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Linke teilt aus ... und keiner hat sich entschuldigt!

Bei den einen beliebt, für andere berüchtigt - der Politische Aschermittwoch der Stendaler Linken macht seinem Ruf Ehre.

Von Egmar Gebert 15.02.2018, 16:14

Stendal l Rot war die dominierende Farbe des Abends im großen Saal des Landrats- amtes. Die Tische mit „Mund-Propaganda“ in Form roter Stielbonbons (für DDR-Geborene: Lutscher) dekoriert, das Rednerpult in rotes Fahnentuch gehüllt. In Sekundenbruchteilen wurde den zahlreichen, sich offensichtlich wohl fühlenden Gästen gewahr, dass sie hier richtig waren – mitten drin im Politischen Aschermittwoch der Linken.

Der hielt sich nur kurz in Form eines gesungenen En­trees der Osterburger Singegruppe bei der Vorrede auf: Aschermittwoch sei der Tag, „da wird die Sau geschlacht, da wird die Wurst gemacht...“

Wen es an diesem Abend zu verwursten galt, daran ließ der Hofnarr des Landratsamtes, in dessen Haut die Fraktionsvorsitzende der Linken im Kreistag, Helga Paschke, schlüpfte, keinen Zweifel. Er, respektive sie, hatte die GroKo im Schlepptau. „Die wollten unbedingt zu den Linken, weil sie unter- einander mächtig abstinken“, teilte Närrin Paschke aus.

Ehrengast des Abend war die Bundeskanzlerin alias Petra Piehl aus Havelberg. Merkelmäßig frisiert und stilecht bei jedem S anstoßend, begründete sie ihr Da- oder besser Hiersein offensichtlich koalitions- verhandlungsgeschädigt: „Man kann es sich nun mal nicht immer aussuchen...“. Schuld an der Misere seien die Wähler, denn: „Normalerweise entschuldigt man sich, wenn man sich verwählt hat. Bei mir hat sich bis heute noch keiner entschuldigt!“

Angela Merkel geriet übrigens im Laufe des Abends noch einmal ins Visier der Linken – in dem speziell für sie intonierten Merkel-Song: „Ein Stern, der Deinen Namen trägt und langsam untergeht...“

Nach Stendal verirrt hatten sich auch Elfriede und Gisela (Antje Damker und noch einmal Petra Piehl) aus Sandau mit einer kleinen Zeitungsschau. Verirrt deshalb, weil: Etwas, das einen Besuch hier lohne, gebe es in Stendal nicht.

Dann steuerte Teil I des Politischen Aschermittwochs der Linken auf den Höhepunkt zu. Eine Paraderolle für Hofnärrin Paschke, die sich dafür ein Alphabet erdacht hatte. Von A wie Alternative Fakten eines Donald Trump bis X wie Kreuze auf Wahlzetteln, die bei der nächsten Wahl wirklich nur die eigenen sein sollten. Hier nur eine kleine Auswahl:

E wie Edith Braun. Seit sie im Präsidium des Kreistages sitze, sei jede Sitzung ob ihrer kaum einzudämmenden „großen Klappe“ ein politischer Aschermittwoch.

H wie Hirnversagen. Das solches nicht zwingend zum Tode führe, merke man an den Aussagen der CDU-Verantwortlichen vor dem Untersuchungsausschuss zur Wahlaffäre.

L wie Landrat, der das Hochwasser deshalb so gut managte, weil er es gewohnt sei, dass ihm das Wasser bis zum Hals stehe.

U wie Unterstellung. Unwort des Jahres im Kreis Stendal, denn: Sparkassenskandal? Unterstellung! Wahlaffäre? Unterstellung! Abfallchaos? Unterstellung! Und schließlich

W wie Wolf. Der habe Bismarks Verbandsgemeindebürgermeisterin zu einem außerplanmäßigen Mahnfeuer veranlasst. Sie habe in der Zeitung gelesen, dass beim Politischen Aschermittwoch der Linken ein Wolf auftrete.

Der kam dann auch tatsächlich im Teil II des Abends. Allerdings in Form des Berliner politischen Kabarettisten Gerald Wolf, zu dessen Programm die bis dahin aktiven Stendaler Kabarett-Linken sich genießend zurücklehnen und den Abend ausklingen lassen konnten.