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Kellerbrand Anzeige gegen die Feuerwehr

Ein Kellerbrand in Salzwedel in der Nacht zum 18. September zieht Konsequenzen nach sich

Von Fabian Laaß 30.09.2016, 01:01

Salzwedel l Anzeige gegen die Salzwedeler Feuerwehr. Nach dem Kellerbrand in der Buchenallee 7 wirft Ramona Binde, Bewohnerin des Hauses, den Brandbekämpfern vor, sie und ihre vier Kinder nicht gerettet zu haben. „Das war unterlassene Hilfeleistung. Wir haben vier Stunden auf dem Balkon gestanden“, erinnert sich die Salzwedelerin. Die Wohnung sei sehr verqualmt gewesen. Dort zu bleiben, wäre lebensgefährlich gewesen, ist sich Ramona Binde sicher. „Die Lungen haben uns weh getan. Meine Kinder und ich haben Probleme beim Atmen gehabt“, schildert sie.

Auf einem anderen Balkon hätten Nachbarn gestanden, die die Familie registrierten. „Die Nachbarn haben dann die Feuerwehr informiert, dass wir noch auf dem Balkon stehen. Es sollten wohl auch Einsatzkräfte zu uns kommen, aber anscheinend hat uns niemand ernst genommen“, sagt Ramona Binde.

Auch nach Beendigung der Löscharbeiten hat sich die Feuerwehr nach Aussage der Salzwedelerin nicht blicken lassen. „Wir wurden nicht gefragt, ob uns etwas fehlt und auch nicht untersucht“, so Ramona Binde. Deshalb habe sie Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung erstattet. Das bestätigte Polizeisprecher Frank Semisch auf Volksstimme-Nachfrage. „Es gibt eine Anzeige. Wir haben die Ermittlungen aufgenommen“, erklärte er.

Priorität für die Brandbekämpfer habe die Eindämmung des Kellerbrandes und die Verhinderung der weiteren Rauchentwicklung gehabt, sagte Andreas Köhler, in der Stadtverwaltung Salzwedel für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. „Dazu sind von Einsatzleiter Mario Müller Atemschutzgeräteträger ins Treppenhaus geschickt worden, um Bewohner zu bergen. Der Kellerbrand war nicht auf der Seite des Gebäudes, an der die Balkone angebracht sind“, erklärte Andreas Köhler. Mario Müller habe die Drehleiter nicht auf der Balkonseite eingesetzt, weil die Rauchentwicklung auf der anderen Gebäudeseite stärker gewesen sei.

„Nachdem der Brand unter Kontrolle war, haben Feuerwehrleute noch zwei Mal die Treppenhäuser im gesamten Gebäude kontrolliert und an die Wohnungstüren geklopft. Hätte ein Notfall vorgelegen, hätten sich die Bewohner bemerkbar machen können“, sagte Köhler.

Unterdessen sitzt der 26-jährige, mutmaßliche Brandstifter in Untersuchungshaft in Bernburg. Die Salzwedeler Polizei hat den Fall für weitere Ermittlungen an das Fachkommissariat 2 in Stendal abgegeben.

Indessen erhält die Salzwedeler Wehr Unterstützung vom Landesfeuerwehrverband. Hartmut Greulich, Beisitzer im Vorstand, erklärt: „Bei einem Kellerbrand kommt es zur Ausbreitung von giftigen Rauchgasen im Treppenhaus. Die Wohnung ist deshalb ein sicherer Ort.“ Der Balkon sei sogar ein noch sicherer Aufenthaltsort, da es dort frische Luft gebe.

„Hätte man die Familie durch das verrauchte Treppenhaus hinuntergebracht, wäre es mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer Rauchgasvergiftung gekommen“, schätzt Greulich ein, der bei der Berufsfeuerwehr Magdeburg im Einsatzleitdienst tätig ist. Einsatzleiter Mario Müller habe „genau die richtige Taktik gewählt“. Familie Gräulich sei aus seiner Sicht zu keiner Zeit in Gefahr gewesen. Es sieht keine unterlassene Hilfeleistung.