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Kein Kandidat SPD-Ortsverein erstmals ohne Vorsitzenden

Nach dem Weggang Marina Kermers steht die Stendaler SPD ohne Spitze da.

Von Thomas Pusch 09.12.2017, 00:01

Stendal l Das hat es in der Geschichte des über ein Vierteljahrhundert alten SPD-Ortsvereines noch nicht gegeben. Er ist führungslos. Nach dem Rücktritt von Marina Kermer als Ortsvereinsvorsitzende fand sich bei der Mitgliederversammlung am Donnerstagabend, ohne die scheidende Chefin, kein Kandidat für die Nachfolge. Am 4. Dezember 1989 wurde der Ortsverein gegründet, längster Vorsitzender war Tilman Tögel der es von 1993 bis 2006 auf immerhin 13 Jahre brachte.

„Es ist eine tolle Aufgabe, die wirklich Spaß macht“, versuchte Versammlungsleiter Jacob Beuchel noch einen Kandidaten zu motivieren. Stadtrat Herbert Wollmann hingegen versuchte Stella Khalafyan zur Kandidatur zu bewegen. Die schwankte zwar, erbat sich dann aber Bedenkzeit bis zum kommenden Jahr. Dann wird der größte altmärkische Ortsverein wieder versuchen, einen Vorsitzenden zu bekommen. Solange wird er von den beiden am Donnerstag gewählten Stellvertretern Jürgen Roswandowitz und Lars Schirmer geführt. 2018 könnte es sogar einen Wettkampf um den Platz an der Spitze geben. Wie es am Donnerstag hieß, gibt es Signale von einem Mitglied, das den Posten gut bekleiden könnte, aber erst die berufliche Situation am Jahresanfang abwarten will.

Nachdem die Ordnung im eigenen Ortsverein geregelt war, widmeten sich die Stendaler Sozialdemokraten der großen, der Bundespolitik. Tilman Tögel wollte von seinen Genossen wissen, wie die denn zum Thema Große Koalition oder Minderheitsregierung stünden. Er habe sich schwarz geärgert, als die Grüne-Bundestagsabgeordnete Steffi Lemke die Minderheitsregierung abgelehnt habe, weil die auch in Sachsen-Anhalt nicht erfolgreich gewesen sei. „Ich war acht Jahre dabei“, sagte der ehemalige Landtagsabgeordnete, „und es hat immer gute Kompromisse gegeben.“ Die Minderheitsregierung einfach so vom Tisch zu wischen, werde dem Gedenken an Hans-Jochen Tschiche und Heidrun Heidecke nicht gerecht. Der Sozialdemokrat und die Grüne gelten als Architekten des Magdeburger Modells. Für die Minderheitsregierung der Union plädierten neben Tögel noch viele weitere der 21 anwesenden SPD-Mitglieder. Dazu gehörten Martin Hartmann, Marco Beiersdörfer und Jacob Beuchel. Volker Stephan widersprach der Meinung, es gebe eine Verpflichtung dem Land gegenüber, in eine Große Koalition zu gehen. „Gerade wegen des Landes dürfen wir das nicht machen, denn das stärkt die Rechten noch mehr“, meinte er.

Herbert Wollmann schlug vor, Koalitionsgespräche mit den Grünen aufzunehmen und der Union eine Regierung mit zwei Jahren Merkel und zwei Jahren Schulz als Kanzler anzubieten, „oder ohne CSU mit Martin Schulz als Kanzler“.

Reiner Instenberg war der Großen Koalition nicht so abgeneigt, warum solle man der CDU das Regieren überlassen, „wir haben nicht durch die Koalition verloren, sondern weil wir im Wahlkampf komplett versagt haben“.