1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Gesundheit ist Herzenssache

Krankenhaus Stendal Gesundheit ist Herzenssache

Drei Kardiologen vom Stendaler Krankenhaus unternahmen mit den Zuhörern im Hörsaal der Hochschule eine Reise ins Innere des Herzens.

Von Thomas Pusch 05.11.2017, 08:00

Stendal l Zwei bis drei Millionen Menschen sind in Deutschland von einer Herzschwäche betroffen. Rein statistisch bedeutet das für Stendal, dass etwa 1000 Hansestädter von der im Fachjargon Herzinsuffizienz bezeichneten Krankheit betroffen sind. Dementsprechend groß war das Interesse am Patientenforum im Audimax der Hochschule. Es ging um „Das schwache Herz“ im Rahmen der Herzwochen der Deutschen Herzstiftung, und Dr. Michael Gross, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie des Johanniter-Krankenhauses, sowie die Oberärzte Dr. Thomas Voigt und Dr. Thomas Neumann hatten einiges vorbereitet, um die Zuhörer mit auf eine Reise ins Innere des Körpers, zur Pumpe, mitzunehmen.

„440 000 Menschen kommen jährlich wegen ihrer Herzschwäche ins Krankenhaus, 45 000 sterben daran“, präsentierte Gross zunächst beeindruckende Zahlen. Nach der Diagnose kämen sie immer wieder ins Krankenhaus. In einer Karikatur des Journal of the American Medical Association werden sie als „frequent flyer“, als „Vielflieger“ bezeichnet.

Der Chefarzt zählte zunächst einige Symptome auf, die von einer Herzinsuffizienz hervorgerufen werden können. Dazu gehören Wasser im Knöchel, Unterschenkel oder gar der Bauchhöhle, Atemnot und Muskelschwäche. Durch die verminderte Pumpleistung kommt es zum vergrößerten Herzen, weil sich der Muskel mehr anstrengen muss. Das mag sich zwar gut anhören, ist aber eine Negativfolge.

Die New York Heart Association (NYHA) hat eine Einteilung der Krankheit nach der Leistungsfähigekeit der Patienten vorgenommen. Im Stadium I sind die Patienten normal körperlich belastbar, ohne körperliche Beschwerden. Stadium II bedeutet, dass der Herzkranke leichte Symptome wie Kurzatmigkeit und Engegefühl in der Brust bei der Verrichtung normaler Alltagsaktivitäten hat. Im Stadium III gibt es eine starke Einschränkung der Belastbarkeit, Symptome treten schon bei leichter Belastung auf. Stadium IV schließlich bedeutet, dass der Patient unter den Symptomen wie Atemnot und Engegefühl in der Brust bereits im Ruhezustand leidet.

„Es gibt immer mehr Wege, die Herzschwäche zu behandeln“, sagte Gross, „vor allem gebe es auch viele technische Möglichkeiten“, leitete er zum Vortrag von Oberarzt Voigt über. Die Basis der erfolgreichen Behandlung sei aber die Eigenverantwortung des Patienten.

Neumann demonstrierte, wie mit dem Einsetzen von Stents, mit denen ein verengtes Gefäß geweitet wird, die Durchblutung verbessert wird. Bis zu 13 Stents wurden eingesetzt, so viele waren es bei einem 85-jährigen Patienten. Das Einsetzen der Stents erspart den Herzkranken einen größeren Eingriff wie eine Operation, die stets ein Risiko mit sich bringt.

Dr. Thomas Neumann wandte sich einer anderen Begleiterscheinung zu, dem Vorhofflimmern. Auch er setzte gleich zu Beginn seines Referats auf die Mitwirkung der Patienten. „Wir sind die Empfehler“, sagte er, „schlucken müssen die Patienten die Pillen aber selbst.“

Er erklärte, dass der Sinusknoten im Herzen den Takt angibt. Wenn er das nicht mehr korrekt tut, springt zunächst einmal der sogenannte AV-Knoten ein. Es gibt durchaus die Möglichkeit, das Herz wieder in den richtigen Rhythmus zu bekommen. Bei einer elektrophysiologischen Untersuchung kann das Herz gereizt werden, wieder im Takt zu schlagen.

„Um die Herzrhythmusstörungen richtig behandeln zu können, müssen wir am besten ein EKG haben, wenn sie auftreten“, sagte Neumann. Doch wenn der Patient ins Krankenhaus eingeliefert worden sei, seien die Rhythmusstörungen meistens schon wieder vorbei und könnten nicht aufgezeichnet werden.

Dafür gibt es sogenannte Ereignisrekorder, die auch unter der Haut verpflanzt werden können. Neumann hatte einige Anschauungsobjekte mitgebracht, von denen die kleinsten nicht größer als ein Streichholz waren.

Um das Herz wieder in den richtigen Rhythmus zu bringen, werden Herzschrittmacher eingepflanzt. Manche von ihnen haben sogar einen eingebauten Defibrillator, der das lebensbedrohliche Kammerflimmern mit einem Stromstoß beenden und somit seinem Träger das Leben retten kann. In der Röntgenaufnahme konnten die Teilnehmer des Patientenforums sehen, wie robust dieses Gerät ist. Das muss es auch sein, immerhin fließt im Notfall Strom mit einer Spannung von mehreren hundert Volt.