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Lehrjahre Hilfe auf dem Weg ins Berufsleben

Steven Häßler fand in Stendal Hilfe auf dem Weg ins Berufsleben, weil er zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Leuten begegnete.

Von Egmar Gebert 19.04.2018, 19:10

Stendal l Zehn Jahre Schule, drei oder dreieinhalb Jahre Lehre, Arbeitsvertrag. Das erste selbst verdiente Geld. Die Zukunft in die eigenen Hände nehmen, was aus seinem Leben machen können. Cooles Gefühl.

Steven Häßler ist jetzt genau an diesem Punkt, will im Beruf durchstarten.

Alles ganz normal. Tausende junge Leute sind vor ihm diesen Weg gegangen, mehr noch werden sich in diesem und den nächsten Jahren auf einen solchen machen. Und doch ist Steven in diesen Tagen zu Recht ein wenig mehr stolz auf das Erreichte als manch anderer mit Anfang 20.

Er gehört zu den jungen Leuten, für die – aus welchen Gründen auch immer – ein paar mehr Steine auf dem Weg ins Leben lagen, weggeräumt werden mussten. Verschiedene Handicaps, von denen diese jungen Menschen betroffen sind, machen das nicht gerade leichter.

Mit 17 machte Steven den Hauptschulabschluss. Danach ein Jahr Leerlauf. „Ich hatte einfach keinen Bock, auf nichts. Habe auch Mist gebaut, aber das ist lange her“, sagt der heute 23-Jährige, der weiß: „Die Kurve gekriegt“ hat er auch, weil er in dem für ihn richtigen Moment die richtigen Leute traf.

Die saßen zum Beispiel in der Pritzwalker Arbeits- agentur, damals für den jungen Brandenburger zuständig. In der Vermittlung Jugendlicher wie Steven erfahren, schlugen sie ihm vor, es in einem Berufsbildungswerk zu versuchen. „Stendal war am nächsten dran“, begründet er kurz und ehrlich, warum er hier landete. Leicht war das nicht, erinnert er sich. Mit 18 Jahren aus dem gewohnten Umfeld gerissen, plötzlich Leben im Internat mit Regeln, die so ein Zusammenleben mit sich bringt.

Ein halbes Jahr habe es gedauert, bis „es klick gemacht hat“, sagt Steven. Ab diesem Punkt schien es dem jungen Mann dann doch einigermaßen erstrebenswert, eine Lehre zu machen, was Vernünftiges, Handfestes. Und die Berufsvorbereitung, die ihm das Stendaler Berufsbildungswerk anbot, könnte der erste Schritt dahin sein, begriff er.

Unter den 25 möglichen Berufsausbildungen in neun verschiedenen Berufsfeldern, für die man in den elf Monaten einer „Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme“ im Stendaler BBW fit gemacht wird, ist auch das Berufsfeld Metalltechnik. „Ich hatte ja früher schon an Fahrrädern und Autos rumgebastelt“, begründet Steven, warum er sich für diesen Bereich entschied. Doch erst einmal galt es, die Ausbildungsreife zu erreichen.

„Dabei geht es nicht nur um praktische Fertigkeiten, sondern auch um die Persönlichkeitsentwicklung“, fasst Tobias Krauel (Leiter Projekte und Maßnahmen im Stendaler BBW) zusammen, was ein ganzes Bündel von Hilfestellungen umfasst. Von Sozialpädagogen, Erziehern, Ausbildern, Psychologen und weiteren Spezialisten bis hin zur Heilpädagogin wird es für die und mit den jungen Leuten geschnürt.

Für Steven Häßler war es das zweite Mal, dass er zum richtigen Zeitpunkt auf die richtigen Leute traf. Aus anfangs mangelndem Interesse wurde Motivation, aus Zurückgezogenheit Kommunikationsbereitschaft. Arbeitsqualität und -quantität sowie soziale Kompetenz erreichten das gewünschte Niveau. Im August 2014 begann Steven Häßler im BBW Stendal seine Berufsausbildung.

Dreieinhalb Lehrjahre (inklusive mehrerer Betriebspraktika) später hat der frischgebackene Fachpraktiker Metallbau Steven Häßler nicht nur den Berufsabschluss, sondern auch den Staplerschein und den Schweißerpass in der Tasche. Spezialkenntnisse, die das BBW ihren Auszubildenden auch dank Partnern in der Region vermittelt. Der Punkt auf dem i ist die bestandene Führerscheinprüfung. Ein Paket, das einem Arbeitgeber in der Region rund genug erschien, um Steven einen Arbeitsvertrag anzubieten. Als Metallbauer eingestellt, kann er jetzt tun, was er besonders gut beherrscht, schweißen.

Damit gehört Steven zu den 65 Prozent der BBW-Ausgebildeten 2017/18, die in eine Tätigkeit in ihrem Beruf vermittelt werden konnten – bisher. Heißt: Es können auch noch mehr werden. Engagierte BBW-Mitarbeiter wie zum Beispiel Melanie Berner – auch eine jener richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt – verschwinden mit dem Ausbildungsabschluss nicht Knall auf Fall aus dem Leben „ihrer“ Azubis.

Integrationsdienst nennt sich das Fachgebiet, von dessen Mitarbeitern die Ex-BBW-Lehrlinge ein halbes Jahr lang weiter betreuen, Hilfe bekommen, wenn sie gewünscht wird, bei der Suche nach passenden Arbeitgebern und beim Bewerben unterstützt werden. „In diesem halben Jahr ist immer noch ganz schön Bewegung drin“, sagt Melanie Berner vom Integrationsdienst.