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Karges Lager Obdachloser bewegt die Gemüter in Stendal

Seit August wohnt ein Obdachloser am Stendaler Winckelmannplatz. Einen Platz im Obdachlosenheim hat er bisher abgelehnt.

Von Thomas Pusch 16.11.2017, 00:01

Stendal l Seit einigen Monaten hat ein Mann ohne festen Wohnsitz sein Lager am Winckelmannplatz aufgeschlagen. Zwischen Stromkasten und öffentlicher Damentoilette liegen Matratze, Thermodecke und ein paar Habseligkeiten verlassen, wenn er in Stendal unterwegs ist. Der Obdachlose war jüngst auch Thema im Stadtentwicklungsausschuss. „Seit August wohnt da jemand am Winckelmannplatz, was passiert mit dem“, wollte Jörg-Michael Glewwe (Die Linke) wissen.

Die Beantwortung der Anfrage übernahm nicht die Verwaltung der Stadt Stendal, sondern Stadtratsvorsitzender Thomas Weise (CDU). Er war im Rahmen der Bürgersprechstunde auch schon mit der Problematik konfrontiert worden und hatte selbst nachgefragt. „Das Ordnungsamt hatte schon mehrfach Kontakt zu ihm aufgenommen, aber musste einsehen, dass kein Weg zu ihm hinführt“, sagte Thomas Weise. Auch ihm seien Befürchtungen von Passanten, dass der Mann erfrieren könne, bekannt, aber derzeit sei es nicht möglich, ihn Zwangsmaßnahmen auszusetzen.

Das bestätigte Stendals Stadtsprecher Klaus Ortmann. „Das Ordnungsamt ist in regelmäßigem Kontakt mit dem Mann“, sagte Klaus Ortmann. Dabei sei den Mitarbeitern gesagt worden, dass der Obdachlose einen Betreuer habe. Ihm sei auch ein Platz in der Obdachlosenunterkunft am Hohen Weg in Stendal angeboten worden, das habe er allerdings abgelehnt.

„Und in der Tat ist es im Moment so, dass wir ihm nicht verwehren können, unter freiem Himmel zu schlafen, ihn auf der anderen Seite nicht dazu zwingen können, am Hohen Weg einzuziehen“, stellte Klaus Ortmann klar. Platz wäre genügend im Stendaler Obdachlosenheim. Von den 40 möglichen Plätzen sind derzeit lediglich fünf belegt.

„Wir werden sehen, wie sich die Situation weiter entwickelt“, bleibt Klaus Ortmann zunächst abwartend. Durchaus hatten Frauen schon Angst, allein die Toilette aufzusuchen, und während des Stendaler Weihnachtsmarktes könnte die Situation wiederum anders bewertet werden. Und wenn die Temperaturen noch weiter sinken.

„Wenn regelmäßig Minusgrade erreicht werden, wird sich das Ordnungsamt noch öfter um den Mann kümmern“, kündigte Klaus Ortmann an. Wenn er dann eine Gefahr für sich selbst darstellt, könnte er auf Grundlage der Fürsorgepflicht zum Umzug gedrängt werden.