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Immobilien Profitieren Hausbauer von der Corona-Krise?

Ob die Corona-Pandemie auf dem Stendaler Immobilienmarkt ihre Spurend hinterlässt.

Von Antonius Wollmann 21.07.2020, 18:26

Stendal l Wer als zukünftiger Häusle-Bauer als Nebeneffekt der Corona-Pandemie auf fallende Immobilienpreise in der Hansestadt Stendal gehofft hat, wird enttäuscht sein. Es sei nicht damit zu rechnen, dass die Flächen erschwinglicher werden, so die Erkenntnis der Studie „LBS Markt für Wohnimmobilien 2020“, die von der Landesbausparkasse Ost (LBS Ost) in Auftrag gegeben worden ist. „Die Nachfrage nach Wohneigentum wird weiter anziehen, damit rechne ich nicht mit einem Preisverfall“, sagt LBS-Gebietsleiter Andreas Bürth.

Andererseits sei ein Anstieg unwahrscheinlich. Bürth geht davon aus, dass Corona weitere Preisschübe verhindere. Laut der LBS-Studie zahlen Bauherren momentan für erschlossenes Bauland durchschnittlich 60 Euro pro Quadratmeter. „Je nach Lage liegen die Preise zwischen 50 und 70 Euro“, so der Gebietsleiter. Für ein gebrauchtes Einfamilienhaus seien 165.000 Euro fällig.

Die Angaben decken sich weitgehend mit den Zahlen des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation, das für die Ermittlung der Bodenwerte in Sachsen-Anhalt zuständig ist. Jedoch schränkt Klaus Schikora, Dezernatsleiter für Wertermittlung und Bodenordnung, ein: „Quadratmeterpreise für Bauland sind nicht absolut vergleichbar, sondern müssen hinsichtlich ihrer Nutzbarkeit und Lagequalität differenziert betrachtet werden.“ In sogenannter mäßiger Lage liegt den Berechnungen der Behörde zufolge der Quadratmeterpreis in Stendal bei nur 24 Euro.

Ist der Baugrund dagegen zentrumsnah und in einem ruhigen Eigenheimgebiet, schießt der Quadratmeterpreis in die Höhe. „Von der allgemeinen konjunkturellen Entwicklung einmal abgesehen, lassen sich so auch Quadratmeterpreise von über 100 Euro erklären“, schätzt Schikora ein. Betrachtet man die vergangenen zehn Jahre, ist insgesamt ein kontinuierlicher Anstieg der Bodenpreise in der Hansestadt zu verzeichnen.

Speziell in den vergangenen vier Jahren stieg der Bodenpreisindex noch einmal deutlich an. Ein Faktor dabei: Die ausgewiesenen Bauplätze werden immer knapper. Konnte die Stadt die Nachfrage lange Zeit bedienen, sind die Bauplätze mittlerweile größtenteils vermarktet. So verbleibe „nur noch die Mobilisierung von Baulücken“, so Schikora.

An dieser Stelle spielt wiederum die Standortfrage eine wichtige Rolle. Denn wer in Stendal baut, den zieht es selten in die Peripherie oder gar in die Ortsteile. „90 Prozent der an uns gestellten Anfragen zielen auf die Kernstadt, idealerweise so dicht am Zentrum wie möglich“, sagt Armin Fischbach, Mitarbeiter in der Pressestelle der Stadt Stendal. Die Nachfrage in den umliegenden Dörfern falle vergleichsweise mager aus.

Im kreisweiten Vergleich nahm Stendal lange eine Sonderrrolle ein. So stagnierten in Osterburg und Tangermünde die Bodenpreise über einen langen Zeitraum, ehe sie in den vergangenen Jahren an Fahrt aufnahmen. Die Ausweisung neuer Baugebiete, die stark nachgefragt werden, ist der Auslöser dieser Entwicklung.