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Landkreis Stendal Bürgermeister als soziale Netzwerker

Einige Bürgermeister aus dem Landkreis Stendal nutzen verstärkt die Sozialen Medien - mit allen Vor- und Nachteilen.

07.05.2020, 16:40

Landkreis Stendal l Im Landkreis Stendal sind im Gegensatz zu den Stadtchefs im Altmarkkreis weit mehr Bürgermeister von Einheits- und Verbandsgemeinden in Sozialen Netzwerken aktiv. Und das nicht nur über kommunale Kanäle, sondern häufig auch privat.

Die Volksstimme wollte von den Stadt- und Gemeindeoberhäuptern wissen, warum sie die Sozialen Medien nutzen oder warum nicht? Welche Vorteile und welche Nachteile sowie Hindernisse sehen sie dabei, wenn es darum geht die Landkreisbewohner möglichst schnell und direkt zu informieren? Mit René Schernikau (Arneburg-Goldbeck), Annegret Schwarz (Bismark) und Nico Schulz (Osterburg) haben drei Bürgermeister direkt geantwortet. Die weiteren Recherchen der Volksstimme ergaben ein differenziertes Bild im Landkreis.

Uneingeschränkter König des sozialen Netzwerkens ist Andreas Brohm, seit 2014 Bürgermeister der Einheitsgemeinde Tangerhütte. 1295 Abonnenten zählt seine Facebookseite, bei Twitter folgen ihm ebenfalls mehr als 1000 Nutzer und auch auf Instagram ist der Stadtchef beliebt. Dort zählt sein Account mehr als 700 Follower. Das schafft kein anderer Verwaltungschef in der Altmark. Auf die E-Mail-Anfrage der Volksstimme zu seinen Social-Media-Aktivitäten antwortete Andreas Brohm allerdings nicht.

Auf den Fersen ist ihm Nico Schulz aus Osterburg. Schulz hat bei Facebook keine eigene Seite, allerdings zählt sein “privater” Account mehr als 1500 Freunde. “Über Facebook ist eine sehr große Reichweite an Bürgern der Einheitsgemeinde zu erreichen”, sagt er. Insbesondere seine Videobeiträge - der Bürgermeister präsentiert einen regelmäßigen Wochenrückblick - würden häufig von mehreren Tausend Nutzern gesehen.

“Das ist eine sehr gute Möglichkeit, viele Menschen zu informieren”, sagt Schulz. Auch die negativen Seiten wie Beleidigungen registriert er und weiß aus Erfahrung: “Da muss man aber drüber stehen.” Früher habe man nicht gemerkt, wenn die Leute am Stammtisch oder beim Nachbarn über Entscheidungen der Stadt bzw. über den Bürgermeister herzogen, sagt der Osterburger und findet: “Heute ist die Situation doch besser, da ich wenigsten über die Sozialen Netzwerke einen Teil solcher Meinungsbekundungen mitbekomme.”

Auf Facebook ist auch der Verbandsgemeindebürgermeister von Arneburg-Goldbeck, René Schernikau, unterwegs. Privat und in Teilen dienstlich, teilt er mit. Daneben nutzt Schernikau auch Twitter und Instagram. Schernikau wünscht sich eine Abkehr von Facebook, da es grundsätzlich erhebliche Probleme berge, “da es immer noch sehr gern benutzt wird, um Desinformation zu teilen”. Für ihn fehlen derzeit jedoch echte Alternativen, um die Menschen zu erreichen. So meint Schernikau: “Hier sollte und muss der Staat Opensource-Projekte dringend unterstützen.”

Der Bürgermeister hat selbst auch schon Angriffe im Internet erlebt. Besonders im Wahlkampf und im ersten Jahr nach seinem Amtsantritt sei es dort “heftig” zugegangen.

Annegret Schwarz, Bürgermeisterin von Bismark, ist privat auf Facebook unterwegs und teilt auf ihrem Account unter anderem Inhalte der Seite der Einheitsgemeinde. Vorrangig habe man dort positive Erfahrungen gemacht. “Wir haben lange überlegt, ob es sinnvoll ist, dass die Einheitsgemeinde eine Facebook-Seite einrichtet. Sofern die breite Öffentlichkeit erreicht werden soll, führte keine Weg daran vorbei”, sagt Schwarz.

Negative Kommentare musste die Gemeindechefin beim Thema Wolf über sich ergehen lassen. “Da gab es schon Kommentare, die waren nicht so schön. Ich habe mir aber fest vorgenommen, nicht darauf zu reagieren. Nicht immer ganz leicht”, berichtet sie. Aber sie hat vor allem aktuell auch Positives zu berichten: “Wir informieren ausführlich über Corona. Ab und zu spreche ich meine Bürger persönlich an als Bürgermeisterin. Das wurde sehr positiv bewertet.”

Weitere Bürgermeister aus dem Landkreis Stendal haben auf die Anfrage zu ihren Social Media-Aktivitäten nicht geantwortet. Der Volksstimme sind aber auch keine weiteren größeren Seiten bei Facebook oder stark frequentierte Accounts bei Twitter oder Instagram bekannt.