlin wird altmärkisch

Mit 23 Unternehmen aus Salwedel oder auch Stendal ist die Altmark bei der Grünen Woche in Berlin vertreten.

Von Thomas Pusch 22.01.2019, 00:01

Berlin/Altmark l Wie ist die Altmark? Salzwedels stellvertretender Landrat Matthias Baumann versuchte es im Interview bei der Grünen Woche in Berlin zu umschreiben: „Flach, viel Wasser, grüne Wiesen und Wälder“. Der 19. Januar stand ganz im Zeichen der Region bei der weltgrößten Messe für Landwirtschaft und Ernährung. Bereits zum achten Mal ist die Altmark mit einem Gemeinschaftsstand auf dem Messegelände unter dem Funkturm vertreten, um auch kleineren Unternehmen die Möglichkeit zu bieten, sich für einen geringen Obolus in Berlin zu präsentieren. Mittlerweile hat sich bei den Protagonisten auch lässige Routine eingestellt. „Am Anfang waren wir noch zaghaft und schüchtern“, meinte Stendals Landrat Carsten Wulfänger (CDU) verschmitzt.

Er stellte die Marke Grüne Wiese vor, der hohe Tierbestand in der Altmark sei ausschlaggebend für den Titel gewesen. Aber in der Altmark gibt es nicht nur Landschaft und Landwirtschaft, sondern durchaus auch Städte. Salzwedel und Gardelegen nannte Baumann als die wichtigsten, Wulfänger zählte gleich eine ganze Reihe auf: Stendal, Tangermünde, Tangerhütte, Havelberg, Seehausen – vergaß auch Bismark nicht, dessen Bürgermeisterin Annegret Schwarz (CDU) in der ersten Zuschauerreihe saß.

Manches war anders an diesem Regionaltag als in den Vorjahren. So führte der Weg der altmärkischen Besucher vor der offiziellen Eröffnung in der Sachsen-Anhalt-Halle 23b zunächst in die Tierhalle 25. Matthias Löber, Geschäftsführer der Rinderallianz, hatte die Stippvisite initiiert. Seine Kollegin Cornelia Buchholz, Geschäftsführerin der Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH, beklagte die geringe Wertschätzung, die der Landwirtschaft entgegengebracht werde. „Wir werden häufig nur als Klimakiller angesehen, der die Leute umbringt“, sagte sie. Dabei gäbe es manchmal auch skurrile Begegnungen. „Wenn mich jemand, der von oben bis unter gepierct ist, fragt, ob dem Ochsen der Nasenring wehtut, ist das schon komisch“, nannte sie ein Beispiel.

Und sie vergab Komplimente in Richtung Altmark und Rinderzucht. „Was da bei der Holsteinvision auf die Bühne gestellt wird, lässt mich immer mit Begeisterung zurückkehren“, schwärmte sie. „Die Wiege der Rinderzucht steht ja auch in der Altmark“, erklärte Löber. Das wusste Buchholz schon. Wohl aber nicht jeder, der dem Interview mit Löber wenig später in der Sachsen-Anhalt-Halle lauschte. „Die Tradition geht zurück auf das Jahr 1876 in Fischbeck“, erklärte er auf der Bühne. Und er zeigte sich als Anwalt der landwirtschaftlichen Produkte: „Milch ist gesund, Rindfleisch ist sehr gesund“.

Nicht nur der Programmablauf war in diesem Jahr anders, sondern auch die Besetzung des Gemeinschaftsstandes. Die beiden altmärkischen Landkreise und der Tourismusverband hatten zum Stamm gehört. Letzteren gibt es nicht mehr, die Nachfolgeorganisation hat noch nicht ihre konstituierende Sitzung gehabt. Die Altmark wurde aber dennoch sehr gut repräsentiert. Insgesamt 23 Unternehmen waren dabei, nicht nur am Gemeinschaftsstand.

Auf die längste altmärkische Messegeschichte kann Rosemarie Lehmann, Geschäftsführerin der Salzwedeler Baumkuchen GmbH, blicken. Sie war schon 1990 dabei. „Damals gab es eine Halle für alle Bundesländer, Ostdeutschland war in der Mitte aufgebaut, das hatte etwas von Zoo“, erinnerte sie sich im Gespräch mit der Volksstimme. Der Baumkuchen sei aber von Anfang an bei den Messebesuchern sehr gut aufgenommen worden. Ihre Mitarbeiterin Bärbel Giebel erklärte, warum der Baumkuchen horizontal und nicht wie eine Torte geschnitten werden muss. „Solch dicke Stücke würden die Geschmacksknospen total überfordern, der Genuss kommt mit der dünnen Scheibe“, sagte sie. Kostproben verteilte Sandra Platte, die einst die erste Baumkuchenkönigin war. Dazu gehört nicht nur ein gutes Auftreten, sondern auch eine gute Portion Wissen über die Spezialität.

Nicht ganz so lange wie die Salzwedeler, aber immerhin auch schon seit einem Vierteljahrhundert dabei ist Jörg Keidel von der Altmärker Fleisch- und Wurstwaren GmbH, der mit seiner gekonnten Präsentation den Messebesuchern den Mund wässrig macht. Zu den Stammkunden gehört Winfried Haseloff aus Rostock. „Ich habe die Wurst mal auf der Grünen Woche entdeckt und bin dabeigeblieben“, sagte er.

Keine originellen Sprüche, sondern eine große Flasche mit Bügelverschluss ist der Besuchermagnet, den Schulzens Brauerei zu ihrem ersten Messeauftritt mitgebracht hat – die dicke Dörthe. Zwei Liter passen rein von vier verschiedenen Biersorten. „Hell, Ziegelrot, Porter und Kirsch-Porter“, zählte Bierbotschafter David Messner auf. Zwar nicht neu, aber mit etwas Neuem auf der Messe präsentiert sich die Firma Bio-Edelpilze Altmark aus Heeren: Hanfprodukte. In Zusammenarbeit mit dem Landbau Lindenberg entstand unter anderem ein Shiitake-Hanf-Öl. Mit der Konditorei Stehwien wird eine Edelpilzschokolade produziert. „Wir wollen die Unternehmen aus unserer Region zusammenbringen“, sagte Manuela Shvedyk. Das ist auch auf der Grünen Woche gelungen.

Die Grüne Woche läuft noch bis Sonntag, 27. Januar. Sie ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, am Freitag bis 20 Uhr. Die Tageskarte kostet 15 Euro, eine Familienkarte für zwei Erwachsene und drei Kinder bis 14 Jahre 31 Euro. Das Sonntagsticket kostet zwölf Euro. Kinder unter sechs Jahren haben freien Eintritt.