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Kreissparkasse Kein Spielraum für Ausschüttungen

Erstmals berichtete der Stendaler Chef der Kreissparkasse vor Kreispolitikern über die Geschäftszahlen - als eine Lehre aus Burmeister-Zeit.

Von Bernd-Volker Brahms 09.09.2018, 01:01

Stendal l Die Kreissparkasse Stendal ist weiter unter Druck. Dies erläuterte der Vorstandsvorsitzende Jörg Achereiner vor kurzem im Kreisausschuss. Insbesondere die lang anhaltende Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) sei Ursache dafür, dass die Sparkasse sich bei vielen Eckdaten nur langsam an den Durchschnitt der Sparkassen im Ostdeutschen Sparkassenverband (OSV) annähert. Aber: „Es ist ein Aufwärtstrend erkennbar.“ Auch die Beteiligung an der wankenden Nord/LB belaste das Ergebnis der Stendaler Kreissparkasse genauso wie eine immer noch unterdurchschnittliche Kostenstruktur.

Eine stolze Zahl konnte Bank-Chef Jörg Achereiner dennoch verkünden. Die Bilanzsumme der Kreissparkasse liegt bei 1,36 Milliarden Euro, eine Steigerung um 28 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Der Bilanzgewinn nimmt sich dagegen mit 607 117 Euro recht bescheiden aus.

Es war das erste Mal, dass ein Sparkassenchef in der gebotenen Ausführlichkeit den Kreispolitikern die wirtschaftliche Entwicklung darlegte. Der Kreistag hatte – als eine Lehre aus dem Sparkassenskandal um den ehemaligen Chef Dieter Burmeister – dieses Verfahren beschlossen. Im Kreistag in der kommenden Woche soll gleichzeitig der Verwaltungsrat der Kreissparkasse für das Jahr 2017 entlastet werden.

Apropos Burmeister. Jörg Achereiner wies darauf hin, dass der ehemalige Sparkassenchef eine gänzlich andere Bankenpolitik betrieben habe, in dem er davon ausgegangen sei, dass es auch in Zukunft hohe Zinsen gebe.

Es sei mit viel Personal verhältnismäßig wenig Geschäft gemacht worden. 2012 musste die Sparkasse 70 Cent einsetzen, um einen Euro zu verdienen. 2017 sei die Quote von 63 Cent erreicht worden, sei damit aber immer noch vom OSV-Durchschnitt entfernt, der bei etwa 58 Cent liegt. Kehrseite der Medaille: Die Kreissparkasse musste sich von Personal trennen. Im Jahresdurchschnitt hatte das Bankhaus 122 Vollzeitkräfte und ebenso viele Teilzeitbeschäftigte. Dazu gehören auch 16 Auszubildende und ein Student.

Kreistagsmitglied Frank Wiese (Landwirte) merkte zu dem Bericht an: „Wenn es bei der Sparkasse nach 2012 so weitergegangen wäre wie bis dahin, dann wäre sie ein Übernahmekandidat geworden.“ Das Geschäft sei sehr schlecht überwacht worden, der damalige Verwaltungsrat habe viel Schuld an der Entwicklung getragen. Die Entlastungen des Verwaltungsrates für die Jahre 2012 und 2013 sind immer noch offen. Dazu sagte Landrat Carsten Wulfänger (CDU) in der Sitzung: „Es sollen alle juristischen Verfahren in Bezug auf Burmeister abgewartet werden, ehe darüber abgestimmt wird.“ Ein Strafverfahren sei bei der Staatsanwaltschaft noch anhängig, wie auch Achereiner bestätigte.

Annemarie Theil (SPD) wollte vom Sparkassenchef wissen, warum es nicht möglich sei, dass es Gewinnausschüttungen gebe. „Es sind zusätzliche Rückstellungen für Risiken in Höhe von 4,2 Millionen Euro da. Muss das sein?“ Carsten Wulfänger sagte dazu: „Jede Ausschüttung würde die Bank schwächen.“ Sparkassenchef Achereiner warb um „die volle Unterstützung für sein Geschäftsmodell“. An Spenden habe die Kreissparklasse allerdings wie in den Vorjahren 300 000 Euro ausgezahlt.

Die Stärkung des Eigenkapitals sei für ihn von zentraler Bedeutung, sagte er. Das Rezept dafür sei ein Ausbau des Kreditgeschäftes. „Hierfür fordert die Bankenaufsicht das entsprechende Eigenkapital“, so Achereiner. Und: Für die Kreissparkasse sei es nicht – wie bei Privatbanken – möglich, dass Eigenkapital über Aktien zu stärken.

Apropos Bankenaufsicht. „Wir werden regelmäßig Stresstests unterzogen“, sagte Achereiner. Es werden dabei fiktive Szenarien vorgegeben und geprüft, in wiefern die Kreissparkasse diese händeln kann. „Diese Tests bestehen wir“, sagte er.

Ein weniger gut kalkulierbares Risiko ist laut Achereiner die Beteiligung der Kreissparkasse an der kriselnden Norddeutschen Landesbank (Nord/LB). Wie alle Sparkassen in Sachsen-Anhalt so ist auch das Stendaler Institut an der staatlichen Bank beteiligt, der eine private Übernahme – möglicherweise durch Chinesen – droht. Zwischen 2013 und 2018 hat die Stendaler Kreissparkasse mit den Anteilen 11,5 Millionen Euro Verlust gemacht. Für 2019 werden 1,9 Millionen Euro Verlust erwartet. „Wir versuchen alles, um uns von der Beteiligung zu trennen“, sagte Achereiner. Allerdings sehe der Staatsvertrag auch danach noch eine Gewährträgerhaftung vor. Das heißt, auch später könnten noch Zahlungen fällig werden in unkalkulierbarer Höhe.