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Kindergeschichten Thamir erinnert an die kleine Liz

"Thamir der junge Drache - die fehlenden Fähigkeiten" ist das erste Kinderbuch von Sandra Weber und hat einen tragischen Hintergrund.

Von Rudi-Michael Wienecke 13.02.2018, 00:01

Weißewarte l Es ist ein „literarisches Überraschungsei“, das Sandra Weber und Co-Autor Armin Koch vor wenigen Wochen mit „Thamir der junge Drache – die fehlenden Fähigkeiten“ auf den Markt gebracht hatten. Zum einen handelt es sich um ein Märchenbuch für Kinder im Alter zwischen vier und zehn Jahren. Die Geschichte ist schnell erzählt: Thamir, ein junger Drache, entdeckt durch die Hilfe seines Freundes, dem frechen Papageien Konus, auf abenteuerliche Weise den Sinn des Lebens. Sein größtes Abenteuer ist es aber, seine Fähigkeiten und den Glauben an sich selbst zu entdecken. Thamir wird zum einem Helden für die jungen Leser, mit dem sie sich identifizieren können. Die Geschichte fördert und stärkt Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen.

Zum anderen ist es ein Malbuch, denn die Zeichnungen von Lydia Bielefeld und Luciana Jäschke können die Jungen und Mädchen nach ihrer eigenen Fantasie farblich gestalten. Geschult wird aber auch das Auge, denn in einem weiteren Teil des Buches können die Jungen Leser im Bildervergleich fehlende Dinge entdecken.

Weiter gibt es dazu ein Hörbuch, auf dem der Herausgeber Koch mit angenehmer Stimme selber die Geschichte erzählt. Hintergrundklänge untermauern das Geschehen, erhöhen die Spannung und sind auch geeignet, um die Jüngsten am Abend schnell in den Tiefschlaf fallen zu lassen. Koch, Inhaber eines Fachverlags für Alternative Heilmethoden, wählte Klänge aus der traditionellen chinesischen Medizin und der Erfahrungsheilkunde. Dies seinen gesundheitsunterstützende Elemente, „welche die natürlichen Selbstheilungskräfte der Kinder aktivieren und anregen sollen, ... wenn diese einmal krank sind beziehungsweise die Gesundheit noch zu stärken, wenn diese gesund sind“, verspricht der Herausgeber.

„Bei meinem Sohn hilft es“, versichert Sandra Weber, die hier ihre erste Kindergeschichte der Öffentlichkeit präsentiert. Ihr zwölfjähriger Luces sei an der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) erkrankt. Mittlerweile brauche der Junge keine Medikamente mehr, besuche normal die Schule und sei sogar in den Reihen der Jugendfeuerwehr aktiv. „Früher war an das alles nicht zu denken“, freut sich die 40-Jährige.

Die Weißewarterin ist die geistige Mutter von Thamir. Auf Grund der Krankheit ihres Sohnes musste die gelernte Landwirtin und Restaurantfachfrau vor einem Jahr ihre Arbeit in der Milchviehanlage im Nachbarort an den Nagel hängen. Sie begann mit dem, was sie schon immer gern tat, mit dem Schreiben. Das Übergangsgeld vom Arbeitsamt erleichterte den Sprung in die Freiberuflichkeit.

„Am meisten hatte mir aber mein Mann geholfen. Der schrubbte so manche Sonderschicht im Stall, damit Geld in das Haus kommt und er stand auch immer voll hinter dem Projekt“, bedankt sie sich bei ihrem Gerd und auch dem Rest der Familie, der ebenfalls finanziell aushalf, wenn Not am Mann war.

Bereits als Kind griff Sandra Weber zur Feder, „ich traute mich aber nicht, die Geschichten jemandem zu zeigen“, sagt die Autodidaktin noch heute schüchtern. Mit ihrem Thamir stellt sie aber unter Beweis, dass diese Bescheidenheit fehl am Platz war.

Die Geschichte ist mit kurzen Sätzen für Kinder klar strukturiert und ganz liebevoll erzählt. Darin steckt das Herzblut der Autorin. Glaubhaft bringt sie ihr Anliegen rüber wenn sie sagt: „Viele haben vergessen, worum es im Leben wirklich geht. Für die meisten hat die Zukunft nur mit Technologie zu tun. Nur sehen viele nicht, dass die Zukunft direkt vor unseren Augen ist. Die Zukunft sind nicht modernere Autos, hochwertigere Maschinen oder Roboter, die Zukunft sind unsere Kinder. Sie sind das größte Geschenk Gottes an jeden von uns. Es ist doch unsere Aufgabe sie zu lehren, sie zu beschützen, ihnen Ängste zu nehmen und, ja, Ihnen so oft es geht ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.“

Ihr als Mutter wurde vor nunmehr 18 Jahren das Lächeln genommen, als ihre erst zweijährige Tochter Liz an Krebs verstarb. Das war aber gleichzeitig die Geburtsstunde des jungen Drachen. „Ich hatte mir die Geschichte von Thamir ausgedacht und sie Liz im Krankenhaus erzählt.“ Nun habe ich das Märchen für andere Kinder weiter ausgebaut.

Der Tod der Tochter führte Sandra Weber auch mit Arnim Koch zusammen. Sie suchte die Hilfe des Therapeuten. Dieser riet, den Schmerz über den Verlust des Kindes zu Papier zu bringen. Als Verleger erkannte er das Talent und weil er auf der Suche nach einer Kinderbuchautorin war, fanden beide zusammen. Das Projekt „Märchenwächter“, mittlerweile als eingetragene Marke geschützt, war geboren.

Unter diesem Namen wird Thamir übrigens noch in neun weiteren Folgen die Kinder im Abstand von etwa drei Monaten zum Besuch in seinem Drachenland einladen. Fünf weitere Geschichten hat Sandra Weber bereits geschrieben und Armin Koch macht daraus die Bücher. Der zweite Teil soll im April/Mai auf dem Markt erscheinen. Dank der Tatsache, dass die Weißewarterin aus ihrer Kinderzeit noch ordnerweise weitere Geschichtenmanuskripte besitzt, werden künftig noch weitere Helden in der Märchenwächterwelt auftauchen. „Der goldene Löwe“, „Die drei kleinen Engel“, nennt die Autorin, die auch Erzählungen über Kobolde auf Lager hat, Beispiele.

Alle Bücher wird eins vereinen: Es werden „literarische Überraschungseier“ nach dem Vorbild von „Thamir der junge Drache – die fehlenden Fähigkeiten“, eine Mischung aus Hör-, Märchen- und Malbuch. Und sie werden an Liz erinnern, denn das komplette Projekt haben Koch und Weber der verstorbenen Tochter der Autorin und allen Kindern, die gegen eine furchtbare Krankheit kämpfen müssen oder den Kampf leider verloren haben, gewidmet. „Einen Teil der Einnahmen spenden wir kranken und bedürftigen Kindern“, versprechen die beiden Märchenwächter.

„Thamir der junge Drache – die fehlenden Fähigkeiten“, erschienen im A. Koch Verlag, Preis: 39,90 Euro, (ISBN: 978 39 44 49 71 36) kann bei jedem Buchhändler oder direkt beim Verlag bestellt werden.