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Kastration Freigänger-Katzen nur noch mit Chip

Stendaler Katzen, die ins Freie dürfen, sollten kastriert werden und einen Chip bekommens, so die Stadtratsfraktion Linke/Grüne.

Von Donald Lyko 03.02.2021, 08:00

Stendal l Der steigenden Zahl verwilderter Katzen möchte die Ratsfraktion Linke/Grüne einen Riegel vorschieben. Dass dies nicht von heute auf morgen geht, weiß der Fraktionsvorsitzende Joachim Röxe. „Unser Vorschlag ist auf die Zukunft gerichtet. Es muss über Jahre geschaut werden, wie sich die Situation entwickelt“, sagte er im Hauptausschuss.

Die Fraktion möchte, dass es dafür konkrete Festlegungen in der Gefahrenabwehrverordnung der Hansestadt Stendal gibt. Nämlich, dass Katzenhalter ihre Katzen vom Tierarzt kastrieren beziehungsweise sterilisieren lassen müssen, wenn das Tier Zugang ins Freie hat. Die Kastration/Sterilisation muss vom Tierarzt schriftlich bestätigt, dieses Schriftstück bis zum Lebensende der Katze aufbewahrt und auf Verlangen vorgezeigt werden. Das soll für Katzen ab einem Alter von fünf Monaten gelten. Im Zuge des Eingriffs soll die Katze einen Transponderchip bekommen und in ein Heimtierregister aufgenommen werden. Der Linke/Grüne-Antrag sieht vor, dass diese Regelungen nur für Katzen gelten, die nach dem 1. August 2021 geboren werden.

Für die Zucht von Rassekatzen sollen Ausnahmen von der Kastrationspflicht zugelassen werden, „sofern eine Kontrolle und Versorgung der Nachzucht glaubhaft dargelegt wird“. Der Beschluss hat noch einen zweiten Teil: Der Oberbürgermeister soll beauftragt werden, in enger Abstimmung mit Vertretern des Tierschutzes dem Stadtrat eine verbindliche Regelung für die Kastration/Sterilisation von halterlosen Katzen vorzulegen – und das bis zum 30. Juni 2021.

Mit fünf Ja-Stimmen und vier Nein-Stimmen bei zwei Enthaltungen gab es für den Vorschlag eine knappe Mehrheit im Haupt- und Personalausschuss. Die Entscheidung muss der Stadtrat am 15. Fe­bruar treffen.

„Eine gewisse Lenkungswirkung ist vielleicht gut, aber ich halte es insgesamt für überzogen“, sagte Christian Röhl, Vorsitzender der Fraktion Freie Stadträte Stendal/Bürger für Stendal. In dem Wohnviertel, in dem er lebt, „freut man ich auch über streunende Katzen, denn sie fangen Mäuse“, so Röhl. Zuvor hatte sich sein Fraktionskollege Jörg Schwarzer gegen den Antrag ausgesprochen, weil er den Verwaltungsaufwand für zu groß hält, er werde „ein Bürokratiemonster produziert“. Zudem sei fraglich, ob jeder Katzenbesitzer den Zugriff auf die Daten auf dem Chip gestattet. Auch Reiner Instenberg (SPD) sieht Probleme bei der Umsetzung, zum Beispiel den Kontrollen: „Die Katzen müssten eingefangen werden, um zu schauen, ob sie einen Chip haben. Das ist nicht händelbar.“

Ein „Bürokratiemonster“ sehe er nicht, reagierte Joachim Röxe, „andere Städte praktizieren es auch“. Mit dem Vorschlag solle ein anderer Weg verhindert werden: eine Katzenschutzverordnung. Diesen Schritt mache man erst, „wenn nichts anderes mehr wirkt“, erklärte die Ordnungsamtsleiterin Mandy Heidemann. Dann werden zum Beispiel freilebende Katzen eingefangen und kastriert.

Die Amtsleiterin befürchtet keinen sehr großen Aufwand. Die Kontrollen werden sehr begrenzt sein, unter anderem soll bei Fundtieren nach dem Chip geschaut werden. Was sich die Verwaltung aber erhofft: „Dass Katzenbesitzer umdenken, dass es sich untereinander rumspricht.“ So sieht es auch Joachim Röxe: „Wir wollen eher indirekt, über die dem Tierheim übergebenen Katzen schauen, ob die Besitzer ihren ‚Freigänger‘ chippen lassen.“ Probleme mit streunenden Katzen gebe es weniger in der Innenstadt, sondern eher in Randbereichen, zum Beispiel an leerstehenden Scheunen.