1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. An Bienen hängt nicht nur Honig

Krankheiten An Bienen hängt nicht nur Honig

Erstmals lud der Imkerverein Stendal und Umgebung zu einer Schulung ein. Es ging um Bienenkrankheiten.

Von Thomas Pusch 18.07.2017, 01:01

Stendal l „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.“ Das sagte einst Albert Einstein. Und machte damit deutlich, dass die Bienen weit mehr als Honiglieferanten sind. Keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen, lautete seine Katastrophenkette. So dramatisch ist die Lage in der Altmark zwar nicht, aber der Befall von zwei Bienenvölkern mit der Amerikanischen Faulbrut hat eben doch für Unruhe gesorgt. „Das ist eine Seuche“, erklärte Klemens Kutz, Vorsitzender des Imkervereins Stendal und Umgebung. Bei dem Krankheitsfall in Deetz sei versucht worden, ein Volk zu sanieren, Imkerdeutsch für retten, aber das sei missglückt, die Bienen wurden getötet. Um auf die Gefährdung durch verschiedene Bienenkrankheiten aufmerksam zu machen, lud der Verein erstmals zu einer Schulung ein. Als kompetente Referentin führte die Bienensachverständige beim Landesveterinäramt, Petra Martin, durch den Nachmittag.

Und das in einer leicht verständlichen Weise getreu ihrem Motto, dass Wiederholung die Mutter der Weisheit sei. „Dass es zu Völkerverlusten kommt, passiert immer wieder“, erklärte sie. Um aber die Ausbreitung von Seuchen zu verhindern, müssten die Imker die Krankheitssymptome kennen und entsprechend reagieren.

Eine Reaktion erfolgt auch durch das Veterinäramt in Strendal. Als beispielsweise im vergangenen Jahr in Bittkau die Amerikanische Faulbrut ausgebrochen war und 13 Völker vernichteten werden mussten, verhängte das Amt einen Sperrbezirk um die Stände, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Die umliegenden Bienenvölker wurden untersucht, um mögliche weitere Faulbrutfälle festzustellen.

Wie wohl bei allen Krankheiten ist auch in diesem Fall Vorbeugung das beste Gegenmittel. „Vor allem muss man darauf achten, woher man seine Bienen besorgt“, warnt Kutz, der sich bereits seit mehr als drei Jahrzehnten der Imkerei verschrieben hat. Die Tiere sollten ein Gesundheitszeugnis haben, mindestens aber die Bescheinigung, dass es in der Nähe ihres Aufenthaltsortes keine Amerikanische Faulbrut gegeben habe.

Trotz der Widrigkeiten immer wieder auftretender Krankheiten ist Kutz nach wie vor ein Imker aus Leidenschaft. Den sogenannten Kampfanzug, Klischeebild eines Imkers, trage er allerdings nur selten. Zu einem Stich komme es höchstens, wenn man eine Biene versehentlich drückt oder sich zu lange Zeit mit der Arbeit am Stock beschäftigt. Dass es ein sehr zeitaufwendiges Hobby ist, stört ihn dabei nicht. „Von Ende April bis Anfang August“, meinte er schmunzelnd. Und das stört offenbar auch jüngere Leute nicht, die sich jetzt wieder fürs Imkern interessieren. „Im vergangenen Jahr hatten wir fünf Neuzugänge, in diesem Jahr sind es drei“, zählte Kutz auf. Allerdings hätten die Neu-Imker weniger Völker, manche sogar nur zwei oder drei. Kutz selbst hat zehn Völker, rund 60 000 Bienen bilden bei ihm ein Volk. Wieviel Honig sie geben, das sei unterschiedlich. „Im Durchschnitt sind es 36 Kilo pro Volk“, nannte er einen Richtwert.

Auch mit der Menge bleibt die Imkerei für Kutz ein Hobby. Die Hauptaufgabe sieht er auch nicht in der Honigproduktion. „Es wird gesagt, dass ein Volk durch das Bestäuben der Volkswirtschaft 800 Euro einbringt“, sagte er, „das ist das Zehnfache vom Honigertrag.“