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Investition Bauernmarkthalle sanieren oder abreißen

Warum eine mögliche Sanierung der Bauernmarkthalle in Stendal für eine Generaldebatte sorgt.

Von Donald Lyko 15.09.2020, 20:45

Stendal l Die Zukunft des Bauernmarktes unter einem Hallendach in Stendal steht auf dem Prüfstand. Das haben die Diskussionen in drei Ausschüssen des Stadtrates gezeigt, in denen es nicht mehr nur um die eigentliche Dachsanierung ging, sondern um ein umfangreiches Nutzungskonzept für das Gebäude, die Wirtschaftlichkeit der hohen Investition im Vergleich zur monatlichen Kaltmiete von zurzeit 1125 Euro und auch darum, dass das einstige Feuerwehrgebäude nach Ansicht der Denkmalpflege „eine Störung des baulichen Gefüges“ darstelle.

Nachdem im Sommer 2018 ein Teil der Halle wegen erheblicher Statikmängel in der Dachkonstruktion kurzzeitig gesperrt werden musste, hatte sich der Stadtrat für die Dacherneuerung im hinteren Hallenteil ausgesprochen – und für eine Investition von 90.000 Euro. Dann haben sich bei weiteren Untersuchungen und Planungen neue „Baustellen“ aufgetan, was zu neuen Forderungen führte. So soll die komplette Stromversorgungsanlage erneuert werden. Damit ist die Kostenschätzung auf rund 300.000 Euro gestiegen.

Der Stadtrat sollte über die Ausgabe bereits im Juli abstimmen. Auf Antrag von SPD-Stadtrat Jürgen Schlafke wurde die Entscheidung vertagt. Unter anderem hatte er Fragen nach Alternativstandorten und kostengünstigeren, baulichen Ausführungen auf dem hinteren Gelände gestellt.

Die Stadtverwaltung hat geprüft und ist zum Ergebnis gekommen: Ein geeigneter Alternativstandort, der die räumlichen Vorgaben des Bauernmarkt-Betreibers erfüllen und in seiner Lage mit der Bruchstraße mithalten könnte, wurde nicht gefunden. Und ein Ersatzneubau am jetzigen Standort, inklusive Abriss des hinteren Teils, komme wegen der noch höheren Kosten nicht in Frage. Die vorgeschlagene Leichtbauhalle scheide wegen des Denkmalschutzes aus.

Darum hat die Verwaltung nun den früheren Beschlussvorschlag erneut auf die Tagesordnung gesetzt: Dacherneuerung im hinteren Hallenteil, Gesamtkosten 300.000 Euro.

Fast empörend reagierte in der Sitzung des Finanzausschusses zunächst Stadtrat Schlafke. Er sei der Meinung, dass der damals gestellte Antrag „nicht als Prüfung verstanden wurde“, weil zu wenig oder „nur halbherzig“ und zum Teil „gar nicht geprüft“ wurde. Das machte er am nun vorliegenden Beschlusstext fest, der bis auf einen neuen Abschlusspassus identisch mit dem früheren Antrag ist. Dem „Nicht geprüft“-Vorwurf widersprach Bauamtsleiter Georg-Wilhelm Westrum. Er machte darauf aufmerksam, dass die Bauernmarkthalle als solche „nur noch ein Provisorium ist“. Laut eines Gutachtens eines Statikers sei das Gebäude „einsturzgefährdet“. Der weitere Betrieb sei unter der Maßgabe genehmigt worden, „dass grundlegende Änderungen vorgenommen werden“. Das soll mit dem Beschluss nun erreicht werden, denn, so Westrum, die „Stützen müssen weg“, zumal sie die Stadt jährlich 7000 Euro kosten.

Zum mehrfach geäußerten Alternativvorschlag, im leerstehende Uppstall-Kaufhaus einen Bauernmarkt einzurichten, merkte der Bauamtsleiter an: „Die Verhandlungen sind womöglich sehr schwierig, weil die Immobilie Bestandteil eines Fonds ist.“ Zudem müssten Umbauten und Vorkehrungen für Brandschutz erfolgen, was aus Kostengründen schwer zu realisieren sei. Somit sei das Uppstall-Kaufhaus aus seiner Sicht „eher ungeeignet“.

Überzeugen von der Wichtigkeit, in die jetzige Bauernmarkthalle zu investieren, konnte Westrum scheinbar nicht alle. Die Mitglieder des Finanzausschusses lehnten die Beschlussvorlage fast einstimmig ab. Es gab lediglich eine Befürwortung. Im Ausschuss für Stadtentwicklung sah es schon anders aus: vier Ja-Stimmen, eine Nein-Stimme und vier Enthaltungen. Der Wirtschaftsförderungs-, Vergabe- und Liegenschaftsausschuss stimmte mit sechs Ja-Stimmen bei zwei Nein-Stimmen und einer Enthaltung deutlicher zu. Allerdings mit dem Zusatz, dass sofort, wenn eine Kostenerhöhung zu erkennen ist (schon bei Ausschreibungen), der Stadtrat informiert wird.