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Lauben-Einbruch Lucas Pauls größtes Glück gestohlen

Für Lucas Paul Ryba (6) aus Stendal war das gespendete Kettcar das größte Glück nach seiner Krebserkrankung. Das wurde ihm nun gestohlen.

Von Nora Knappe 20.12.2018, 00:01

Stendal l Das Kettcar war sein Ein und Alles. Sommers wie winters fuhr Lucas Paul damit umher, trat in die Pedalen des flotten Tretautos und sauste die Wege entlang – war glücklich. Wann immer die Familie Ryba im Kleingarten in der Anlage „Zenit“ war, fuhr der Junge damit umher. In der Laube in Stendal-Stadtsee war das Tretauto des heute Sechsjährigen verstaut – bis es von Einbrechern gestohlen wurde.

Der Einbruch ist wahrscheinlich schon am Wochenende, 7. bis 9. Dezember, passiert, Familie Ryba hat den Verlust aber erst eine Woche später bemerkt. „Die Tür war zwar aufgebrochen worden, aber die Schrauben hinterher feinsäuberlich wieder reingedreht, so dass es von außen gar nicht auffiel“, schildert Lucas Pauls Mutter Aileen Ryba das Geschehen. Es sei auch bei Nachbarlauben eingebrochen worden, Anzeigen bei der Polizei gab es aber laut Pressesprecher Marco Neiß keine weiteren. Aileen Ryba wollte die Geschichte gern der Volksstimme erzählen, weil sie sich noch Hinweise zu dem Einbruch, zu den Tätern erhofft.

„Für Lucas Paul ist das nicht einfach nur irgendein Kettcar“, sagt sie. Es war ein ganz besonderes Geschenk in einer besonders schweren Zeit. Mit vier Jahren wurde bei Lucas Paul ein Wilms-Tumor festgestellt, ein häufig auftretender bösartiger Nierentumor im Kindesalter. Es folgten lange Klinikaufenthalte in Magdeburg, die Chemotherapie, die Angst wegen der Metastasen in der Lunge, schließlich die Entfernung einer Niere. Auf der Kinderonkologiestation gab es Besuch vom Verein Teddy-Wünsche, um den Kindern mit besonderen Dingen aus Spendengeld eine Freude zu machen. Lucas Pauls großer Wunsch für die Zeit nach der Klinik war ein Kettcar.

Dass ihm das nun gestohlen wurde, dass es Menschen gibt, die so etwas tun, kann der Sechsjährige nicht verstehen. „Als wir es ihm gesagt haben, hat er gleich geweint“, erzählt sein 13-jähriger Bruder Felix, der mit ihm oft zusammen mit dem Tretauto unterwegs war. „Er redet immerzu davon und ist sehr traurig“, sagt Aileen Ryba. „Und mein Mann und ich sind doll wütend. Es bricht uns das Herz, ihn so traurig zu sehen.“

Gesundheitlich gehe es Lucas Paul, der in diesem Jahr vorzeitig eingeschult wurde, zwar besser, aber geheilt sei er noch nicht. Ab und zu müssen die Eltern mit ihm noch zu Kontrollen ins Uniklinikum. Doch das betrübt den Jungen nicht so sehr wie der Diebstahl seines Autos. „Im Moment ist er untröstlich“, sagt Aileen Ryba und fragt sich, ob da jemand ein Weihnachtsgeschenk brauchte. „Das verschenkt man doch dann nicht mit ruhigem Gewissen, oder?“

Wer das Tretauto gesehen oder Hinweise zum Einbruch hat, melde sich bei der Stendaler Polizei: 03931/68 52 92