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Musical Auf der Bühne U-Bahn fahren

Ein Jugendclub des Theaters und eine Band der Musikschule Stendal haben sich zusammengetan: Sie bringen "Linie 1" auf die Bühne.

Von Anne Toss 03.06.2016, 01:01

Stendal l Eines stellt Robert Grzywotz, Theaterpädagoge am TdA, gleich zu Beginn der Probe klar: „Ich sage, wann die Probe unterbrochen wird. Ihr hört nur auf, wenn Leib oder Leben in Gefahr sind.“ Die 25 Jugendlichen des Jugendclubs Musical gehen auf Position. Sie sind mitten in den Endprobenwochen für das Stück „Linie 1“, ab jetzt wird es ernst. Schauspiel, Tanz, Gesang und Musik – das Musical verbindet all diese Komponenten. Letztere übernimmt bei „Linie 1“ die Musical-Band der Musik- und Kunstschule Stendal.

Auf Seiten des Theaters und der Musik- und Kunstschule ist die Vorfreude bereits groß. „Es ist eine besondere Produktion, da es auch die erste Kooperation mit der Musik- und Kunstschule ist“, sagt Cordula Jung, Leiterin des Jungen TdA. Maike Schymalla, Leiterin der Musik- und Kunstschule, stimmt zu: „Wir freuen uns, dass es den Kooperationsvertrag auf Papier gibt. In einer Kleinstadt wie Stendal profitiert man davon, die Jugendarbeit zu verknüpfen.“ Zudem bringe es die Musikschüler im eigenen Musizieren um Meilen weiter, wenn sie Teil einer Band sind.

Robert Grzywotz, der das Musical „Linie 1“ bereits vor Jahren mit der Kunstplatte inszeniert hat, entschied sich erneut für das Stück. „Es ist thematisch sehr nah bei den Jugendlichen, man durchlebt die Höhen und Tiefen eines Teenageralltags“, begründet er seine Wahl. Und er hat, laut den Darstellern Mia Melzian (15) und Marting Lange (16), recht. „Das Stück berührt aktuelle Themen wie Fremdenhass, es geht aber auch um Drogen und die große Liebe“, sagt Martin Lange. „Es macht einfach extrem Spaß, die Story ist ansprechend“, bestätigt Mia Melzian.

Mia verkörpert in „Linie 1“ ein junges Mädchen aus der Provinz, das sich in einen Rockmusiker aus Berlin verliebt. Von ihm schwanger, reißt sie von zu Hause aus und landet am Berliner Bahnhof Zoo. Bei der Fahrt mit der U-Bahn-Linie 1 lernt sie verschiedene Typen aus dem Berliner Milieu kennen. Von Stadtstreichern über Drogensüchtige bis hin zu klein- und großbürgerlichen Spießern – alle kreuzen ihren Weg.

Drei dieser Typen werden von Samuel Fischer (22, Doppelrolle) und Ronja Lange (18) verkörpert. Samuel ist bereits seit acht Jahren Teil des Jugendclubs Musical. „Ich hab schon immer unheimlich gerne getanzt und Musik gemacht. Dann kam ich während eines Schulpraktikums an das Theater, allerdings in die Marketing-Abteilung“, erzählt er und lacht. „Aber die Leute haben mich einfach in die Proben von ‚My Fair Lady‘ gesteckt, danach bin ich im Jugendclub gelandet.“ Auch Ronja ist seit vier Jahren Teil der Gruppe. „Da ich das total gerne und auch schon lange mache, ist es mir nicht schwer gefallen, in meine Rolle zu schlüpfen“, berichtet die Stendalerin.

In den nächsten Tagen wird auch die Musical-Band zu den Proben dazustoßen. Unter der musikalischen Leitung von Sebastian Socha, Musiklehrer an der Musik- und Kunstschule Stendal, werden acht Musiker die Schauspieler begleiten. „Die Band sitzt auf der Bühne sozusagen in dem U-Bahn-Wagen“, verrät Socha.

Die Zuschauer dürfen sich auf eine Reise in die Berliner Unterwelt freuen. Getreu dem Motto: „Fahr mal wieder U-Bahn, tu dir mal was Gutes an, fahr mal wieder U-Bahn, schau dir mal die Menschen an“, wie es in einem der Lieder heißt.