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LeerstandCity-Lounge macht dicht

Am 16. Dezember schließt die „City-Lounge“ in der Stendaler Innenstadt.

Von Thomas Pusch 15.12.2018, 00:01

Stendal l Groß war die Erleichterung, als im Sommer 2015 Leben in das Gebäude an der Ecke von Breiter Straße und Kornmarkt einkehrte. Im Kornmarkt 1 waren drei Luxuswohnungen entstanden, besonderes Schmuckstück war das Bistro „City-Lounge“. Das schließt nun.

„Am 16. Dezember ist der letzte Öffnungstag“, bestätigte Rüdiger Baehr auf Nachfrage der Volksstimme. Er hatte das Haus 2013 erworben, Betreiber des Bistros war die Raiffeisen-Warengenossenschaft Stendal, deren Geschäftsführer er ist. Mehr als die Bestätigung des Schließdatums wollte er sich allerdings nicht entlocken lassen. „Das ist mir jetzt noch zu früh, es handelt sich um eine betriebsinterne Entscheidung“, sagte er. Es werde sich um einen baldmöglichen Betreiberwechsel gekümmert.

Ein Interessent war Michael Rittmann vom Imbiss „Mahl-Zeit“ an der Heerener Straße. Ihm sagten jedoch die Vertragsbedingungen nicht zu. Dass die City-Lounge nun geschlossen wird, hält er für die Folge eines „Fehlmanagements von oben“. Ihm tun vor allem die Mitarbeiter Leid, die nun ihren Job verlieren.

Ganz ernsthaft bietet er über die Volksstimme an, einen Monat lang die Geschäftsführung der City-Lounge zu übernehmen, um zu zeigen, dass es dort richtig gut laufen kann. Er geht sogar noch einen Schritt weiter: „Wir könnten dann den Umsatz in der Woche vor Weihnachten mit dem vom vergangenen Jahr vergleichen, was ich mehr einnehme, wird gespendet“. Laut Volksstimme-Informationen gab es noch weitere Interessenten, zu konkreten Vertragsgesprächen kam es allerdings nicht.

Seit 1991 hatte das Gebäude an der prominenten Ecke leergestanden und war langsam, aber sicher dem Verfall preisgegeben. Zunächst in Eigentum einer Erbengemeinschaft, wechselte es dann in die Hände einer älteren Dame aus Essen, die aber genauso verkaufsunwillig war wie die Vorbesitzer. Bei Stadtrundgängen mit auswärtigen Gästen musste Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) sich immer wieder für diesen Schandfleck entschuldigen. Alle Bemühungen der Stadt, die Besitzerin zum Verkauf zu überreden, fruchteten nicht. Doch dann kam der Sinneswandel, mit dem kaum einer noch gerechnet hatte. Das Haus stand zum Verkauf. Rüdiger Baehr bot mit und erhielt 2013 den Zuschlag. „Dann mussten noch einige Formalitäten geklärt werden“, hatte er 2015 im Gespräch mit der Volksstimme gesagt.

Baubeginn war am 8. September 2014. „Nicht nur, dass das Haus seit über 20 Jahren leerstand, auch war daran bis auf den Einbau eines kleinen Sanitärtraktes in den 20er Jahren überhaupt nichts passiert, es stand so da wie seit 120 Jahren“, erläuterte Baehr damals die Ausgangssituation. Der Verkehrswert des Hauses hatte laut Immobilienangebot der Stadt rund 75 000 Euro betragen. Mehr als eine halbe Million Euro hatte Baehr insgesamt investiert, um aus dem Schandfleck etwas Ansprechendes zu machen.

Bleibt abzuwarten, was nun aus der City-Lounge wird. Ein Geschäftshaus war das Gebäude, das einst die Adresse Breite Straße 69 hatte, immer – ob exquisites Zigarrengeschäft, Textilgeschäft oder auch Herren-Moden.