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Lese-Genuss Hacke schickt Gott in die Kneipe

"Die Tage, die ich mit Gott verbrachte", ein wunderbar amüsanter Sonntagabend im Stendaler TdA, dem es an Tiefgang nicht mangelte.

Von Claudia Klupsch 24.10.2016, 23:01

Stendal l Mehr als 100 Besucher zählte die Lesung des Journalisten Axel Hacke am Sonntag, 23. Oktober, im Theater der Altmark. Die Überschrift des Abends „Die Tage, die ich mit Gott verbrachte“ führte weniger in Glaubenswelten als vielmehr in unterhaltsame (Phantasie-) Geschichten.

Seit 25 Jahren verfasst Axel Hacke viel beachtete Kolumnen für das Magazin der Süddeutschen Zeitung, gibt Bücher heraus. Das jüngst veröffentliche Buch ist eben jenes, in dem er auf Gott, einen netten älteren Herrn, trifft.

Dem Stendaler Publikum zeigt sich der Autor locker. In Jeans und Jackett sitzt er am Vorlesetischchen, auf dem ein Stapel seiner Bücher aufs Aufblättern wartet. Schreiben ist Axel Hackes Sache, aber er beherrscht auch vortrefflich, seinem Publikum das Drumherum gewitzt und pointiert live zu erzählen. Selbstironie blitzt aus seinen Geschichten - aufgeschrieben oder frisch erzählt.

In „Tage, die ich mit Gott verbrachte“ begegnet der Ich-Erzähler einem älteren Herren, der ihm das Leben rettet. Wie sich herausstellt, ist es Gott, der recht unzufrieden mit dem ist, was auf der Welt los ist. Das Wort Glauben mag Gott so gar nicht, die Menschen würden eh nicht mit ihm reden, sondern nur mit sich selbst. „Auf mich hört keiner“, stellt er fest. Der Text führt in eine Traumwelt, in der Gott Champagner-Flaschen im Altglas-Container entsorgt, unglückliche Schreibtischmenschen aus der Schublade gucken und Büroelefanten Gassi gehen. Doch bei aller Phantasie steht die Frage: Warum ist die Welt kein besserer Ort? So liest Hacke auch Zeilen, die die Pariser Terrorakte zum Thema haben. Gott besaufe sich jeden Abend, „Champagnertrinken, überhaupt Lebensgenuss, Barbesuche, Tanz, Gesang, seien geradezu Pflicht geworden, eine Demonstration gegen die Barbarei – da wolle er nicht abseits stehen“, heißt es im Text.

Hacke gibt Einblicke in seine Kolumnensammlungen, die mal „Der kleine Erziehungsberater“, mal „Der Abnehmer“ der „Das Beste aus meinem Leben“ überschrieben sind. Er liest aus Begebenheiten, die sich aus Autofahrten mit seinem kleinen Sohn zum Kindergarten zutrugen oder über Schwierigkeiten bei der Gewichtabnahme. Es gibt gar Zwiegespräche mit dem Kühlschrank namens „Bosch“. Sehr erheiternd ist seine Geschichte um die Christbaumkugeln im August, die immer noch in der Wohnung liegen, weil „man“ sie nicht in den Keller gebracht hat.

Für Lacher sorgen vor allem Zitate aus Hackes Wumbaba-Triologie, von denen der Autor einige Schmankerln zum Besten gibt. Es geht um Zeilen etwa aus Liedtexten, die gründlich missverstanden werden. Aus Grönemeyers „Flugzeuge im Bauch“ werden „Fruchtzwerge im Bauch“. Statt Claudius´ “der weiße Nebel wunderbar“ hört jemand „der weiße Neger Wumbaba“. Köstlich!

Buntbarsche im Weltall, das verschwundene Wolfsburg, Huhnklumpen als das bessere Wort für Chicken Nuggets – der Hacke-Abend ist fröhlich und voll geistreichen Wortwitzes. Ein Hacke-Kolumnenbuch muss man im Regal haben, sagen sich am Ende viele Besucher.