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Kein Haftbefehl mehr Dreifache Mutter in Tränen

Eine 49-Jährige aus dem Elb-Havel-Winkel steht derzeit wegen des Vorwurfs des Betruges vor dem Stendaler Amtsgericht.

Von Wolfgang Biermann 03.01.2018, 13:29

Stendal l Weil sie beim Prozessauftakt unentschuldigt gefehlt hatte, hatte Richter Rainer Mählenhoff die Mutter von drei Kindern am nächsten Tag in aller Frühe per Haftbefehl von der Polizei festsetzen und bis zum wiederholten Prozessauftakt nach Halle ins Frauengefängnis bringen lassen.

Sichtlich aufgewühlt und immer wieder in Tränen ausbrechend folgte die gelernte Steuerfachangestellte in der Weihnachtswoche der Verlesung von drei Anklagen durch die Staatsanwältin. Eine vierte soll in der Prozessfortsetzung Anfang Januar noch dazu verhandelt werden. Offensichtlich sei das Leben der 39-Jährigen gehörig in Schieflage geraten, stellte Richter Mählenhoff fest. Dem müsse sie sich endlich stellen. Deshalb hatte das Gericht ihr auch eine Pflichtverteidigerin an die Seite gestellt.

Worum geht es? 2014 soll die Angeklagte für 1700 Euro eine Reise nach Ägypten gebucht und mit ihrer Familie dort ihren Urlaub verbracht haben. Kaum zurück, ließ sie den Reisebetrag wieder zurückbuchen. Ähnlich verfuhr sie laut Anklage mit einer Reise im Wert von 1600 Euro nach Mallorca im August 2016. Wieder daheim, ließ sie die Lastschrift durch ihre Bank zurückgeben.

Neueren Datums sind die weiteren Anklagen. So wirft ihr die Staatsanwaltschaft vor, im September 2017 bei einer Mietwagenfirma einen VW Tiguan gemietet, den Mietpreis von 1940 Euro aber schuldig geblieben zu sein. Um ein Auto geht es auch in der dritten Anklage. So soll die Angeklagte, die nach eigenen Angaben zeitweise selbstständig war und eine inzwischen insolvente Firma hatte, einen Pkw Isuzu unbefugt benutzt haben.

Die Erklärungen, die sie vorbringt, klingen abenteuerlich. Immer geht es dabei um eigentlich nicht vorhandenes Geld sowie um Firmen und Personen, für die sie das getan haben will. So soll der als Halter eingetragene Mann nie tatsächlicher Besitzer des Isuzu gewesen sein. Sie hätte wegen eines Schufa-Eintrags selbst keinen Kredit bekommen können. Deshalb sei der Bekannte eingesprungen.

„Das Auto war nie seins, der hat nur den Namen gegeben“, behauptete die Angeklagte. Im Gegenzug dafür wollte sie, selbst pleite, dem angeblich ebenfalls Mittellosen eine Baufinanzierung für eine Haussanierung beschaffen. Die Erklärungen für die anderen Anklagen klingen ähnlich dubios. Am Ende des ersten Prozesstages gab es trotzdem für sie eine Art Weihnachtsgeschenk. Das Gericht hob den Haftbefehl auf. Sie durfte gegen das Versprechen zur Fortsetzung zu kommen, das Fest im Kreise der Familie verbringen.