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Innenstadt Stendaler Händler versuchen es ohne Verein

Der Verein Stadtmarketing Stendal ist nach vier Jahren in der Versenkung verschwunden.

Von Thomas Pusch 03.11.2018, 00:01

Stendal l Aller guten Dinge sind offenbar doch nicht immer drei. Nach der Gemeinschaft Stendaler Kaufleute und dem Verein Stadtwandel war mit dem Verein Stadtmarketing Stendal ein dritter Versuch unternommen worden, die Geschäftswelt in der Hansestadt unter einen Hut zu bekommen. Doch auch dieser Versuch scheiterte.

Der aktuellste Hinweis auf der Internetseite des Vereins Stadtmarketing Stendal bewirbt das Moonlight-Shopping am 27. Oktober. Das mag gar nicht so alt sein, allerdings handelt es sich um das Moonlight-Shopping 2017. Automatisch einlaufende Meldungen künden von einem Begegnungscafé in Kläden und einer Veranstaltung über den Ersten Weltkrieg in Tangermünde. Beides durchaus aktueller, beides hat wenig mit Werbung für Stendal und seine Geschäftswelt zu tun. Der Verein existiert praktisch nicht mehr.

Dabei war man vor vier Jahren so hoffnungsvoll an den Start gegangen. Für die Gründungsversammlung bot der kleine Sitzungssaal sogar ein offiziöses und würdiges Ambiente. In die Satzung hatte man sich nicht nur die Vermarktung geschrieben. Der Verein hatte sich als Ziele die Förderung und Erhaltung des historischen Stendaler Altstadtkerns sowie die Unterstützung von Maßnahmen zur Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität gesteckt. Zum Vorsitzenden wurde Rechtsanwalt Sandro Wulf gewählt. Der war in diesen Tagen auf Nachfrage der Volksstimme für eine Stellungnahme zur Situation des Vereins nicht erreichbar, ließ auch mehrere Bitten um Rückruf unerfüllt.

Seine Stellvertreter waren Tilo Heinemann und Norbert Baumeister. Der eine ist nicht mehr als Storemanager bei Ramelow tätig, der andere arbeitet nicht mehr bei Altmärker Fleisch- und Wurstwaren, wo er in der Geschäftsleitung für den Vertrieb zuständig war. Nachfolger wurden nie in diese Positionen gewählt. So hat es wohl auch mit der vereinsinternen Struktur zu tun, dass dessen Aktivitäten nun lahmliegen.

So wie zuvor schon bei der Gemeinschaft Stendaler Kaufleute (GSK). Die hatte sich im März 2002 selbstaufgelöst. Ein zunehmend schlechtes Image war einer der Gründe, warum der Weg freigemacht werden sollte für eine neue Organisation mit frischem Schwung. Nicht nur mit neuem Namen, auch mit neuen Ideen und einer breiteren Mitgliederbasis wollten die Geschäftsleute wirksamer als zuvor „was Ordentliches für Stendal“ erreichen.

Dies sollte mit dem Verein „Stadtwandel – wir Unternehmen für Stendal“ geschehen, der zwei Monate später von 31 Geschäftsleuten gegründet wurde. Wettbewerbe, in denen das beste Schaufenster gekürt wurde oder auch das schönste Stendal-Foto ausgezeichnet wurde, gehörten zu seinen Initiativen. Sie gehören der Vergangenheit an, ebenso wie das von der GSK ins Leben gerufene Kaufhaus Innenstadt. Als der Verein Stadtmarketing 2014 gegründet wurde, sprach der stellvertretende Vorsitzende Norbert Baumeister davon, dass der Verein Stadtwandel der Neugründung unter die Arme greifen wolle. Vorbei.

Doch auch wenn die Aktivitäten der Vereine ruhen, inaktiv sind die Stendaler Geschäftsleute dennoch nicht. Es gibt Austausch über What‘sApp und bei Treffen. „Es hat sich eine sehr engagierte Gruppe zusammengefunden“, sagte beispielsweise Ramelow-Storemanagerin Annett Noffke. Als großes Zugpferd habe das Kaufhaus natürlich Vorteile, Aktionen zu organisieren, wo die kleineren Geschäfte auf Schwierigkeiten stoßen. Und den Filialisten seien durch die Vorgaben ihrer Zentralen oftmals die Hände gebunden, was Werbemittel oder Aktionstage anbetrifft.

Natürlich wäre es schön, einen Verein zu haben. Auf der anderen Seite würde dies aber auch bedeuten, dass jemand an der Spitze stehen müsste, der sich in Rechtsfragen gut auskennt und gleichzeitig viel Zeit fürs Engagement hat, möglichst nicht im Berufsleben steht.

Moonlight Shopping gibt es auch ohne den Verein Stadtmarketing. Das nächste Mal am Freitag, 30. November, in der Zeit von 18 bis 22 Uhr.