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Karat-Konzert Kultband begeistert Publikum

Die Fans feierten die DDR-Kult-Band "Karat" beim ihrem Auftritt im Stendaler Theater der Altmark.

Von Claudia Klupsch 15.05.2017, 16:39

Stendal l Wer zum „Karat“-Konzert geht, der kann was erzählen. Nicht nur von klasse Stimmung, von Gänsehautmomenten und kollektivem Abrocken, von handgemachter Musik von Feinstem nebst berührender Texten. Nein, beim Konzert am Freitag im Theater der Altmark gehörte auch eine durch Feuerwehralarm ausgelöste Zwangspause zum Repertoire, was Sänger Claudius Dreilich von einem „Unikatkonzert“ frotzeln ließ.

Doch zunächst auf Anfang. Noch kein Ton ist gefallen und der voll besetzte Saal jubelt beim Anblick der auf die Bühne tretenden Musiker. Die meisten Anwesenden dürften schon seit den Band-Hochzeiten in den 70ern und 80ern Karat-Fans gewesen sein. Karat unplugged, also ohne Stromzufuhr, ist angekündigt. Die Fans sind jedoch sogleich unter Strom gesetzt, als sie die Klänge vom Kultsong „Schwanenkönig“ erkennen. Mucksmäuschenstill ist es, wenn Gitarren, Keyboard und Schlagzeug ihre grandiosen Akustikfähigkeiten auspacken, leises Mitmurmeln, wenn Dreilich gefühlvoll singt „Wenn ein Schwan singt, lauschen die Tiere…“. Rührend.

Im Folgenden feiern die Fans jeden Song, ob älteren oder ganz neuen Datums. „Magisches Licht“ und „Gewitterregen“ sind zu erleben, viele Fans sind textsicher, wippen mit, klatschen und genießen die Instrumentensoli, die unter die Haut gehen. Claudius Dreilich müsste sich nicht weiter ins Zeug legen, um den Saal zum Kochen zu bringen. Der Draht zum Publikum ist von der ersten Sekunde an energiegeladen. „Nehmt es mir nicht übel, wenn ich ausraste“, kündigt er jedoch an. Im nächsten Moment ein Jubelschrei – Zucker in den Ohren mit „Blumen aus Eis“. Die ersten drei Reihen springen auf, dann die vierte und fünfte, gleich einer La-Ola-Welle stehen die Leute bis in die letzte Reihe auf, singen, klatschen, tanzen, rocken.

Einen weiteren Höhepunkt beschert „Albatros“. Gitarrist Bernd Römer verursacht mit seinem Können Begeisterungsstürme. Der rhythmische Beifall nach der Albatros-Landung will nicht enden. Ab hier ist elektrischer Strom angestöpselt. „Wir wollen Karat-Songs einfach nicht anders spielen“, heißt es zur Erklärung

„Jetzt kommt ein Lied für alle Menschen, denen es auf dieser Welt dreckig geht“, kündigt Dreilich einen weiteren emotionalen Höhepunkt an. Natürlich wird auch „Mich zwingt keiner auf die Knie“ begeistert gefeiert. Und dann kommt er „Der blaue Planet“. Tanzen, Singen, ergriffen sein. Verdammt, wann war das, 1982, und die Welt steuert weiter auf den Untergang zu. Gänsehaut pur. „Uns hilft kein Gott, unsere Welt zu erhalten…“

Kurz danach: Feuerwehr-Sirene. Brandschutzanlage hat ausgelöst. „Bitte verlassen Sie den Saal“, fordert eine Stimme vom Band. Für wahr will das anfangs keiner nehmen, gehört bestimmt zur Show. Schließlich finden sich alle draußen auf dem Theatervorplatz wieder, zwei Feuerwehrautos kommen angerauscht, die Feuerwehrleute durchkämmen das Theater, finden nichts. Es kann nach 20 Minuten weitergehen. „Über sieben Brücken“, der Karat-Ohrwurm schlechthin, wird gemeinsam choral gesungen, zelebriert, für klasse befunden. So wie das gesamte Konzert.