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Kriminalität Jede dritte Straftat ist ein Diebstahl

7171 Straftaten hat das Polizeirevier Stendal im vergangenen Jahr erfasst.

Von Volker Langner 17.03.2017, 00:01

Stendal l Im August und September 2016 brachen ein 20-Jähriger und ein 21-Jähriger viermal in Stendaler Supermärkte ein und entwendeten Tabakwaren: Dreimal zertrümmerten sie mit Einkaufswagen die verglaste Eingangstür des E-Centers in der Industriestraße, die Tür eines NP-Marktes zerstörten sie mit einem Fahrradständer. Bei den polizeibekannten Männern wurde Beweismaterial, darunter die Tatbekleidung, sichergestellt. Inzwischen haben sie gestanden, und der 21-Jährige befindet sich in Untersuchungshaft.

Dieser Fall steht exemplarisch für die Kriminalstatistik 2016 des Stendaler Polizeireviers. Rund jede dritte Straftat war ein Eigentumsdelikt – konkret 2626 von 7171 Straftaten. Erfreulich: Die Zahl der Eigentumsdelikte verringerte sich im Vergleich zu 2015 um 437, was einem Rückgang von 14,3 Prozent entspricht. Insgesamt verzeichnete das Revier 397 Straftaten weniger als 2015.

Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote von 57 auf 59,7 Prozent. 4282 Fälle lösten die Beamten im Vorjahr. Revierleiter Carsten Töpfer relativierte, der Anstieg der Quote resultiere im Wesentlichen aus der Aufklärung ausländerrechtlicher Verstöße, sprich: illegaler Einreise. 489 Fälle gab es da im Jahr 2016. Diese seien häufig leicht aufzuklären.

Einen Rückgang verzeichnete die Polizei bei sogenannten Rohheitsdelikten, wozu unter anderem Raub, Körperverletzung, Nötigung zählen. „In Stendal kann man ruhig leben“, sagte Bernd Jonschkowski, Leiter des Revierkriminaldienstes, und begründete seine Einschätzung mit Zahlen: 24 Fällen von Straßenraub im Jahr 2015 stehen 18 Fälle 2016 entgegen; die Zahl von Körperverletzungen auf Straßen und Plätzen sank im gleichen Zeitraum von 82 auf 75 Fälle. Insgesamt bearbeitete das Polizeirevier im Vorjahr 1077 Rohheitsdelikte und damit 138 weniger als im Jahr zuvor. Die Aufklärungsrate liegt bei 91,4 Prozent.

Rohheitsdelikte beinhalten keine Straftaten gegen das Leben. Sie bilden eine separate Deliktgruppe und haben in Stendal für 2016 zwei Einträge. Dazu zählt ein Fall von fahrlässiger Tötung. In einem Seniorenheim war eine 89-jährige Bewohnerin gestürzt, hatte sich Rippen gebrochen und war durch eine hinzugekommene Lungenentzündung eine Woche später verstorben. Ermittlungen ergaben den Verdacht, dass eine ärztliche Behandlung nicht rechtzeitig veranlasst worden war.

Wegen versuchten Totschlags ermittelte die Kripo, nachdem am Fahrzeug einer 29-Jährigen an allen vier Rädern die Radmuttern gelöst worden und es bei einem Überholmanöver ins Schlingern geraten war. Sie blieb unverletzt; ein Tatverdächtiger wurde ermittelt.

Einen deutlichen Anstieg gab es bei Rauschgiftdelikten. Ihre Zahl stieg von 156 auf 489. Das sei dem Ermittlungsdruck der Beamten geschuldet, machte Töpfer klar. Allein 133 Fälle wurden im Zusammenhang mit Verkehrskontrollen erfasst. Konsumiert und gehandelt werden vornehmlich Cannabis, Marihuana und Amphetamine, informierte Jonschkowski. „Chrystal hat bei uns noch nicht gegriffen, Heroin und Kokain spielen eine untergeordnete Rolle“ sagte er. Abgenommen hat der illegale Anbau von Drogen. Gab es 2015 insgesamt 18 Fälle, waren es 2016 noch 14. Großplantagen waren nicht darunter, im Schnitt beinhalteten die Anbauflächen 20 bis 30 Pflanzen.