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Hochwasser Polder rücken mehr ins Blickfeld

Die Deichsanierungen der Elbe im Landkreis Stendal laufen auf vollen Touren. 2015 wurden 100 Millionen Euro ausgegeben.

Von Bernd-Volker Brahms 11.06.2016, 01:01

Stendal l Wie wichtig es ist, auch weiterhin beim Hochwasserschutz am Ball zu sein, das würden die Katastrophen ilder aus Süddeutschland aus den vergangenen Tagen zeigen, sagte Landrat Carsten Wulfänger (CDU) am Freitag bei der 3. Hochwasserkonferenz anlässlich des dritten Jahrestages des Deichbruchs bei Fischbeck. „Das nächste Hochwasser bei uns kommt bestimmt“, sagte der Landrat vor rund 100 Teilnehmern im Landratsamt. Aus Solidarität werde man dem Landkreis Rottal-Inn, der derzeit vom Hochwasser besonders betroffen ist, 28 Luftentfeuchter und Kärcher-Geräte anbieten, die vor drei Jahren angeschafft wurden und seither in Arneburg im Feuerwehr-technischen Zentrum (FTZ) lagerten. „Wir haben selber so viel Solidarität erfahren, da kann man mal was zurückgegeben“, sagte Wulfänger auch schon am Donnerstag im Kreistag.

Der Landrat unterstrich Freitag seine Forderung, dass es das Ziel sein müsse, dass alle Deiche DIN-gerecht saniert und ein Freibordmaß von einem Meter über der Hochwasser-messungsgrenze haben sollten. Das Bemessungs-hochwasser, bei dem Durchschnittswerte der vergangenen hundert Jahre einfließen, liegt derzeit beispielsweise in Tangermünde bei 8,32 Metern. Das Hochwasser lag dort 2013 bei 8,36 Metern.

„Das wir beim Deichbau einen Meter über dem Bemessungshochwasser liegen, ist unsere Linie“, sagte Reinhard Kürschner, der Flußbereichsleiter Genthin bei der Konferenz. Kürschner berichtete, dass der Deich bei Fischbeck mittlerweile vollständig neu gebaut und „schon sicher“ sei. Nach Süden Richtung Jerichow und im Norden Richtung Havelberg wird derzeit abschnittsweise gebaut. „Wie gehen nicht von A nach B, sondern orientieren uns an den Prioritäten“, sagte Kürschner. Allerdings sollen bis 2020 die Deiche links und rechts der Elbe saniert sein.

Landesweit sei ein Sanierungsstand von 57 Prozent erreicht worden, sagte Martina Große-Sudhues als Geschäftsbereichsleiterin Betrieb und Unterhaltung beim Landesbetrieb Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW). 2002 sei dies erst für fünf Prozent der Deiche der Fall gewesen, 2013 zum Zeitpunkt des Deichbruchs gab es 50 Prozent sanierte Deiche. Im vergangenen Jahr seien landesweit rund 100 Millionen Euro ausgegeben worden, im Landkreis Stendal wurden davon 27,36 Millionen Euro ausgegeben.

Umweltstaatssekretär Klaus Rehda (Grüne) versicherte den Konferenzteilnehmern, dass die neue Landesregierung mit höchster Priorität am Hochwasserschutz arbeitet. „Das steht auch im Koaltionsvertrag“, sagte Rehda.

„Es geht aber nicht nur um höhere Deiche“, sagte Rehda. Auch Deichrückverlagerungen und Polder rücken mehr in den Vordergrund. „Anfang des Jahres hat der LHW seine Konzeption überarbeitet“, sagte der Staatssekretär. Es müsse eine Balance gefunden werden, zwischen technischen Bauwerken und auch natürlichen Möglichkeiten. So wird ein Teil der Tangerniederung auf einer Fläche von 4700 Hektar als Polderfläche hergerichtet und entsprechend eingedeicht – eine riesige Fläche und fast die Hälfte der landesweiten Polderflächen. Das bringe im Ernstfall eine Reduzierung des Elbpegels von 18 Zentimetern, sagte Rehda.