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Krankenhaus Job ohne eingefahrene Gleise

Corina Radzanowski ist als Sozialpädagogin im Johanniter-Krankenhaus tätig.

Von Volker Langner 29.07.2016, 01:01

Stendal l Nach einer Operation und einem längeren Krankenhausaufenthalt steht eine ältere Patientin kurz vor ihrer Entlassung nach Hause. Ihre Tochter ist voll berufstätig und wohnt rund 100 Kilometer entfernt. Wie kommt die ältere Dame zu Mittagessen? Bekommt sie ihren Haushalt allein in Griff oder benötigt sie Hilfe? Das sind Fragen, mit denen sich Diplom-Sozialpädagogin Corina Radzanowski beschäftigt. Sie gehört zum sechsköpfigen Sozialdienst des Johanniter-Krankenhauses, von denen Corina Radzanowski und drei Mitstreiter im Stendaler Haupthaus in der Wendstraße sowie je ein Mitarbeiter in der Stendaler Frauenklinik und in Genthin ihren Sitz haben.

„Wir beschäftigen uns mit den Entlassungssorgen und - problemen der Patienten, versuchen Lösungen aufzuzeigen und Hilfestellung zu geben“, umreißt Corina Radzanowski das Aufgabenfeld. Die Bandbreite reicht von der erwähnten Essensversorgung über die Vermittlung von Hilfsgeräten wie Rollator oder Toilettenstuhl bis zur Unterstützung in der häusliche Pflege.

Nun stellt sich Corina Radzanowski nicht in die Küche, um für die entlassenen Patienten ein Mittagessen zu zaubern, oder unterstützt sie bei der Morgentoilette. Die Frauen und Männer vom Sozialdienst geben vielmehr Tipps, stellen Kontakte her. Dazu arbeiten sie unter anderem eng mit dem Gesundheitsdienst und Sozialstationen zusammen. Natürlich auch mit den Angehörigen der Patienten. Ebenso mit Pflegeheimen, ist doch mitunter eine Kurzzeitpflege ein Mittel, um einen Patienten nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus optimal zu versorgen.

Eine weitere Möglichkeit können Kuren sein. „Wenn von den Stationen der Hinweis kommt, dass eine Rehabilitationsmaßnahme angebracht wäre, also eine Kur, dann sprechen wir mit den Patienten darüber und unterstützen, beispielsweise beim Ausfüllen von Anträgen“, erzählt Corina Radzanowski. So ein Kur-Vorschlag trifft nicht immer auf Gegenliebe. Zwar, so die Sozialpädagogin, würde sie dann durchaus versuchen, die Maßnahme schmackhaft zu machen, weil sie medizinisch sinnvoll sei, doch einen Zwang gebe es nicht. „Der Wunsch des Patienten steht an erster Stelle“, sagt sie.

Zu der Arbeit im Stendaler Krankenhaus sei sie gekommen wie die Jungfrau zum Kind, macht Corina Radzanowski klar. Nach einer Ausbildung zur Sozialversicherungsangestellten studierte sie in Magdeburg Sozialpädagogik. „Das Studium hat mich gereizt, weil es vielseitige Einsatzmöglichkeiten eröffnete und den Umgang mit Menschen vom Kind bis zum Älteren“, berichtet die gebürtige Stendalerin.

Nach mehreren Stationen war sie in einer Reha-Klinik in Schönebeck. „Auf Empfehlung des dortigen Chefarztes kam ich 2008 nach Stendal“, erinnert sich Corina Radzanowski. Gerne habe sie diese Möglichkeit ergriffen. „Als gebürtige Stendalerin wollte ohnehin nach Magdeburg oder in die Altmark. Und die Arbeitsmarktsituation war ja damals auch nicht so doll.“

Nach Unterbrechungen gehört Corina Radzanowski nun seit 2011 fest zum Sozialdienst des Krankenhauses. Und fühlt sich dort – wie sie sagt – wohl. „Wir sind ein tolles Team. Die Arbeit macht Spaß. Das Schöne am der Arbeit ist, dass ich morgens nicht weiß, was auf mich zukommt. Eingefahrene Gleise gibt es nicht“, sagt Corina Radzanowski, die vornehmlich die Patienten der Geriatrie (Altersmedizin), Orthopädie und Strahlenklinik betreut.

Zu dieser Betreuung zählt sie auch „einfach mal zu schnacken, zuzuhören, zu trösten“, so die Sozialpädagogin, die mit ihrem Lebensgefährten und der vierjährigen Tochter in Bellingen zu Hause ist.

Den Sozialdienst im Haus sieht Corina Radzanowski als ein „Rädchen im Getriebe“. Sie erklärt: „Gemeinsam mit den anderen Berufsgruppen hier, stehen wir für die Patienten ein.“