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Muslime Gemeinde bedauert Kopftuch-Diskussion

Die Islamische Gemeinde Stendal bedauert den Kopftuch-Twist um Integrationsbeauftragte Susi Möbbeck (SPD).

Von Thomas Pusch 20.02.2018, 00:01

Stendal l Dass der Besuch von Sachsen-Anhalts Integrationsbeauftragter Susi Möbbeck (SPD) in der Stendaler Moschee im Nachhinein eine solche Diskussion ausgelöst hat, bedauert die Islamische Gemeinde sehr. Nachdem Möbbeck in der Moschee ihr Halstuch über den Kopf gelegt hatte, mokierte sich Bildungsminister Marco Tullner (CDU) auf Twitter: „Staatssekretärin Möbbeck tritt offiziell mit Kopftuch bei Moslems in Stendal auf. Ich bin nur noch sprachlos.“

Bewerten will die Gemeinde den Streit nicht. „Wir sind unpolitisch und halten uns da raus“, betont der stellvertretende Vorsitzende Sami Mukbel. Der Vorstand der Gemeinde ist ihr dankbar für das Gespräch.

Darin hatten die Stendaler Muslime um den Vorsitzenden Mohamad Msaik und Stellvertreter Mukbel erläutert, wie aktiv die Gemeinde seit ihrer Gründung vor vier Jahren an der Integration von Flüchtlingen unterschiedlicher Kulturen in die Gesellschaft und der Unterstützung bei Behördengängen beteiligt war.

„Die Staatssekretärin hat uns motiviert, diese Arbeit weiterzuführen“, sagte Msaik gegenüber der Volksstimme. Die habe sich im Laufe der Jahre allerdings auch verändert. So sei die Islamische Gemeinde bei den ersten großen Flüchtlingsankünften 2015 fast der einzige Ansprechpartner, der auch die Sprache der Schutzsuchenden verstand. Mittlerweile hätten viele Menschen Arabisch oder auch Persisch gelernt, könnten so Unterstützung geben.

Die Islamische Gemeinde versteht sich allerdings nicht nur als ein Ansprechpartner für Glaubensbrüder- und -schwestern.

„Bei uns ist grundsätzlich jeder willkommen“, betont Mukbel. Ein weiteres Zeichen dafür soll ab dem kommenden Frühjahr ein Konferenzraum sein, der nicht nur der Gemeinde, sondern auch Stendaler Vereinen und anderen Institutionen zur Verfügung stehen soll. Derzeit laufen die Renovierungsarbeiten in dem Raum, in dem ursprünglich eine Cafeteria eingerichtet werden sollte. „Wir haben uns überlegt, dass ein Konferenzraum eine sinnvollere Sache ist“, meinte Mukbel.

Seit kurzem hat die Gemeinde einen neuen Imam. Er stammt aus Syrien und ist mit 33 Jahren noch recht jung. Besonders angetan sind Msaik und Mukbel von seinem Engagement. Tatsächlich würden nun auch mehr Gläubige in die Moschee kommen, weil der Imam mit sich diskutieren lässt und auch bestimmte Dinge im Koran erklärt. „Einfach zu sagen, das ist eben so, reicht ihm nicht aus“, erläuterte Mukbel. Der vorherige Imam hatte wegen eines Wohnortwechsels gekündigt.