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Hospiz Stendaler Hospiz zeigt Arbeit

Bei einem Tag der offenen Tür gewährte das Hospiz Stendal Einblick in seine Arbeit und das Leben im stationären Bereich.

Von Volker Langner 20.08.2018, 01:01

Stendal l Zum Jubiläum hatten die Hospiz-Mitarbeiter einen stillen Ort im Haus eingerichtet, an dem Besucher nicht nur inne halten, sondern einen „Stein der Erinnerung“ einem Menschen widmen konnten. Helga Kolling, die seit wenigen Jahren in Stendal lebt, nutzte diese Möglichkeit. „Der Stein ist für meine ehemalige Kollegin Regina Barfuß, die aus meinem Heimatort Parey stammt“, erzählte eine berührte Helga Kolling. Gestorben ist die „liebe Bekannte“ im Stendaler Hospiz. Verabschieden habe sie sich damals nicht können, „vielleicht auch, weil ich ein wenig Angst davor hatte, ins Hospiz zu gehen“.

Am Sonnabend nun holte sie die Verabschiedung auf die spezielle Stein-Art nach und schaute sich im Hospiz um. Mit zahlreichen weiteren Gästen. So wie Claus Bierhals aus Magdeburg. Er war vor allem gekommen, weil seine Nichte im Hospiz tätig ist. „Vor den Mitarbeitern hier im Haus kann man nur den Hut ziehen“, sagte er.

Derzeit begleiten 16 Mitarbeiter im stationären Hospizdienst Menschen auf ihrem letzten Lebensabschnitt. Zudem engagieren sich im ambulanten Hospizdienst 58 Frauen und Männer ehrenamtlich im Kreis Stendal – dabei werden auch Teile der Westaltmark und des Jerichower Landes abgedeckt – sowie 30 im Bereich Gardelegen.

Das Stendaler Hospiz habe viele Dimensionen, sagte Pfarrer Thomas Krüger bei einer Andacht, die den Tag der offenen Tür vor dem Hospiz einleitete. Und damit meine er nicht die Abmessungen des Hauses in der Wendstraße und die Zahl der Betten. Für viele, so der Pfarrer, sei die Wendstraße 13 ein „schauriger Ort“, denn dort stürben Leute. Doch dort werde gelacht, gefeiert, getrauert, geweint, hielt Krüger entgegen. „Dort wird gelebt. Gelebt bis zuletzt.“

Das bestätigte Ramona Höppner-Nitsche, während sie am Sonnabend Besucher durch das Hospiz führte, von der Arbeit dort und dem Leben der Bewohner auf Zeit berichtete. „Die Lebensfreude, der Lebensmut, den unsere Patienten mitunter ausstrahlen, ist faszinierend“, sagte die Pflegedienstleiterin. Bei der Führung konnten die Gäste diesmal keinen Blick in ein Patientenzimmer werfen, weil alle belegt sind. Über acht Betten verfügt das Hospiz.

Zwischen 100 und 120 Menschen werden dort jährlich auf ihrem letzten Lebensabschnitt umsorgt. Die durchschnittliche Liegedauer beträgt 21 Tage. Es gab auch Patienten, die ein ganzes Jahr im Hospiz lebten. Kosten entstünden ihnen nicht, berichtete Ramona Höppner-Nitsche. „Die Kosten für die stationäre Betreuung tragen zu 95 Prozent Kranken- und Pflegekassen.“ Rund 18 Euro muss das Hospiz pro Tag und Bett selbst erwirtschaften. Bewohner und Angehörige, so Höppner-Nitsche, würden zwar um Spenden gebeten, aber eine Zuzahlung sei keine Pflicht.

Umso wichtiger sind die Spenden von Unternehmen, Institutionen, Vereinen. Das deutete auch Pfarrer Krüger in der Andacht an, als er von Spendern und Förderern sprach und über das Hospiz sagte: „Es ist ein Haus, in dem man Gutes tun kann.“ So konnte gerade erst vor einigen Wochen mit Spenden die Überdachung des Terrassenanbaus finanziert werden. Die Terrasse werde gern von Bewohnern, aber auch von Angehörigen genutzt, sagte die Pflegedienstleiterin.

Und sie strahle immer mal wieder etwas von der Lebensfreude aus, die Ramona Höppner-Nitsche und ihre Mitstreiter vielen Patienten bescheinigen. Lächelnd erzählte sie von einer Männerrunde, als einer der Bewohner gute Freunde zu Gast hatte. „Auf der Terrasse wurde tüchtig gesungen. Da waren dann auch mal Texte dabei, die uns die Röte ins Gesicht trieben.“