1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Hier ist die Kacke am Dampfen

Hunde-Ärger Hier ist die Kacke am Dampfen

Den Kot des Hundes aufzusammeln, gehört zum Gassigehen dazu. Manche Stendaler Hundebesitzer drücken sich darum.

Von Jannah Fischer 13.12.2016, 23:01

Stendal l Eigentlich könnte alles schön sein: In einer relativ ruhigen Seitenstraße in Stendal steht ein gepflegtes Wohnhaus. Eigentlich. Denn vor dem Haus wimmelt es vor „Tretminen“: Mehrere Hundehaufen werden täglich von den Tieren hinterlassen, aber nicht von den Besitzern wieder aufgesammelt.

„Seit drei Jahren geht das jetzt so“, sagt ein Anwohner. Mehrere Paar Schuhe sind schon in der Tonne gelandet, weil er beim Laubharken in die Haufen getreten ist. Jetzt lässt er sicherheitshalber das Laub liegen. „Das ist eine beliebte Stelle. Hier beginnt und endet auch für viele der Hunde der Spaziergang“, erklärt er die Häufigkeit der Verschmutzung vor seiner Wohnung.

Verständlich, dass die Hunde Gefallen an der vermeintlichen Toilette gefunden haben: Der Weg ist begrünt, es stehen Bäume am Rand und eben auch die sehr beliebte Hecke, die das Grundstück umzäunt. Auch den Hundebesitzern scheint die Ecke zuzusagen. Hier ist man relativ unbeobachtet, wenn man gerade mal keine Lust hat, den Hundehaufen aufzusammeln. Obwohl sich das nach Paragraph 6 der Satzung über die öffentliche Ordnung in der Stadt Stendal gehört. Darin ist vermerkt, dass der Kot des ausgeführten Hundes – oder auch der an der Leine gehenden Katze – unverzüglich aufgesammelt werden muss. Wie, das ist jedoch dem Halter überlassen. Die meisten greifen zur handlichen Plastiktüte.

Andere wiederum zur imaginären Plastiktüte, wie der Anwohner erzählt. „Die kennen jeden Trick! Ich konnte das einmal gut hinter meiner Hecke beobachten: Eine Frau tat so, als ob sie in ihrer Jackentasche nach einer Tüte suchen würde. Dann hat sie sich überall umgeschaut. Als sie dachte, es sei keiner da, ist sie einfach weitergelaufen, ohne den Haufen tatsächlich aufzunehmen.“

Offenbar ist ein wichtiger Faktor der Verschmutzung durch Hundekot, dass die Besitzer sich unbeobachtet fühlen. Meistens sind sie das auch. „Das ist das große Problem für das Ordnungsamt“, sagt Klaus Ortmann von der Pressestelle des Rathauses. „Die meisten Halter haben nach unserer Erfahrung ein Tütchen dabei und sammeln den Kot auf. Doch manche nur, wenn sie beobachtet werden. Die sichtbaren Haufen im Stadtgebiet zeigen ja, dass einige Besitzer diese eben nicht aufsammeln.“

Jeder Zeuge eines solchen Vorfalls sollte sich daher beim Ordnungsamt melden (siehe Info-Kasten). Das Amt bringt die Aussage dann schriftlich zur Anzeige. Der erste Verstoß wird mit 25 Euro geahndet. Jeder weitere mit 10 Euro mehr. „Ich würde mir 100 Euro als Erststrafe wünschen, als Abschreckung!“, erklärt der Anwohner. Er habe sich nach eigenen Angaben mehrfach an das Ordnungsamt gewendet. Geholfen hat das nicht. „Die wollten den Namen, die Adresse, den Haufen und genaue Auskunft darüber, wann das passiert ist. Das kann ich ja nicht alles bringen.“

Untätig ist er aber nicht. Er spricht die Hundebesitzer immer wieder darauf an, wenn er sieht, dass diese den Haufen nicht wegnehmen. „Einmal habe ich mich abends in mein Auto gesetzt. So konnte ich beobachten, welche Hunde hier hinmachen, ohne dabei gesehen zu werden. Ich bin danach ausgestiegen und habe das direkt angesprochen.“ Die Hundebesitzer reagierten auf das Ansprechen nach der Aussage des Anwohners aggressiv. Ein Grund, warum er seinen Namen nicht veröffentlicht haben möchte. „Meine Frau hat schon Angst um mich, wenn ich draußen stehe.“ Die Fronten scheinen verhärtet. Was bleibt, ist Unverständnis. „Ich verstehe nicht, wieso die Hunde nicht im Wald ausgeführt werden – da stört so ein Haufen dann doch keinen!“