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Konvoi Mit dem Wohnmobil zum Weltrekord

691 Wohnmobile rollten im August als Konvoi durch den Odenwald. Mittendrin Winfried und Doris Laws aus Stendal.

Von Volker Langner 12.09.2017, 10:29

Stendal l „Weltrekordhalter“ prangt ein Aufkleber auf dem Wohnmobil von Winfried und Doris Laws. Seit wenigen Tagen bescheinigt ihnen auch eine offizielle Urkunde diesen Titel. Das Stendaler Paar war mit seinem Gefährt Teil des längsten fahrenden Wohnmobilkonvois.

„Der Konvoi umfasste 691 Wohnmobile und war rund 30 Kilometer lang“, berichtet Winfried Laws nicht ohne Stolz. Der 74-Jährige und seine eine Jahr jüngere Ehefrau kamen zum Weltrekord wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde. Sie waren mit ihrem Mobil auf Tour durch das Maingebiet. Bei einer Rast auf einem Stellplatz bei Lohr fielen den Stendalern eine Reihe von Wohnmobilen auf, an deren Scheiben Flyer klebten, die von einem Weltrekordversuch kündeten, der zwei Tage später in Angriff genommen werden sollte.

„Das hat uns neugierig gemacht. Wir haben Leute angesprochen. Und die haben uns dann von dem Vorhaben erzählt und die Telefonnummer vom Organisator gegeben“, blickt Winfried Laws zurück. Er rief an und wurde ermuntert: „Kommt her, wir brauchen jeden!“

Gebraucht wurde jeder – oder besser: so viele wie möglich –, um eine fahrende Wohnmobilkolonne auf die Räder zu stellen. Ziel war ein Weltrekord. Der alte, im Jahr 2003 in Italien aufgestellt, lag bei 672 Fahr- zeugen. Nun sollte ein neuer her. Die Stendaler ließen sich nicht lange bitten. Für solche außergewöhnlichen Aktionen ist das Duo nämlich zu haben. Vor drei Jahren hatten sie schon einmal an einem Weltrekordversuch in Dömitz (Mecklenburg-Vorpommern) teilgenommen. Damals stand die längste fahrende Fahrradtruppe im Fokus. Die kam zwar mit rund 1200 Pedalrittern zusammen, doch da die Gruppe zu weit auseinanderriss, scheiterte das Unterfangen.

Diesmal nun wollten es Winfried und Doris Laws mit dem Wohnmobil wissen. Sie legten einen geplanten Bamberg-Besuch ad acta und fuhren kurzentschlossen nach Walldürn (Baden-Württemberg), dem Treff der Rekordversucher. Darunter waren neben Wohnmobilbesitzern aus vielen Teilen Deutschlands auch zahlreiche Holländer, zudem Norweger, Schweden und sogar Amerikaner.

In Walldürn wurden Laws‘ registriert und erhielten die Startnummer 388. Am nächsten Tag dann folgte der Rekordversuch. Wie an einer Perlschnur aufgereiht, rollten die 691 Wohnmobile auf einer Landstraße via Hainstadt nach Hornbach. Danach herrschte erst einmal Ungewissheit im Fahrerfeld – neuer Weltrekord oder kein neuer Weltrekord? „Mal gab es pessimistische Stimmen, mal ein Hupkonzert als Zeichen des Erfolges“, berichtet Winfried Laws.

Die Auflösung gab es dann bei einer Party am Abend. Da wurde der Weltrekord verkündet. „Allerdings“, gesteht Winfried Laws ein, „gab es einen Wermutstropfen. Ins Guinnessbuch kommen wir nicht.“ Das ist dem strengen Regelwerk geschuldet. Das schreibt einen Höchstabstand zwischen den einzelnen Wohnmobilen vor. „Da auch mal einer den Motor abgewürgt hat oder zu langsam geworden ist, wurde der Abstand einige Mal überschritten“, erklärt Winfried Laws.

Doch am Weltrekord, freuen sich Laws‘, gebe es nichts zu deuteln. Erst seit drei Jahren sind sie Stendaler. Zuvor wohnten sie nahe Ludwigslust. „Wir haben Verwandte in Stendal. Und bei Radtouren und Ausflügen mit dem Wohnmobil haben wir Stendal als eine schöne Stadt kennengelernt. Da haben wir uns für den Umzug entschieden“, erzählt Winfried Laws, der als Kraftfahrer seine Brötchen verdiente.

Häufig allerdings tourt das Paar mit dem Wohnmobil umher. Auf die fahrende Wohnung sind sie vor rund zweieinhalb Jahrzehnten gekommen. 1991 führte sie die erste Wohnmobil-Reise nach Amsterdam und Rotterdam. Damals noch mit einem gemieteten Fahrzeug. Weitere Ausflüge folgten.

2007 legten sich Winfried und Doris Laws, die Eltern von vier Töchtern sind, ihr eigenes Wohnmobil zu. Ein Ford, sechs Meter lang. „854 Tage waren wir mit dem bislang unterwegs und haben 106 725 Kilometer zurückgelegt“, weist Winfried Laws auf sein „Fahrtenbuch“, in dem er die Touren festhält, häufig illustriert mit Fotos.

Reisen in 19 europäische Länder sind aufgelistet. Kroatien mit Dubrovnik habe ihnen am besten gefallen, erklären sie einmütig auf die entsprechende Volksstimme-Frage. „Wir haben die Ruhe und die Landschaft genossen“, begründet Doris Laws.

Ganz so weit wird es im kommenden Jahr nicht gehen. „Die Insel Fehmarn haben wir fest auf den Plan. Außerdem möchten wir noch ein Stück Deutschland erkunden“, sagt Winfried Laws, der die Wohnmobil-Saison 2017 abgehakt hat.

Und falls es 2018 einen neuen Weltrekordversuch gibt, wollen die Stendaler auf jeden Fall wieder dabei sein. So ein wenig reizt doch noch der Eintrag in Guinness-Buch, auch wenn sie ihre Stoßstange schon als Weltrekordhalter ausweist.