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Landtagskandidat Zwischen schwarz und weiß

Für die AfD tritt Ulrich Siegmund im Wahlkreis 5 (Genthin, Tangerhütte, Tangermünde) an. Seine Partei hat ihn auf Listenplatz 15 platziert.

26.02.2016, 23:01

Tangermünde l Auch wenn er im Havelberger Krankenhaus geboren wurde und derzeit in Berlin arbeitet – Ulrich Siegmund ist nicht nur ein waschechter Tangermünder, er will der Kaiserstadt lebenslang die Treue halten. „Weil diese Stadt einzigartig und wunderschön ist“, begründet er deren Anziehungskraft. Ihr Gemeinschaftsgefühl ist für ihn „das Synonym für Lebensqualität“. Der Umgang sei angenehm und tiefgründig. „In Berlin ist es oberflächlicher“, zieht er den Vergleich mit seinem Arbeitsort.

Nicht nur bei seinem Wohnort hat sich der 25 Jahre alte Landtagskandidat festgelegt, privat ist er seit vier Jahren mit seiner Freundin zusammen. Und für ihn ist klar: „Ich möchte eines Tages Kinder haben.“

Politisch dagegen ist Ulrich Siegmund in seinen jungen Jahren bereits die zweite Ehe eingegangen. Bei der vorigen Landtagswahl machte er noch Wahlkampf für die CDU. Zu den Christdemokraten fand er bereits im Alter von 18 Jahren.

„Ich bin grundlegend konservativ eingestellt“, lautet seine Standortbestimmung. „Ich wollte einfach mitwirken, nicht nur stiller Beobachter sein“, beschreibt er die Gründe für den Parteieintritt.

Bei der CDU in der Region sei er auf „eingefahrene Wege und Koryphäen gestoßen“. Da sei es „nicht einfach gewesen“, eigene Ideen einzubringen. Kurzum: „Da war die Euphorie recht schnell weg.“

Bei der Bundestagswahl 2013 war Siegmund zwar noch CDU-Mitglied, sein Kreuz machte er jedoch bei der AfD. Dieses Jahr markiert für ihn einen Wendepunkt und er macht ihn an der Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel fest.

Beim Kräutertee in der kleinen Wahlkampfzentrale des AfD-Kreisverbands ist Siegmund da wenig diplomatisch. Von „diktatorischer Politik“, „Maulkorb-Politik“ und „Egozentrik“ spricht er mit Blick auf den Umgang mit der Euro-Krise. Kurzfristig sei die Stützung des Euro womöglich richtig, langfristig würden aber künftige Generationen dafür aufkommen müssen, lautet seine Einschätzung kurz zusammengefasst.

Seine neue politische Heimat kennzeichne insbesondere, „dass wir die Einzigen sind, die die Sorgen und Nöte der Bürger ansprechen“. Die parteiinternen Turbulenzen der AfD sieht Ulrich Siegmund nicht so dramatisch. Eher gebe es jetzt eine „tiefere Einigkeit“. Seine Wortwahl hier ist sorgsam. AfD-Rechtsaußen Björn Höcke sieht er „als Protagonisten, der aus dem Durchschnitt schlägt“. Da identifiziere er sich „nicht mit allem“ und verweist lieber auf Partei-Vize Jörg Meuthen. Dieser sei „inhaltlich fundiert“ und repräsentiere „den bürgerlichen Part“.

Wo zieht er da für sich die Grenze? „Solange es im Rahmen unseres Rechtes und der Gesetze bleibt, ist alles in Ordnung.“

Pauschalisierende Kritik lehnt Ulrich Siegmund vehement ab. „In alle Richtungen“, unterstreicht er. Medien allgemein als „Lügenpresse“ zu bezeichnen, ist für ihn „vollkommener Blödsinn“. Allerdings ärgert sich Ulrich Siegmund „viel zu oft“ über Berichte, „bei denen die Neutralitätspflicht leider verletzt wird“.

Zurückhaltend gibt er sich mit Blick auf ein mögliches Landtagsmandat. „Abwarten. Aber natürlich mache ich mir Gedanken, wie ich dem Volksauftrag bestmöglich gerecht werden könnte.“ Umwelt und Tierschutz gilt sein persönliches Interesse, Wirtschafts- und Familienpolitik sieht er für sich als Schwerpunkt.

Auf die Parlamentskollegen aller Fraktionen wolle er im Fall seiner Wahl zugehen. „Ich möchte mich mit allen verständigen, auch wenn wir inhaltlich unterschiedlicher Meinung sind.“

Sein kleines Unternehmen will er mit seinem Geschäftspartner weiterführen. „Etwa 1,5 Tage in der Woche“ möchte er sich hierfür Zeit einräumen. „Ich will nicht finanziell von der Politik abhängig sein.“

Nur schwarz und weiß behage ihm nicht – so auch bei den Entweder-Oder-Fragen: Frühaufsteher oder Langschläfer? „Mitte“, sagt der In-der-Regel-um-8-Uhr-Aufsteher zunächst. Zweiter Versuch: Wenn sich die Chance bietet, schläft er aber auch mal gerne aus.