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Hochwasserschutz Bittkau könnte länger dauern

Kommt der Polder in der Tangerniederung oder nicht? Wann kann in Bittkau der fehlende Deich gebaut werden, und wie geht es am Treuel voran?

Von Birgit Schulze 29.02.2020, 11:00

Tangerhütte l Seit 2014 gibt es den „zeitweiligen Ausschuss für die DIN-gerechte Sanierung aller Hochwasserdeiche in der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte“. Ins Leben gerufen wurde er, nachdem einige engagierte Stadträte nach der Jahrtausendflut 2013 Sturm gelaufen waren. Angefangen hatte alles mit der Sorge um den nicht DIN-gerechten Treueldeich im Süden, der bei einem Bruch die ganze Tangerniederung volllaufen lassen könnte.

In den Jahren der Ausschuss­arbeit kamen weitere Schwerpunkte hinzu, und immer wieder war auch der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) zu Gast. Am Donnerstag dieser Woche tagte der Ausschuss erstmals nach der Neuwahl des Stadtrates, den Vorsitz übernimmt weiter der langjährige Vorsitzende Wolfgang Kinszorra (WG Zukunft), sein Stellvertreter ist nun Christoph Plötze (CDU). Zu Gast war auch dieses Mal wieder das LHW, und Direktor Burkhard Henning gab zusammen mit Flussbereichsleiter Hans-Jörg Steingraf einen Überblick.

Während der Deichneubau Weißewarte/Köckte in Kürze abgeschlossen sein soll, der Ringdeich um Elversdorf und Demker in seinen drei Abschnitten insgesamt fünfmal baulich angefasst sowie das Siel bei Schelldorf bereits 2018 erneuert worden war, sei man in anderen Bereichen noch weniger weit.

So ist der fehlende Deichabschnitt (rund 700 Meter entlang der Deichstraße) in Bittkau nach wie vor ein offenes Problem. Hatte man im Vorjahr noch von einem vereinfachten Genehmigungsverfahren für den Bau gesprochen, so sei inzwischen klar, dass ein ordnungsmäßiges Planfeststellungsverfahren stattfinden muss. Der Antrag dafür sei im Vorjahr eingereicht worden, man warte jetzt auf einen Scopingtermin für alle Träger öffentlicher Belange, so Henning. Erst danach könne mit der konkreten Planung begonnen werden.

Der LHW-Chef sprach davon, dass ein solches Verfahren bis zu drei Jahre dauern könne, man aber schneller vorankomme, wenn Eigentumsverhältnisse geklärt und das Vorhaben vor Ort unterstützt werde. Für den südlichen Bereich (in der Elbstraße gibt es einen weiteren Schwerpunktbereich) soll es keinen Deichbau geben. Dort sollen auch künftig bei extremen Hochwassern Sandsäcke verbaut werden.

Auch die Frage nach dem angedachten Polder in der Tangerniederung ist nach wie vor offen. Nach einer ersten Studie 2014 gab es zwei Jahre später nochmal eine Konkretisierung der landesweiten Vorhaben, danach rutschte der Tangerpolder von seiner ersten Priorität in eine zweite, fasste Henning zusammen.

Inzwischen werde geprüft, ob es einen Polder (mit Hafenschleuse und Sprengstelle für extreme Wassermassen) oder doch eine Deichrückverlegung geben soll. Letztere würde ein regelmäßiges Überfluten der Tangerniederung auch bei kleineren Hochwassern bedeuten. Eine Klärung wird bis Mitte des Jahres erwartet.

Wenn es keine Polderlösung gibt, wird auch ein für die Stallanlage bei Bellingen geplanter Objektschutz nicht vom LHW übernommen, sondern muss dann von den Eigentümern selbst finanziert werden. Abstimmungen mit dem Bauernverband und dem Land zu möglichen Entschädigungen für regelmäßig überflutete Landwirtschaftsflächen liefen bereits, hieß es vor Ort.

Ein großes Thema ist nach wie vor der Treueldeich bei Rogätz (Sandkrug). Dort sei man in der Schlussphase der Genehmigung. Es soll im dritten Quartal dieses Jahres mit dem Neubau des Deichabschnitts 0,0 bis 2,7 begonnen werden, die Fertigstellung ist für 2022 geplant. Die Trasse soll am Anfang hinter dem jetzigen Deich (in Richtung Wasser) gebaut werden, der scharfe Knick im Bereich der Kiesseen wird entschärft.

Im zweiten Bauabschnitt (2,7 bis 4,4) wird nicht am Deich gebaut, lediglich ein Deichverteidigungsweg wird neu angelegt. Dieser Abschnitt, der während des Jahrhunderthochwassers 2002 innerhalb von 72 Stunden durch die Bundeswehr quer durch den Wald aufgeschoben worden war, sei 2004 DIN-gerecht aufgebaut worden und bedürfe keiner weiteren Abdichtung, erklärte Henning auf Nachfrage.