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Museum Ganz nach Winckelmanns Geschmack

Das Winckelmann-Museum in Stendal hat nach der Corona-Zwangspause viel Neues zu bieten. Vor allem im Außengelände.

Von Donald Lyko 28.05.2020, 01:01

Stendal l Das Jahr ist überdurchschnittlich gut gestartet. Jeweils rund 1.000 Besucher im Januar und Februar, sonst eher Saure-Gurken-Zeit im Museum. Das Buch mit den Anmeldungen war voll, die Museumsleitung schaute optimistisch auf die 20.000-Besucher-Marke, die in diesem Jahr hätte erreicht werden können – ein deutlicher Anstieg zu den rund 13.500 Besuchern im vergangenen Jahr. Gerade jetzt, im Mai, wäre die Hauptsaison gestartet, viele Kindergruppen und Schulklassen hätten bis in den Juli hinein und vor den Sommerferien das Familienmuseum bevölkert. Etwa zwei Drittel der Besucher sind Kinder. Doch dann kam im März Corona, das Museum musste über Wochen geschlossen bleiben.

Das für April geplante Frühlingsfest, mit dem unter anderem die Außenanlage hätte eingeweiht werden sollen, konnte nicht stattfinden. „Vielleicht klappt es mit einem Sommerfest“, hofft nun Professor Max Kunze, Präsident der Winckelmann-Gesellschaft. Denn Gründe zum Feiern gibt es einige. „Der Skulpturenhof ist weitgehend fertig“, nennt er einen. Was noch fehlt, ist der Bronzebrunnen.

Neu im Ensemble der Skulpturen ist die Bronzefigur „Kleines Wannsee-Mädchen“ des im vorigen Jahr verstorbenen Künstlers Karl-Heinz Krause. Dank einer Schenkung von Franz Rutzen hat diese Arbeit jetzt einen Platz im geschlossenen Innenhof des Museums. Das „Wannsee-Mädchen“ sei dem Museum „sehr willkommen, denn es passt gut zu Winckelmann“, sagt Max Kunze. Der Altertumsforscher habe in seinen Arbeiten sehr oft auch die Darstellung junger Mädchen beschrieben.

Mit Blick auf den Skulpturenhof freut sich der Präsident der Winckelmann-Gesellschaft: „Wir sind froh, diesen intimen Bereich zu haben für Konzerte, Lesungen und andere Veranstaltungen.“ Er biete derzeit auch die Möglichkeit, dass für Besucher Stühle in entsprechendem Abstand aufgestellt werden können.

Neu im Außengelände, dem Winckelmann-Park, ist nicht nur ein Götterzelt, das für Veranstaltungen genutzt werden soll oder einfach nur zum Verweilen im Schatten einlädt.Sondern auch ein Portal mit einem sogenannten Architrav, einem Querbalken, der in diesem Fall auf dorischen Säulen ruht. Ein Blick darauf bietet sich den Besuchern gleich, wenn sie das Museumsareal betreten.

Wann genau das Portal entstanden ist, ist nicht bekannt, es wurde aber an einem Haus von 1920 gefunden. In den vergangenen Jahrzehnten hatte es im Lager der Berliner Bildhauers Ajit Kai Dräger gelegen, der es nun dem Winckelmann-Museum gestiftet hat. Auch die Säulen passen gut zu Winckelmann, denn für ihn sei die schlichte dorische Baukunst vorbildhaft gewesen, erklärt Kunze.

Zum Außengelände gehören außerdem ein Labyrinth, ein Hörtheater, das Archäologen-Camp, eine Spielstrecke und natürlich das weithin sichtbare Trojanische Pferd. Es steht schon, aber noch fehlen die Elektrik und die Bauabnahme, bevor Besucher wieder ins Innere dürfen. Wegen der Corona-Auflagen können einige Angebote allerdings noch nicht genutzt werden.