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Haltepunkt Bahnstation Steinfeld wird teuer

Will der Landkreis Stendal den Bahnhalt in Steinfeld bis ins Jahr 2038 erhalten, muss er dafür tief in die Tasche greifen.

Von Antonius Wollmann 31.08.2019, 01:01

Stendal l Vor fünf Jahren herrschte weitgehend Einigkeit im Stendaler Kreistag. Der Haltepunkt Steinfeld entlang der sogenannten Amerikalinie, die westliche und östliche Altmark auf der Schiene verbindet, sollte auf jeden Fall erhalten bleiben. Das Gremium verabschiedete eine entsprechende Resolution. Auf Grund der geringen Zustiegszahlen hatte der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt (Nasa) – die Gesellschaft betreibt des Schienennetz im Land – Überlegungen angestellt, die Bahnstation im Zuge des zweigleisigen Ausbaus der Strecke vom Netz zu nehmen. An Werktagen zählte die Nasa lediglich 25 Ein-und Ausstiege. Meßdorf hatte ebenjenes Schicksal ereilt: Seit dem vergangenen Jahr hält dort kein Zug mehr.

Im Falle von Steinfeld blieb die Nasa jedoch verhandlungsbereit. In den vergangenen Monaten liefen intensive Gespräche mit dem Landkreis, um die Bedingungen für einen Erhalt des Haltepunktes zu eruieren. Das Ergebnis der Unterredungen liegt nun vor. Sebastian Stoll (CDU), 2. Beigeordneter des Landrates, stellte es am Donnerstag während der Sitzung des Kreis-, Vergabe- und Personalausschusses als Beschlussvorlage vor. Es sieht die Umsetzung eines Konzeptes vor, das Schienen- und Busverkehr integriert.

Dabei mussten die Mitglieder des Gremiums das Gehörte erst mal sacken lassen. Denn bekennt sich der Landkreis zum Bahnhalt, muss er im wörtlichen Sinne dafür bezahlen. Bei Vertragsunterzeichnung wären bis 2038 – so lange ist die Laufzeit – Kosten von insgesamt 4,89 Millionen Euro fällig. Jährlich müssten 270 000 Euro bereitgestellt werden. Stimmt der Kreistag für den Vertrag, dann gibt es kein Zurück mehr. Eine Möglichkeit der Kündigung ist nicht vorgesehen. Kommt der Landkreis seinen Verpflichtungen nicht nach, wird es ebenfalls teuer. Die Vertragsstrafe liegt bei 60 000 Euro jährlich.

Der Erhalt der Station ginge außerdem mit einigen Veränderungen auf der Angebotsseite einher. Womöglich fällt die sowieso nur mäßig genutzte Regionalbahn, die auf der Strecke Stendal–Salzwedel verkehrt, weg und wird durch den Regionalexpress ersetzt. Ist das zweite Gleis nämlich gebaut, könnte der Express stündlich fahren.

„Die Umsetzung des Konzeptes sieht auch eine Anpassung der Buslinien 930 (Stendal – Schinne – Kläden –Bismark) und 933 (Hohenwulsch – Bismark – Meßdorf) vor“, heißt es weiter in der Beschlussvorlage. Will heißen: Bis auf Schülerfahrten wird die Linie 930 mit Umsetzung des Konzepts immer über Schinne und Belkau fahren. Dadurch würden diese Orte besser erschlossen, die Fahrzeit würde sich aber verlängern. Die Linie 933 würde jeden Tag stündlich Bismark an Hohenwulsch und den dortigen Bahnhalt anbinden. In Bismark werden zusätzliche Haltestellen entstehen. Darüber hinaus werden die Orte Grassau, Grünenwulsch und Bülitz mindestens bis 2020 täglich stündlich mit dem Rufbus an die Bahnstation in Kläden angebunden.

Die Zielstellung der Veränderungen ist klar: Mehr Menschen sollen zu den Bahnhöfen im Bismarker Raum gelockt werden. In Bussen würde der Tarif der Bahn gelten. Für die Anerkennung der Fahrkarten der Deutschen Bahn erhielte der Landkreis eine Anreizfinanzierung von 120 000 Euro pro Jahr. Dieser Betrag ist in den Gesamtkosten von 4,89 Millionen bereits enhalten.

Mit einer klaren Positionierung zum Papier taten sich die Mitglieder des Ausschusses zunächst schwer. Positiv äußerte sich zunächst nur Ralf Berlin (FDP), der als Schinner die Vorteile für den Bismarker Raum anerkannte.

Ansonsten verursachten die Vertragsbedingungen mit den nicht unerheblichen Kosten erkennbar Zweifel. Viel Zeit zum Abwägen bleibt aber nicht. Die Nasa und Deutsche Bahn machen Druck. Am 19. September muss der Kreistag eine Entscheidung für oder gegen Steinfeld treffen.