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Kunstaktion Lichttage werden zu Hörgenuss

Der Stendaler Klostergarten wurde am Freitag und Sonnabend zu "Hildegards Garten". Das Theater zeigte eine Text-Musik-Collage.

Von Egmar Gebert 24.10.2016, 01:01

Stendal l Die 2. Stendaler Lichttage tauchten die Stadt in selbiges und die Stendaler ließen sich zum Genießen einladen. Zu Hunderten bummelten sie von einem zum anderen – dieses Mal wörtlich zu nehmenden – Highlight und ließen sich bezaubern. Wer das im Schadewachten tat, sich vom Tangermünder Tor auf das Areal von Katharinenkirche und Altmärkischem Museum locken ließ, brauchte nur noch wenige Schritte, um mitzuerleben, wie sich der Klostergarten in „Hildegards Garten“ verwandelt.

Hildegard von Bingen, Äbtissin aus dem zwölften Jahrhundert, die den meisten als „Kräuterfrau“ ein Begriff ist, stand am Freitag und Sonnabend dort Pate für ein sinnliches Erlebnis, das sich mehr ans Ohr als ans Auge wandte. Licht gab es hier zwar auch, aus rund zwanzig von der Stendaler Wehr ständig befeuerten und entlang des Rundgangs aufgestellten Schalen, aber vor allem eben viel zum Hören, zum Hin- hören.

„Hildegard von Bingen war weit mehr als Kräuterfrau. Sie hat sich auf sehr spannende Art mit allen Fragen des Lebens beschäftigt, ein ganz eigenes Weltbild geschaffen. Und wir würden uns freuen, wenn wir einen kleinen Anstoß geben könnten, sich mit ihr zu beschäftigen.“ Die das über die Universalgelehrte des Mittelalters sagte, ist Aud Merkel vom Theater der Altmark.

Merkel schuf die Collage, in der Texte und Musik der Hildegard von Bingen – sie war auch begnadete Komponistin und Dichterin – erklangen, inszeniert von Cordula Jung und mit Schauspielerkollegen des TdA zu einer Performance gemacht.

Der Wunsch von Aud Merkel, es mögen viele werden, die sich auf dieses kulturvolle Erleben in „Hildegards Garten“ einlassen, ging in Erfüllung. Aphorismen und Lieder von Bingens luden ein, durch den Klostergarten zu wandeln. Das Knistern der Holzscheite direkt vor den backsteinernen Gartenmauern war dazu angetan, die Zeit der Äbtissin lebendig werden zu lassen. Die Lichtinstallationen von Herbert Cybulska, gepaart mit der Kühle und Feuchte eines Herbstabends, taten ein Übriges.

Einige von Hildegard von Bingens Visionen und Beschreibungen brachten Claudia Tost und Thomas Weber auf die Bühne, zu der ein Teil des Gartens wurde. Erfrischend, wie die beiden das von Hildegard von Bingen beschriebene Wirken der Pflanzen und Früchte auf Körper und Seele gestisch und mimisch umsetzten.

Dann wieder purer Hörgenuss: das von Mitgliedern des TdA-Ensembles eingesprochene Hörspiel „Spiel der Kräfte“. Vorlage ist eines der frühesten Theaterstücke mit Musik des Mittelalters. Auch das eines der Werke aus dem „riesigen Schatz der Hildegard von Bingen“, wie es Aud Merkel beschreibt. Ein kleiner Teil dieses Schatzes wurde am Freitag und Sonnabend gehoben und es hat sich gelohnt, dabei gewesen zu sein.