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Kinder-Uni Kiwis, die lehren und dabei viel lernen

Die Stendaler Kinder-Uni hat eine kleine Schwester: die Freitags-Kinder-Uni. Eine Plauderei darüber mit zweien der Macher.

Von Egmar Gebert 08.10.2017, 03:00

Stendal l Was die 27-jährige Heidi Schwarz und den 21-jährigen Tobias Guhla verbindet? Sie sind beide „Kiwis“. Das hat weniger mit der Herkunft der jungen Leute zu tun – keiner von beiden kommt aus Neuseeland –, sondern damit, dass Heidi und Tobias an der Stendaler Hochschule Angewandte Kindheitswissenschaften studieren, ins „Studenten-Deutsch“ übersetzt eben zu den rund 40 „Kiwis“ ihres Studienjahrgangs (des Matrikels 2015) gehören. Und das ist noch längst nicht alles, was der junge Mann aus Tangermünde und die junge Frau aus Geltow gemeinsam haben beziehungsweise tun.

Sie organisieren die Kinder-Uni mit, das vor zehn Jahren gestartete und zum Erfolgsmodell entwickelte Gemeinschaftsprojekt von Stendaler Hochschule und Winckelmann-Gesellschaft. Wie, darüber plauderten sie bei einer Tasse Kaffee in der Redaktion.

Das erste, was den beiden in diesem Zusammenhang wichtig ist, zu sagen: Es geht nicht vorrangig um die „große“ Kinder-Uni mit ihren fünf Vorlesungstagen pro Semester, obwohl sie auch dort hinter den Kulissen organisatorisch mitwirbeln. Nein, es ist sozusagen die „kleine Schwester“, die Freitags-Kinder-Uni, der sich Heidi und Tobias gemeinsam mit einem Dutzend weiterer Kommilitonen ihres Matrikels verschrieben haben. Seit eineinhalb beziehungsweise zwei Jahren sind die beiden dabei, gehören der Seminargruppe an, die sich die Themen erarbeitet, sich Gedanken macht, wie sie die dann an den Mann bringen kann – ihre „Freitags-Studenten“ sind zwischen fünf und zwölf Jahre jung –, und Zweier- oder Dreier-Teams bildet, die am Kinder-Uni-Freitag in Workshops mit den Mädchen und Jungen arbeiten.

Zwei bis drei solcher Veranstaltungen gibt es pro Kiwi-Semester. Anders als die große Kinder-Uni, die bekanntlich offen für jeden „Kinder-Studenten“ ist und mit bis zu 200 Kindern im Audimax der Hochschule läuft, werden zur Freitags-Kinder-Uni jeweils etwa 40 Jungen und Mädchen aus Kitas und/oder Schulen eingeladen. Und dann geht es zum Beispiel um Dinosaurier. Ihnen war eine der jüngsten Freitags-Kinder-Unis gewidmet, die von der Seminargruppe konzipiert, inhaltlich ausgestaltet und in besagten Workshops durchgeführt wurde.

„Wir haben uns erst einmal gefragt, was man machen kann. Das Thema Ernährung sollte drin sein, die Lebensräume, das ganze Feld der Fortpflanzung, also die Sache mit den Dino-Babys“, erläutert Heidi Schwarz die Herangehensweise.

„Spannend ist es immer, herauszufinden, wie man das den Kindern am besten vermittelt“, ergänzt Tobias und erzählt dann – noch immer begeistert – von der Dino-Landschaft, die von den Kiwi-Studenten aus Pappmaché und Farbe gebastelt wurde. Dort hinein haben sie am Kinder-Uni-Freitag zum Thema Dinosaurier mit den Kindern die Dinos gestellt. Nicht wenige stammten übrigens aus der alten Spielzeugkiste von Tobias. „Ich war selbst als Kind großer Dino-Fan, bin es eigentlich immer noch“, gibt er gern zu.

Es sei immer wieder erstaunlich, was die Kinder für ein Wissen mitbringen, erinnert sich Tobias, der noch von einem Fünfjährigen schwärmt, der einen Pachycephalosaurus (Dickschädelsaurier) nicht nur fehlerfrei aussprechen, sondern das Tier auch bestimmen und beschreiben konnte.

Vieles mehr noch an Episoden aus der Freitags-Kinder-Uni wussten die beiden zu erzählen. Begeisterung pur. Das sei schon eine tolle Sache und lehrreich nicht nur für die Kinder. Viel nehmen Heidi Schwarz und Tobias Guhla auch für ihr eigenes Studium mit, werden so unter anderem zu Beobachtern kindlicher Reaktionen, lernen aus dem Umgang der Pädagogen und Erzieher mit den Kindern, möchten manches übernehmen, manches aber auch ganz anders machen – später, wenn Heidi vielleicht als Sozialarbeiterin an einer Grundschule tätig ist und Tobias sich der Jugendarbeit zuwendet. Bis dahin aber, voraussichtlich bis Ende 2018, sind sie „Kiwis“ und ebenso gern Teil des Org.-Teams der Stendaler Kinder-Uni.