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Musikforum Ihre Arbeit ist das Vergnügen

Das Musikforum Katharinenkirche in Stendal steht jetzt unter Leitung von Angelika Kirchhof. Die 47-Jährige hat selbst Bühnenerfahrung.

Von Nora Knappe 29.10.2015, 00:01

Stendal l Die Frage, ob sie sich schon etwas eingelebt hat an ihrer neuen Wirkungsstätte ist kaum ausgesprochen, da kommt die Antwort schon in Form eines erfüllt-zufriedenen „Hach, ist das nicht wunnnderschön?“ Auf dem Weg zum Veranstaltungssaal des Musikforums Katharinenkirche durch den Kreuzgang breitet Angelika Kirchhof schwärmerisch die Arme aus, zeigt auf die Steinfliesen, die Fensterbögen, den Gang... und ist schlicht und ergreifend begeistert.

„Wer hat schon so einen schönen Arbeitsplatz?“, setzt sie das Gespräch wenig später rhetorisch fragend fort. „Das sind einfach tolle Räumlichkeiten hier! Das Museum, der Kreuzgang, der Klostergarten, der Hinterhof für Kulturveranstaltungen und der Saal hier.“ Sagt‘s und schaut sich um – ein bisschen andächtig, ein bisschen staunend, auf jeden Fall glücklich. „Ich freue mich, hier jetzt mitwirken und mitgestalten zu dürfen.“

Besser kann man sich den Start in eine neue berufliche Etappe wohl kaum vorstellen. Für Angelika Kirchhof (47) ist es zudem die Emulsion aus allen bisherigen beruflichen Erfahrungen: In der Leitung des Musikforums Katharinenkirche, die sie am 1. Oktober übernommen hat, vereinen sich künstlerisches Gespür und organisatorisches Geschick – und in ihrem Falle auch die Liebe zur Musik.

Die gebürtige Berlinerin ist in einem musikalischen Haushalt aufgewachsen, hat im Kinderchor gesungen, hat Querflöte und Klavier gelernt und schließlich Gesang studiert. 15 Jahre lang war sie als freiberufliche Opernsängerin an Theaterbühnen quer durch die Bundesrepublik engagiert. „Musik ist mein Ausdrucksmittel und eine sehr, sehr starke Sprache. Musik, vor allem Bach und Mozart, geht mir ins Herz und in die Seele.“

Dass sie dann einen von außen betrachtet harten Schnitt machte und das Auftreten und Unterwegssein gegen die Büroarbeit im Gastspielverkauf und regionalen Marketing eintauschte, geschah aus persönlichen Beweggründen. Keine Krise, kein Schicksalsschlag – einfach nur das Nachdenken über einen anderen Lebensrhythmus.

Die Verbindung zur Welt der Bühne hat Angelika Kirchhof damit dennoch beibehalten, zuerst war sie am Theater in Halberstadt und kam vor vier Jahren nach Stendal. Hier hat sie hinter den Kulissen des Theaters der Altmark gewirkt – in nicht unwesentlichem Maße. Als Leiterin des Künstlerischen Betriebsbüros war sie, wie sie sagt, „die Schaltstelle zwischen technischen und künstlerischen Gewerken, wo alle Informationen zusammenlaufen“, war zuständig für die terminliche und räumliche Planung von Proben und Vorstellungen.

Und nun also das Musikforum. „Es ist schön, an der Bereicherung des kulturellen Lebens in Stendal beteiligt zu sein“, sagt Angelika Kirchhof, „das Musikforum ist ja neben dem Theater einer der wichtigsten Veranstaltungsorte der Stadt.“ Dass sie neben der Programmgestaltung und dem Organisatorischen nun auch wieder mehr mit Musik, ihrer Lebensbegleiterin, zu tun hat, empfindet sie als Glück.

Eventuellen Befürchtungen à la „Jetzt kommt ‘ne Neue, die krempelt alles um“ begegnet sie heiter: „Nein, keine Angst. Das Musikforum ist und bleibt ein Ort, an dem sich auch die regionale und lokale Kulturszene wiederfinden soll.“ Und das schließe eben auch Vereine und Musikgruppen ein, die seit Jahren ihre treue Zuhörer- und Fangemeinschaft haben und für verlässlich volle Stuhlreihen sorgen. Unterhaltung und Bildung sollen sich im Programm wiederfinden – Klassik genauso wie Pop, Rock und Kleinkunst.

Das Schöne am Musikforum sei aus ihrer Sicht, dass es ein Ort sei, „der auf verschiedenste Weise funktioniert“, sagt Angelika Kirchhof. „Hier kann man sich standesamtlich trauen lassen, das ist immer eine unheimlich schöne Atmosphäre. Aber vor allem ist es ein Konzertraum, der allein schon mit den Jütting-Stipendiaten fantastischen Musikern ein würdiges Podium bietet. Und es ist ein Ausstellungsraum oder bei Vernissagen oftmals das verbindende Element zum Altmärkischen Museum.“

Die enge Verzahnung mit dem Museum findet sie wundervoll. „Was hier von wenigen Leuten bewegt wird, ist enorm. Ich freue mich auch auf die enge Zusammenarbeit mit meiner Chefin Gabriele Bark, auf den geistigen und kreativen Austausch.“ Die Herausforderung für sie selbst sei nun, ein Gespür dafür zu kriegen, was das Publikum wünscht, was die Stadt wünscht und was realisierbar ist. „Das ist keine leichte Aufgabe, aber eine schöne.“