1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Was wird aus verseuchter Fläche in Stendal?

Immobilie Was wird aus verseuchter Fläche in Stendal?

Das ehemalige Werksgelände in der Gardelegener Straße in Stendal teilweise stark kontaminiert. Die Verwaltung muss die Reißleine ziehen.

Von Regina Urbat 01.10.2019, 01:01

Stendal l Tür und Tor stehen weit offen. Wo einst Bahnschwellen im Akkord und Unmengen mit chemischen Lösungsmitteln behandelt wurden, erobert sich die Natur Flächen und Wälle zurück. Doch die Industriebrache der ehemaligen Rüdgers-Werke, die von der Stadt Stendal 1991 erworben wurde, ist verseucht und die Stendaler Stadtverwaltung mit ihrem Latein am Ende.

7,5 Millionen Euro, so eine grobe Schätzung, würde die seit 2017 angestrebte Sanierung des Grundstücks Gardelegener Straße 60 kosten. Das ist das ernüchternde Ergebniss aktueller Untersuchungen durch die Firma IHU Geologie und Analytik. Das Hauptaugenmerk lag auf der Bewertung des Istzustandes des insgesamt 35.078 Quadratmeter großen Grundstücks. Zum Vergleich: Die Größe entspricht fast fünf Fußballfeldern nach Bundesliga-Norm.

Die gesamte Fläche ist laut Gutachten nicht schadstoffbelastet. In Betracht für eine Boden- und Grundwassersanierung kommen etwa 11.600 Quadratmeter, davon sind derzeit 8.000 Quadratmeter versiegelt. Würde die Stadtverwaltung weiter eine Sanierung verfolgen, müssten für die Aufnahme der Asphaltschicht und des Bodens sowie dessen Austausch bis zu 4 Millionen Euro kalkuliert werden. Um eine nachhaltige Schadstoffbeseitigung zu erreichen, wären weitere 3 Millionen Euro einzuplanen. Dazu käme dann noch eine Sanierung des Grundwassers in Höhe von etwa einer halben Million Euro, um letztendlich ein dekontaminiertes Grundstück zu erhalten, um es zu bebauen etc.

Belastet ist das Erdreich mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, kurz PAK genannt. Diese Stoffe gelten als krebserregend. Die Hoffnung, das verseuchte Areal über das Landesförderprogramm zur Altlastensanierung retten zu können, ist schon seit Mai 2018 vom Tisch. Der Förderantrag der Stadt Stendal ist wegen zu hoher Kosten abgelehnt worden.

So bleibt der Stadt nur die Möglichkeit, auf eine Sanierung zu verzichten und zuzusehen, das Grundstück an einen Investor zu veräußern. Dieser könnte dann über das Landesamt für Altlastenfreistellung die Schwellentränke sanieren, vorausgesetzt, die Brache wird perspektivisch für gewerbliche Zwecke genutzt.

Laut stendaler Stadtverwaltung wird die Schwellentränke nicht genutzt. Dass das Grundstück nicht verschlossen und gesichert ist, war im Rathaus nicht bekannt. Es soll umgehend nachgeholt werden, hieß es aus der Pressestelle.

Der Finanz- und Hauptausschuss sowie der Ausschuss für Stadtentwicklung stimmten bereits zu, dass vorerst an dem Gelände nichts gemacht wird. Am 14. Oktober entscheidet der Stendaler Standrat über die Beschlussfassung.