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Kinderbetreuung Kita-Anmeldung bleibt chaotisch

Bei der Organisation der Kinderbetreuung in Stendal knirscht es. Eine zentrale Anmeldung fehlt genauso wie Plätze für behinderte Kinder.

Von Bernd-Volker Brahms 01.04.2017, 01:01

Stendal l Viele Eltern ärgern sich im Landkreis Stendal über die Verteilung von Kita- und Hortplätzen. Es gibt keine zentrale Platzvergabe, sie müssen sich entweder bei den Einrichtungen selbst oder aber bei den Trägern wie Stadt, DRK oder Lebenshilfe anmelden. Es gibt viele Listen, auch Wartelisten. Vielfach melden Eltern aus Verzweiflung Kinder gleich mehrfach an. Eine Gesamtübersicht fehlt bislang. Auch wissen Eltern oft nicht, wo sie sich beraten lassen können oder über Finanzierung und Konzepte informieren können.

„Das ist ein unhaltbarer Zustand, der mich beunruhigt“, sagte Bärbel Voigt als beratendes Mitglied in dieser Woche im Jugendhilfeausschuss des Landkreises. „Wieso ist es nicht möglich, eine zentrale Anmeldung über den Landkreis zu organisieren“, fragte sie. Im Ausschuss stand die Bedarfsplanung für die Kinderbetreuung von 2017 bis 2021 auf der Tagesordnung.

Jugendamtsleiterin Kathrin Müller trat auf die Bremse. Sie sagte, dass die zentrale Organisation zwar wünschenswert sei, jedoch zusätzliche Ressourcen beim Landkreis erforderlich wären. Da derzeit beim Bund an einer Novellierung des Kinderförderungsgesetzes (KiFöG) gearbeitet werde und nicht klar sei, ob die Zuständigkeit weiterhin beim Landkreis bleibe oder doch wieder zurück an die Kommunen gehe, empfahl sie, jetzt nicht „einen Schnellschuss“ zu machen.

Die Ausschussvorsitzende Christel Güldenpfennig (CDU) möchte am Thema dranbleiben und schlug vor, dass der Ausschuss eine Zentralisierung der Kita- und Hortanmeldungen voranbringen soll, damit man vorbereitet ist, wenn das neue KiföG voraussichtlich zum Sommer hin kommt. „Es wäre ungünstig, wenn wir danach erst wieder in den Diskussionsprozess einsteigen und zu viel Zeit verlieren.“

Ausschussmitglied Günter Rettig (Linke) legte den Finger noch in eine andere Wunde, als er auf die mangelnden Betreuungsplätze bei behinderten Kindern verwies. Laut Bedarfsplan fehlten mit Stand 29. September 2016 insgesamt 43 Betreuungsplätze. „Es fehlen mir die Lösungsansätze, wie wir das Problem in den Griff bekommen wollen.“

Insgesamt stehen laut Plan 132 Betreuungsplätze für Kinder mit Handicap zur Verfügung, allein 57 in der Hansestadt Stendal. Der deutliche Mangel sei dadurch verursacht, dass es einerseits einen erhöhten Bedarf gibt, aber andererseits in den Einrichtungen nicht genügend Platz vorhanden ist oder schlichtweg der Wille fehle, integrative Plätze zur Verfügung zu stellen.

„Wir können die Schaffung von Plätzen nicht anordnen“, sagte Amtsleiterin Kathrin Müller. Es gelte, viel Überzeugungsarbeit zu leisten und sanften Druck auszuüben, in dem beispielsweise bei der Vergabe von Fördergeld Einrichtungen bevorzugt berücksichtigt werden, die integrative Plätze vorhalten oder schaffen wollen.

Müller wies in dem Zusammenhang darauf hin, dass der Bund das Krippenausbauprogramm verlängern will und dem Landkreis Stendal daraus Mittel in Höhe von voraussichtlich etwa 1,4 Millionen Euro zur Verfügung stehen werden. Der Gesetzgeber möchte, dass jeder Träger von Kindereinrichtungen in der Lage und Willens ist, integrative Plätze für gehandicapte Kinder vorzuhalten.

Aus dem Bedarfsplan, der von den Ausschussmitglieder einstimmig befürwortet wurde und nun noch im Kreistag abgestimmt werden muss, sind einige interessante Fakten zu entnehmen. So ist die Betreuungsquote landesweit gesehen unterdurchschnittlich. Von den 0- bis 3-jährigen Kindern werden 51,9 Prozent betreut, bei den 3- bis 5-Jährigen liegt die Quote bei 92,7 Prozent. Dies ist der niedrigste Wert aller Landkreise, allerdings liegt Sachsen-Anhalt bundesweit gesehen mit an der Spitze.

Bemerkenswert ist auch, dass von 6390 betreuten Kindern bei 1674 Kindern (26,2 Prozent) das Amt zumindest einen Teil der Kostenbeiträge bezahlt.

Der Plan für den Landkreis zeigt, dass es außer bei den Plätzen für gehandicapte Kinder ausreichend Plätze sowohl für unter 3-Jährige als auch für ältere Kinder gibt. Ein Engpass in Tangermünde konnte behoben werden.